In einem sanft dahinplätschernden Fluss, verborgen zwischen moosbewachsenen Ufern und flüsternden Wäldern, trieb ein alter, dampfender Whirlpool gemächlich stromabwärts. Darin saßen zwei ungewöhnliche Reisende: Ferdinand, ein Frosch mit Vorliebe für Darjeeling, und Finley, ein neugieriger Fisch mit einer Sehnsucht, die ihn selbst überraschte.
Ferdinand trank Tee nicht einfach nur – er zelebrierte ihn. Mit einer winzigen Porzellantasse, die er einst in einem verlassenen Gartenhaus gefunden hatte, schlürfte er jeden Morgen seinen Aufguss, während der Nebel über dem Wasser tanzte. Finley beobachtete ihn dabei oft, seine Schuppen glitzerten im Dampf, und seine Gedanken wurden schwer.
„Wie schmeckt Tee?“ fragte Finley eines Tages, während sie unter einem goldenen Sonnenaufgang dahintrieben.
Ferdinand lächelte. „Wie eine Erinnerung, die du nie erlebt hast. Wie Wärme, die dich von innen umarmt.“
„Aber ich kann ihn nicht trinken,“ seufzte Finley. „Wasser ist mein Zuhause. Tee würde mich verletzen.“
Ferdinand dachte lange nach. Dann begann er, jeden Morgen laut zu beschreiben, was er schmeckte. „Heute ist der Tee wie ein Spaziergang durch Herbstlaub. Er hat die Tiefe von Geschichten, die Großmütter erzählen.“
Finley hörte zu, sog jedes Wort auf wie ein Duft, den man nicht riechen kann, aber trotzdem spürt.
Mit der Zeit wurde der Whirlpool nicht nur ein Gefährt, sondern ein schwimmender Tempel der Freundschaft. Ferdinand lernte, Tee nicht nur zu trinken, sondern zu teilen – in Gedanken, in Worten, in Gesten. Und Finley lernte, dass manche Dinge nicht durch Geschmack, sondern durch Nähe erfahren werden.
Eines Tages, als der Fluss sich in ein weites Delta öffnete und der Whirlpool langsam zur Ruhe kam, sagte Finley: „Ich glaube, ich habe Tee geschmeckt. Nicht mit meinem Mund, sondern mit meinem Herzen.“
Ferdinand nickte. „Dann war es der beste Tee meines Lebens.“
~*~
Das Wetter:
~*~
„Um das Leben halbwegs erträglich zu finden,
muss man sich an zwei Dinge gewöhnen:
An schlechtes Wetter und an
die Ungerechtigkeit der Menschen“.
Nicolas Chamfort (* 1741 ; † 1794 in Paris)
war ein französischer Moralist
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