Sonntag, 30. Oktober 2022

Sie wollten Freiheit

  und dafür sind sie Montag für Montag auf die Straße gegangen, bis sie ihr Ziel erreicht
haben und sich die Berliner Mauer 1989 öffnete. Wie groß war die Freude damals auf beiden
Seiten, sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland. Das Land war wieder vereint. Wie lange
vorher haben Politiker im Westen daraufhin gewirkt, bis es am 9. November endlich so weit
war und die Grenze geöffnet wurde. Von diesem Tag an konnten die Bürger Ostdeutschlands
wieder in Freiheit leben. Die Welt stand ihnen offen.
Sie wollten Freiheit, sie haben Freiheit und Demokratie bekommen !



Das ist mittlerweile über 30 Jahren her. Was ist inzwischen aus Ost und West geworden ?

Vor einiger Zeit habe ich eine sehr interessante Dokumentation im TV gesehen:
"Russland, Putin und wir Ostdeutsche"
und kurz darauf eine Talk-Show, in der dieses Thema behandelt wurde. Mich hat sowohl
die Doku als auch die Talk-Show bzw. die Ansichten der Gesprächsteilnehmer aus dem
Osten unseres Landes ziemlich überrascht.

Es ging in erster Linie um den brutalen Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine. Interessant
war, dass die jüngere Generation diesen Angriff verurteilt und in Putin den Aggressor sieht.
Ganz anders sieht das bei der älteren Generation aus, die mit dem Feinbild NATO aufge-
wachsen ist und auch dem Westen gegenüber feindlich gesinnt ist. Die älteren Menschen
sind jahrelang durch die Nähe zu Russland geprägt worden. Sie haben die russische Sprache
gelernt und russische Literatur gelesen.

Dass viele ältere Menschen aber jetzt dazu neigen, Putin und seinen Krieg zu verteidigen,
hat mich völlig sprachlos gemacht. Sie geben auch hier dem Westen die Schuld viel falsch
gemacht zu haben, sodass Putin gar nicht hätte anders handeln können, als diesen Krieg
vom Zaun zu brechen. Zuerst glaubte ich mich verhört zu haben, aber das war von den
älteren Bürgern im Osten des Landes absolut ernst gemeint.
 
Alles in allem hatte ich den Eindruck, dass die ältere Generation im Osten des Landes
ziemlich unzufrieden ist, sowohl mit der angeblichen Bevormundung des Westens, als
auch durch die "Medien" denen sie überhaupt nichts mehr glauben. Sie fühlen sich mehr
zu Russland hingezogen und als dessen Verbündete, statt zum arroganten und ignoranten
"Wessi".
 
Ein Ostdeutscher äußerte sich sogar dahingehend, dass er Russland als einen "Garant für
Frieden" und als "Sympathieträger" sehe, weil er das so gelernt habe.

Um ehrlich zu sein, mich haben beide Sendungen ziemlich auf die Palme gebracht.

In der Vergangenheit habe ich bereits des Öfteren gehört, dass sich viel Menschen im
Osten des Landes als Menschen zweiter Klasse fühlen. Sie fühlen sich gekränkt und
missverstanden. Sie haben wohl erwartet, dass es ihnen sofort nach dem Mauerfall
ebenso gut geht, wie den Westdeutschen. Die haben jedoch einige Jahrzehnte gebraucht,
um das Land nach dem 2, Weltkrieg wieder aufzubauen. Den heutigen Wohlstand haben
wir vor allem der harten Arbeit unserer Eltern und Großeltern zu verdanken. Auch
damals gab es nach dem Ende des Krieges massenhaft Arbeitslose, eben weil das Land
zerstört war. Der Wohlstand für die Menschen im Westen ist auch nicht über Nacht vom
Himmel gefallen.
 
