Donnerstag, 23. August 2018

Wenn die Schatten länger werden

und der Tag, der im Morgenlicht so wunderbar begann, sich zur Ruhe neigt,


 nur hier und da noch ein paar Tauben gurren und die Amsel in ihr Abend-
ständchen vertieft ist, dann lasse auch ich die letzten Stunden eines schönen
Sommertages in aller Ruhe ausklingen.



Mit einem Glas Wein in der Hand, die Beine hochgelegt, die letzten
wärmenden Sonnenstrahlen des Tages, auf der Terrasse genießen.
Den Blick in den Himmel mit seinen eindrucksvollen Wolkenspielen, seinen
faszinierenden Farb- und Lichtspielen gerichtet, driften meine Gedanken
dann oft vom weltlichen Geschehen ab, hinüber in eine Welt der Träume.



Oder aber es sind Gedanken über die Zukunft, über das Älterwerden, das Alter.
Manchmal stellt sich mir die Frage, wie viel Zeit mir wohl noch geschenkt wird,
diese wundervolle Natur, meinen geliebten Garten und solche wundervollen
Sommertage - wie sie uns derzeit noch beschert werden, zu genießen.
Wie viel Zeit mir wohl noch mit meinen Lieblingsmenschen, meinen Freunden
und meinen Knuddels bleibt.

Niemand weiß, wann sein letztes Stündchen geschlagen hat, niemand weiß,
wann der letzte Tag, die letzte Nacht, die letzte Stunde im Leben anbricht.
Doch dieser Tag, diese Nacht, diese Stunde wird unweigerlich kommen,
auch wenn ich mir das im Moment so gar nicht vorstellen kann.
Ich weiß nur, dass es mir unsagbar schwerfallen wird, meine kleine Welt,
alles, was mir lieb und teuer ist, verlassen zu müssen.
Ich weiß, dass es mir ganz sicher schwerfallen wird, loszulassen vom Leben,
von meinem Leben mit all den Höhen und Tiefen, mit all den schönen und
weniger schönen Erinnerungen, mit all der Freude, der Liebe und dem Leid
sowie all den gesammelten Erfahrungen und gewonnenen Erkenntnissen, die
mich zu dem gemacht haben, was ich heute bin und bis zuletzt sein werde.
Ich liebe das Leben, habe es immer geliebt, mit allem was dazu gehört.
 
 Andererseits, je nachdem wie alt, wie gebrechlich, wie abhängig und
schwerkrank ich vielleicht werde, kann dieser Abschied auch eine große
Befreiung und Erlösung sein.

 Ich denke jeder Mensch, der die Siebzig überschritten hat, wird sich hin und
wieder solche Gedanken machen, denn in diesem Alter wird uns so bewusst,
dass die vor uns liegende Wegstrecke immer kürzer wird.
Wann, wo und wie wird diese Wegstrecke enden ?
Wann wird dieser Tag anbrechen ? Wie wird er sein, dieser letzte Tag -
oder die letzte Nacht, wie die letzte Stunde ?
Mit welchen Gefühlen werden wir diese Welt und alles, was wir so lieben,
verlassen ? Wird uns jemand beistehen und uns diesen Abschied erleichtern ?
Wie gut, dass niemand weiß, wann und wie es sein wird, wie gut, wenn man
ein wenig auf diesen Tag vorbereitet ist und nicht plötzlich aus dem Leben
gerissen wird.
 
Welche Gedanken mögen Menschen durch den Kopf gehen, die bereits das
achtzigste oder gar das neunzigste Lebensjahr überschritten haben ?
Einhundert Jahre und älter zu werden ist heutzutage durchaus möglich.
 

Welche Gedanken an einem wunderschönen, warmen Sommersonnentag,
so wie der gestrige, der mich schon früh morgens einen ganz leisen Hauch
von Herbst spüren ließ !
Doch es sind gerade diese schönen Sommer- und Spätsommertage, die
hoffentlich noch folgen werden, an denen mir bewusst wird, wie schwer
es mir fallen wird, all das eines Tages loslassen zu müssen. Abschied zu
nehmen von "meinem Garten", den ich mit so viel Liebe angelegt habe.
Loszulassen von den erlebten und gelebten Jahreszeiten. Mich von
geliebten Menschen verabschieden zu müssen und Lebewohl zu sagen.
 
Der Tod gehört zum Leben dazu, obwohl wir die Gedanken daran gerne
verdrängen. Doch mir gehen solche Gedanken immer mal wieder durch den
Kopf, weil sie mir bewusst machen, wie wichtig es ist, das Leben jetzt,
jeden Tag, jede Stunde, mit allen Sinnen zu genießen - wie kostbar unsere
Lebenszeit ist.
Mein einziger Trost ist, dass ich nichts vermissen kann, dass mit dem
Lebensende alles, auch die Erinnerungen ausgelöscht werden. Das ist
wahrlich ein Segen.

Aber wer weiß, vielleicht wartet dafür ein ganz anderes Dasein auf jeden
von uns, etwas Unbekanntes - vielleicht ein geistiges, wie auch immer
geartetes Dasein in einer anderen Dimension.


Amselgesang am Abend hoch auf der Spitze einer Tanne


Nein, für mich sind das keine traurigen oder bedrückenden Gedanken -
im Gegenteil -
ich freue mich und bin dankbar, dass es mir gut geht und
ich noch lebe :o)

~*~

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2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Laura, Gedanken, die ich mir auch schon gemacht habe.

    Nach dem Tod meines Mannes habe ich alles geregelt! Damit meine Nachkommen nicht vor schweren Entscheidungen stehen.
    Seine Kinder sind per Rechtsanwalt ausgezahlt worden! Sie wollten sofort ihren Pflichtteil haben, traurig aber wahr.
    Da sieht man das 25 Jahre nichts zählen.

    Selbst für Andre, der ja nun mal keine Entscheidungen treffen kann, habe ich eine Bestattungsvorsorge gemacht
    und alles beglaubigen lassen. Er wird von Köln nach Wassenberg geholt und hier beigesetzt.

    Gut das niemand weiß, wann das Stündlein geschlagen hat. Ich mache mir keine Gedanken darüber, wann, nur das wie war mir wichtig, und das ist entschieden!

    Glaube dir gerne das es dir schwer fallen wird dein geliebtes zuhause zu verlassen.
    Alt werden und gesund bleiben, ein schöner Gedanke, aber die Realität sieht oft anders aus.

    Wünsche dir von Herzen das du noch viele Jahre gesund bleibst und deinen Garten und alles was die lieb ist,
    noch lange genießen kannst.

    Herzliche Grüße
    Angelika

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    Antworten
    1. Danke für deine netten Worte, liebe Angelika. Wir müssen immer wieder versuchen, das Beste aus jedem Tag zu machen - auch wenn sich da draußen alles verschlechtert.
      Wir haben auch schon lange alles geregelt. Das ist so wichtig. Die meisten Menschen machen sich auch darüber keine Gedanken.
      Stimmt, hoffen wir, dass wir noch lange gesund bleiben und wenigstens in Würde alt werden können.
      Dir ein schönes und erholsames Wochenende, lass es dir gut gehen und sei ganz herzlich gegrüßt von
      Laura, die nun den Feierabend anläutet :o)

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Danke für Deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit für ein paar nette Worte nimmst.

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