Freitag, 11. Januar 2019

Der Apfelbaum und die Bienen

~Zum heutigen "Tag des Apfels"~
 
 Sie schaute sich in ihrem Garten um, in ihrem schönen Garten, in dem
allerlei wuchs und blühte. Viele Bäume, Sträucher, Blumen und ein
bisschen Gemüse hatte sie in all den Jahren angepflanzt sowie einen
Apfelbaum.
 
 
Doch Bienen konnte sie in den letzten Jahren kaum noch entdecken.
Traurig wandte sie sich an ihren Nachbarn: "Ich kann kaum noch Bienen
entdecken, es werden von Jahr zu Jahr weniger."
"Ach, was nützt alles Jammern", erwiderte der alte Mann, "freuen wir uns
über die Bienen, die noch da sind."
Jedes Jahr freute sie sich über die vielen Blüten an ihrem Apfelbaum und
über die wenigen Bienen, die sie noch an den Blüten entdecken konnte.
Und in jedem Spätsommer freute sie sich über die Apfelernte, die jedoch
inzwischen von Jahr zu Jahr immer geringer ausfiel.
 
Traurig erzählte sie ihrem Nachbarn: "In diesem Jahr fiel die Apfelernte sehr
karg aus. Es sind nicht einmal genug Äpfel, um daraus Apfelmus für den
Winter einzukochen."
"Ach, was nützt alles Jammern", erwiderte er", genießen wir die Äpfel, die
noch da sind."
Als es ein Jahr später gar keine Äpfel mehr zu ernten gab, und sie den Tränen
nahe ihrem Nachbarn davon erzählte, zuckte er nur mit den Schultern:
"Ach, was nützt alles Jammern, genießen wir das, was sonst noch vorhanden
ist."
Äpfel gehörten jetzt nicht mehr dazu. Jedes Jahr wartete sie darauf, dass
die Bienen zurück in ihren Garten kamen, aber sie wartete vergeblich.
Sie hatte gehört, dass die Bienen im ganzen Land vom Aussterben bedroht
waren und darüber war sie sehr traurig.
 
"Wenn die Bienen ganz aussterben, wird es bald im ganzen Land keine
Äpfel mehr geben," gab sie ihrem Nachbarn gegenüber zu bedenken.
Der sah zwar ein, dass das Aussterben der Bienen tragisch war, aber wieder
zuckte er nur mit den Schulter und meinte: "Welchen Sinn ergibt es, darüber
zu jammern ? Erfreuen wir uns an dem, was noch da ist."
"Aber bald wird gar nichts mehr da sein, das wir noch ernten könnten",
entgegnete sie ihm leicht verärgert über seine Sorglosigkeit.
"Warum darüber jammern", sagte er "es ist wie es ist".
"Aber die Menschen hätten etwas gegen das Bienensterben unternehmen
müssen", protestierte sie.
"Hätte, hätte...", brummte er im Fortgehen, "dafür ist es jetzt zu spät".
 
Verständnislos sah sie dem alten Mann nach, wie er mit gekrümmtem
Rücken am Ende des Weges abbog und hinter einer Hecke verschwand.
 
© Ursula Evelyn
 
 
Fazit:
Es gibt Menschen, denen es nichts ausmacht, mit ansehen zu müssen, wie die
Natur um sie herum so ganz allmählich zerstört wird. Sie sehen auch keine
Veranlassung, sich für den Erhalt der Natur einzusetzen. Weder für Bienen,
noch für andere Tiere, ihre Heimat, das Land, die Welt, für den Erhalt des
gesamten Planeten oder gar für Gerechtigkeit usw.
 
Wenn wir Menschen uns damit begnügen, uns nur noch an dem zu erfreuen
und das zu genießen, was noch vorhanden ist, gleichzeitig jedoch mit der
lokalen und globalen Zerstörung und Ungerechtigkeit fortfahren, dann ist es
nur noch eine Frage der Zeit, bis alles zerstört ist. Nicht die Natur macht die
Fehler. Es ist der Mensch, der die Fehler macht.
 
~🍎~
 
Wer nicht an die Zukunft denkt,
der wird bald große Sorgen haben.
Konfuzius
 
*
Oder wie Mark Twain es formulierte:
Natürlich kümmere ich mich um die Zukunft.
Ich habe vor, den Rest meines Lebens darin zu verbringen.
 
*
 
Oder noch anders gesagt,
Wer heute die Realität verdrängt
wird morgen sein blaues Wunder
erleben.
Ursula Evelyn
 
~*~
 
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Foto unten: Pixabay


2 Kommentare:

  1. Ja, liebe Laura, so sind die Menschen, sie zerstören ihr eigene Lebensgrundlage und bemerken es nicht einmal.
    Ich sehe und höre Tag für Tag was alles unwiderruflich verloren ist und niemand ändert etwas.
    Manchmal mach ich einfach aus, weil ich alles nicht mehr sehen mag.

    Manchen Menschen fällt es auf, sie ändern es, doch der große Teil lebt einfach so weiter und denkt nicht nach.
    Dankeschön liebe Laura für die wunderschöne Geburtstagskarte und all die lieben Wünsche.

    Hab ein schönes Wochenende und liebe Grüße von mir zu dir
    Angelika

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  2. Danke für deine Meinung, liebe Angelika, ich weiß ja, dass dir die Natur genauso am Herzen liegt wie mir.
    Wir tun wenigstens etwas im Kleinen und machen zusätzlich auf die Probleme aufmerksam. Es ist so traurig, wenn man bedenkt, dass alles, was jetzt unwiderruflich zerstört wird, eine weitere Zerstörung nach sich zieht. Sterben immer mehr Insekten aus, finden die Vögel nicht mehr genug zu fressen usw.
    Ja, irgendwann ist die Menschheit selbst an der Reihe.
    Wir befinden uns bereits in einem Teufelskreis, denn Wissenschaftler haben wohl ausgerechnet, dass die Weltbevölkerung nur noch mit genügend Nahrungsmitteln versorgt werden kann, wenn weiterhin Pestizide zum Einsatz kommen. Das heißt, weiterhin vergiftete Nahrungsmittel für die Menschheit und weiteres Aussterben vieler Insekten, Tier- und Pflanzenarten.
    Was für traurige Aussichten !
    Dennoch, hab eine gute Woche, genieße das neue Lebensjahr und sei herzlich gegrüßt von
    Laura, die sich nun um das Abendessen kümmern muss :o)

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Danke für Deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit für ein paar nette Worte nimmst.

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