Wenn ein Teil der älteren Generation im Osten des Landes nun Russland verteidigt,
dann empfinde ich das als extrem undankbar dem Westen gegenüber. Schließlich haben
wir mit unseren Steuergeldern dazu beigetragen, dass es im Osten wieder aufwärts
geht. Viele westdeutsche Firmen haben im Osten investiert und somit Arbeitsplätze
geschaffen. 
Jetzt haben sie die Freiheit, für die sie so gekämpft haben. Sie können in der ganzen
Welt herumreisen, was sie ja auch in großem Umfang tun und sind dennoch nicht
zufrieden. Sie fahren statt Trabbi und Wartburg jetzt Mercedes und VW und statt in
Ostblockländern zu urlauben, reisen sie heutzutage in die Karibik oder mit Kreuzfahrt-
schiffen über die Meere. Sie leben in Freiheit und können ihre Meinung frei äußern,
was vorher nicht möglich war. Sie können überall "Westware" kaufen und müssen
"Westfernsehen" nicht mehr heimlich anschauen. Und sie sind trotzdem nicht
zufrieden. Was haben sie denn erwartet ?
 
Auf einen "Trabbi" mussten die Menschen in der ehemaligen DDR 10 Jahre warten.
 
*

Also mich enttäuschen die Aussagen einiger dieser älteren Menschen im Osten
unseres Landes sehr. Besonders unangenehm ist mir die Gesprächsteilnehmerin Antje
Hermenau in der Talk-Show aufgefallen. Puh, die redet, ohne Luft zu holen und meist
nichts Gutes. Sie kritisierte empört den abgrundtiefen Hass, der Putin aus dem Westen
entgegengebracht wird und sie will das russische Gas zurück usw. Das Gezeter dieser
Frau, die als Politikberaterin tätig ist, war genauso schwer zu ertragen, wie ihre gegen
den Westen gerichtete Hetze.

Jedenfalls verstehe ich jetzt wesentlich besser, warum gerade im Osten so viele
Querdenker und Verschwörungstheoretiker unterwegs sind.

Schade eigentlich, dass so viele Menschen, die für FREIHEIT, FRIEDEN und
insbesondere für DEMOKRATIE demonstriert haben, nun nicht zu schätzen wissen,
dass sie all das jetzt leben können.

Wenn sie die Diktatur immer noch bevorzugen, möchte man ihnen raten, doch nach
Russland umzusiedeln. Dort dürfen sie dann ihre Meinung wieder genau wie in der
ehemaligen DDR nicht ungestraft äußern.
Sahra Wagenknecht, die in Jena geboren wurde, ist ja auch der Meinung, dass der
Westen einen Wirtschaftskrieg gegen Russland - also gegen Putin führt. Damit verurteilt
sie ebenfalls die verhängten Sanktionen. Für diese Aussage hat sie bei mir jede Menge
Sympathiepunkte eingebüßt, was ihr wahrscheinlich völlig egal ist.. ;o)).

Aber um das derzeitige chaotische Geschehen im Land, in Europa und in der Welt
besser ertragen zu können, dürfen wir ja zukünftig bald alle kiffen, denn unser
Superminister Lauterbach will Cannabis für den Privatgebrauch legalisieren, wenn
auch (leider) nur in kleinen Mengen ;o))).
Das zeigt einmal mehr, dass wir sonst keinerlei Probleme im Land haben.
Mit einem Joint sieht die Welt gleich viel rosiger aus und die Politiker nehmen wir
dann nur noch als Schauspieler wahr !
Vive la Allemagne !
 
 
Was für ein verrücktes Land wir doch geworden sind - im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich denke, so mancher ehemaliger alter Politiker würde sich im Grab umdrehen, wenn
er das jetzt alles erleben könnte.
Und was für verrückte Zeiten ! Man kann kaum glauben, was sich derzeit nicht nur
im Land, sondern auf dem gesamten Globus abspielt.
Wie lange kann ein solches Chaos noch gutgehen?

~*~
 
Demokratische Freiheit ist auch in stürmischen Zeiten der beste Kompass.
 
