Viele Menschen wollen dieses oder jenes im Leben schaffen.
Sie haben ein Ziel vor Augen.
Sie wollen Arzt, Ärztin, Manager, Journalist, Pilot oder Pilotin werden oder sie verfolgen
andere Berufsziele. Viele wollen einen Titel erwerben, der ihnen Respekt und Aner-
kennung verleiht. Sie wollen Karriere machen und strengen sich an. Tag für Tag setzen
sie sich unermüdlich ein, ihre Ziele in einem bestimmten Zeitrahmen zu erreichen.
Mit 18 Jahren wollen sie ihr eigenes Auto, mit 30 oder 35 Jahren heiraten, eine Familie
gründen und ein Haus bauen. Bis zum 40sten Lebensjahr wollen sie es beruflich so weit
gebracht haben, dass sie spätestens dann über ein gesichertes und ausreichendes Ein-
kommen verfügen, welches ihnen einen angenehmen Lebensstandard ermöglicht.
Natürlich wollen sie sich auch mindestens zweimal im Jahr eine Urlaubsreise gönnen
und alle 5 Jahre das neueste Automodell leisten usw.
Dass sie sich damit unter Druck setzen, fällt ihnen zunächst gar nicht auf. Erst wenn sie
abends müde und erschöpft vor dem Fernseher einschlafen, stellen sie fest, wie an-
strengend es ist, die selbst gesetzten Ziele und Pläne zu verwirklichen. Sie haben kaum
noch Zeit für sich selbst, für Freunde und Freizeitaktivitäten. Zudem macht ihnen der zu-
nehmende Stress zu schaffen. Das schadet nicht nur der Seele, sondern auch der Gesund-
heit und ist nicht gut für die gesamte körperliche Verfassung. Sie sind immer öfter
schlecht gelaunt, sie schlafen schlechter, weil sie nicht abschalten können und fangen an,
sich Sorgen um die Zukunft zu machen. Sie haben Angst, ihre Ziele nicht in der vorge-
gebenen Zeit zu erreichen und fürchten schließlich zu versagen.
Und ehe sie sich versehen, sind sie zwischen 35 und 40 und stellen fest, dass sie sich zwar
einen Mittelklassewagen leisten können, aber die Frau oder den Mann fürs Leben haben
sie immer noch nicht gefunden, geschweige denn haben sie es geschafft, eine Familie zu
gründen oder ein Haus zu bauen. Warum nicht? Hatten sie vielleicht keine Zeit, keine
Gelegenheit oder waren sie zu beschäftigt, vielleicht nicht aufmerksam genug?
Sie hetzen und jagen durchs Leben und haben doch ständig das Gefühl, auf der Stelle zu
treten oder sich im Kreis zu drehen. Irgendwann stellen sie sich die Frage, ob sie sich ihr
Leben so vorgestellt haben. Und bevor sie sich versehen, ist wieder ein Jahr vergangen.
Ein Jahr nach dem anderen vergeht, ohne dass sie ihre Ziele erreicht haben. Sie verdienen
zwar nicht schlecht, aber dafür arbeiten sie hart, oft bis in den späten Abend auf Kosten
der Freizeit. Außerdem plagt sie die Sorge, ihre Ziele überhaupt nicht mehr zu erreichen.
Plötzlich fürchten sie, das Leben zu verpassen.
Wie vielen Menschen ergeht es genauso Tag für Tag. Weil sie ihre Ziele zu hoch stecken
und unbedingt etwas erreichen wollen, etwas sein wollen, machen sie sich zu ihren eigenen
Sklaven und leben somit tatsächlich am Leben vorbei. Jetzt müsste es eigentlich heißen:
Loslassen, sich von selbstauferlegten Zielen, Plänen und Zwängen zu befreien, zu ent-
schleunigen und anfangen, das Leben zu genießen, sich Zeit nehmen, zu leben.
Doch sie stellen entsetzt fest, dass auch das nicht so einfach ist, denn steckt man erst einmal
in der Tretmühle fest, gibt es so schnell kein Entrinnen mehr. Schließlich werden wir schon
in jungen Jahren angehalten, an die »Rente« zu denken und für unser Alter vorzusorgen.
Diese Ermahnung vor Augen vergessen die meisten Menschen zu leben. Sie existieren nur.
Wenn sie das erkennen, müssten sie sich eigentlich fragen, ob sie sich vielleicht die
falschen Ziele gesetzt haben. Ziele schränken ein, sie setzen den, der sie verfolgt, unter
Druck. Das führt zu Stress und macht auf Dauer unzufrieden und schließlich unglücklich.
Genau das scheinen vor allem immer mehr junge Leute, die »Generation Z« erkannt zu
haben. Viele von ihnen wollen nicht mehr arbeiten. Sie ziehen es vor, weniger zu arbeiten
und weniger zu besitzen, dafür aber mehr Zeit für Freunde und Freizeit zu haben. Sie
nennen das:
»Work-Life-Balance«
In Zeiten von Fachkräftemangel stellen sie heute Bedingungen an die Arbeitgeber und
nicht umgekehrt. Bei knapp 2 Millionen offenen Stellen im Land, können sie sich das
locker erlauben. Das wird natürlich negative Folgen für die Wirtschaft haben, zumal
immer mehr Schüler die Schule ohne Abschluss verlassen und überhaupt keiner Arbeit
nachgehen wollen.
Wir befinden uns in vielerlei Hinsicht in einer Zeitenwende.
Das Ziel als Weg ?
Oder doch
Der Weg als Ziel ?
Es gibt nichts Tragischeres, als am Ende seines Weges erkennen zu müssen,
seine Lebenszeit mit dem Verfolgen falscher Ziele vertan zu haben.
Sehr viel wichtiger ist, auf dem Lebens-Weg eine schöne Zeit zu haben,
Glücksmomente zu erleben, Freude zu empfinden, sich begeistern und
staunen zu können. Auf diese Weise wird man am Ende des Weges
mit Dankbarkeit auf ein erfülltes und reiches Leben zurückblicken,
ohne jemals ein bestimmtes Ziel verfolgt zu haben.
Es ist einfach, zufrieden zu sein, man muss nur wissen wie !
~*~
»Wenn du das Glück begreifen willst, musst du es als Lohn
und nicht als Ziel verstehen.«
Antoine de Saint-Exupéry
~*~
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Fotos: Pixabay
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