Richard von Weizsäcker
 
 ~*~
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Fotos: Pixabay

2 Kommentare:

  1. Ich könnte nach deinem Beitrag einen Joint gebrauchen so habe ich mich echauffiert. Ich habe nur noch nie geraucht und werde es auch zukünftig nicht tun. Ich konnte im Familienumfeld erleben, wie sich das auf die psychische Gesundheit auswirken kann.
    Die Rechtsverschiebung im Osten habe ich immer auf mangelnde Bildung geschoben - auf so eine Art Hinterwäldlertum. Nun scheint es, als seien die einfach anders programmiert und nicht in der Lage zu erkennen, dass sie sich mit dem Seitenwechsel anderen Bedingungen anpassen müssen - dass es gilt nicht nur Rechte sondern auch Pflichten wahrzunehmen. Die Rosinen aus dem Kuchen picken und den Rest nicht haben wollen.
    Die Welt scheint mir immer verquerer. Klimaretter entpuppen sich als Selbstdarsteller und pappen sich an Kunstwerken fest. Wie naiv muss man sein um nicht zu merken, dass so ein Verhalten der Sache eher schadet, weil sie die öffentliche Meinung gegen sich aufbringen. Klima retten, ein wichtiges Anliegen. Indem ich Müll, Aufruhr und Behinderung verursache rette ich kein Klima. Aber zur Not kann man noch anklagend mit dem Finger auf die Generation zeigen, die sich nach dem Krieg abgemüht hat und dann die Umverpackung vom veganen Burger in den nächsten Vorgarten werfen.

    LG Christiane

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    1. In Zukunft werde ich mich mit meinen Beiträgen mäßigen, liebe Christiane, denn ich möchte dich nicht aufregen. Versprechen kann ich es allerdings nicht, weil ich finde solche Tatsachen sollte ruhig jeder kennen. Meine Berliner Freundin, die sich solche Sendungen nie ansieht, war völlig überrascht, dass viele Ostdeutsche derart ticken.
      Man muss sich wirklich beherrschen, wenn man solche Äußerungen hört. Mich hat es richtig wütend gemacht. Vor gefühlten hundert Jahren habe ich auf er Insel einmal einen Joint geraucht, d.h. zwei Züge, und danach nie wieder. Muss man nicht haben.
      Genau, es ist das Rosinenpicken, das so wütend macht. Sie haben sofort Rente bezogen, sie sind sofort in das Sozialsystem integriert worden, obwohl sie nie eingezahlt haben usw. Sie jammern und klagen und hängen sich den Rechten an den Hals, als könnten die es besser machen. Der Osten hat inzwischen teilweise eine bessere Infrastruktur als der Westen. In manchen Oststädten sieht es gepflegter und nicht so verkommen, wie in einigen Weststädten. Und dennoch sind sie unzufrieden.
      Bei den Gemäldeklebern fällt mir nur der Begriff Dummheit ein. Das ist doch Sachbeschädigung und müsste bestraft werden. Aber unsere Justiz ist ja genau wie andere Behörden völlig überlastet. In den Jobcentern herrscht wohl das reinste Chaos wegen der vielen Asylanträge. (Es reisen ja wieder täglich über 10.000 Fachkräfte größtenteils aus Afghanistan und Syrien ein – Gäste auf Lebenszeit sozusagen). Die Schweiz winkt sie einfach durch oder transportiert sie mit Zügen in Richtung Basel, also nach Frankreich oder in unser Land. Das wird in den Medien überhaupt nicht erwähnt und von den Politikern schon gar nicht. Sie wollen es einfach nicht wahrhaben.
      Jetzt hat man doch tatsächlich schon bemerkt, dass das Rentensystem spätestens in fünf Jahren vor dem Kollaps steht, aber das konnte natürlich vorher niemand ahnen. Das wird auch auf die anderen Sozialsysteme zukommen.
      O armes Deutschland!
      Ach, was reg‘ ich mich wieder auf. Das ganze Land steht vor dem Kollaps, aber auch das will niemand wahrhaben. Machen wir trotzdem das Beste daraus, was bleibt uns auch anderes übrig?!
      So, nun wollen wir aber den ersten Schönwetternovembertag genießen und nachher zu einem weiteren Waldspaziergang aufbrechen. Der flotte Wind wird uns den Kopf von dem ganzen Mist frei pusten.
      Hab einen ebenso angenehmen, sonnigen Tag und sei herzlich gegrüßt von
      Laura, die sich ganz herzlich für deine Meinung zu diesem Beitrag bedankt.Mich interessieren andere Meinungen immer sehr :o))

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Danke für Deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit für ein paar nette Worte nimmst.

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