Montag, 3. Oktober 2022

Der Doppel-Wumms

 Die Maßnahme des Gaspreisdeckels als "Doppelwumms" zu bezeichnen, bestärkt
mich nun endgültig in der Annahme, dass dieser Kanzler nicht fähig und in der Lage
ist, diesem anspruchsvollen Amt gerecht zu werden. Die Energiekrise ist einfach zu ernst,
als dass man sie mit einem scherzhaften "Doppelwumms" ins Lächerliche ziehen könnte.
 
 
Mir ist aufgefallen, dass viele Bürger in unserem Land den Ernst der Lage scheinbar
ebenfalls locker wegstecken können. Denn sie schränken sich trotz der enormen
Verteuerung von Gas, Strom und Lebensmitteln nicht ein und fliegen erst einmal wieder
in Urlaub. Es sei ihnen von Herzen gegönnt, denn die Zeiten sind schlecht genug, da
will man sich wenigstens hin und wieder mal ein wenig Abwechslung gönnen und
entspannen. Zudem verbrauchen sie in dieser Zeit hier kein Gas und keinen Strom. Das
sind dann auch die Argumente der Urlauber. "Man weiß ja nicht, was nächste Woche ist" 
der "wir wollen einfach mal abschalten von alledem", "mal was anderes sehen und hören".
So, als könnten sie vor der Realität davonlaufen und von dieser am Urlaubsort nicht ein-
geholt werden. In den TV-Nachrichten war zu sehen, dass unter den Massen an den
Flughäfen alle Altersgruppen vertreten waren, die nach meinem Eindruck zum großen
Teil der Mittelschicht angehörten. Für diese Menschen scheinen die hohen Gas- und
Stromkosten kein Problem darzustellen. Daher kann man wohl davon ausgehen, dass
sie im nächsten Herbst und Winter auch nicht zu denen gehören, die sich über die hohen
Energiekosten beschweren und nach Vater Staat rufen. Übrigens, kann man auch bei
einem Spaziergang im Wald wunderbar entspannen. Das ist oft erholsamer, als der
ganze Stress auf den Flughäfen und in den Hotels.

Ich weiß nicht mehr, wer es war, der zu Bedenken gab, dass unser Weihnachtsfest in
diesem Jahr etwas dunkler und kälter ausfallen könnte, als in den vergangenen Jahren,
wodurch das Fest besinnlicher werde. Diese Aussage wurde von einigen Menschen
natürlich sofort sehr zynisch kommentiert, ja sogar ins Lächerliche gezogen. Andere
äußerten sich empört. Was für eine Zumutung, der Staat sich anmaßt!
 
Ich bin, weiß Gott, nicht mit der Arbeit dieser Regierung zufrieden, aber was ist
denn eigentlich so schlimm daran, das Weihnachtsfest mal etwas besinnlicher, ja etwas
demütiger bei Kerzenlicht zu feiern? Vielleicht einfach mal mit etwas weniger zufrieden
zu sein? Daran werden wir uns eh gewöhnen müssen, denn Wohlstand ist keine Selbst-
verständlichkeit. Bisher haben wir - jedenfalls die meisten von uns - ein relativ gutes
Leben geführt, aber der Wohlstand wird mehr und mehr schwinden und die Armut
zunehmen. Das war schon vor Jahren abzusehen. Man konnte sich darauf einstellen, z.B.
mit Verzicht und weniger Konsum. Das befreit enorm und führt obendrein zu viel
 mehr Zufriedenheit.
 
Schon vor ein paar Jahren hat Merkel in ihrer Rede beim Weltwirtschaftsforum in
Davos
„Eine Transformation von gigantischem, historischem Ausmaß“, angekündigt.
Weiter sagte sie mit Blick auf den Klimaschutz und die Digitalisierung:
 "Die gesamte Art des Wirtschaftens und des Lebens, wie wir es uns angewöhnt
haben, werden wir in den nächsten 30 Jahren verlassen“.
 
Inzwischen sind die Pandemie, der Ukraine-Krieg, die Energiekrise und eine erneute
Flüchtlingswelle mit ausschlaggebend dafür, dass sich die Gesamtlage in einem noch
 größeren Ausmaß verschlechtern wird. Die Möglichkeit von weiteren Krisen und
Konflikten sind dabei nicht einmal berücksichtigt - wie z.B. der enorme Fachkräfte-
mangel im Land.
 
FridayforFuture, also die jüngere Generation, ist doch die treibende Kraft, die sich
für den Schutz der Umwelt und des Klimas engagiert. Sie sollten also mit gutem
Beispielvorangehen und nicht nur protestieren, sondern verzichten lernen. Sie
könnten Urlaub, wie so vieles andere auch, von der ihrer "Will ich haben Wunschliste" 
streichen. Eltern der Generation "FfF" könnten, wenn sie es wollten, gute Vorbilder sein.
 

 
Es ist doch interessant, dass Berufstätige oft nicht nur durch ihre Arbeit gestresst sind,
sondern mittlerweile auch in der Freizeit.
Das sollte eigentlich zu denken geben und vielleicht dazu führen, einfach mal ein
paar Gänge zurückzuschalten und über den Sinn des Lebens nachzudenken.
 
Wozu lebt man denn eigentlich ?
Um Stress ausgesetzt zu sein ?

~*~

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Foto oben: Pixabay

2 Kommentare:

  1. Das Beispiel des unbekümmert in den Urlaub fahrenden Michels haben wir in nächster Verwandtschaft. 3 mal bisher dieses Jahr, Kreuzfahrt inbegriffen. Griechenland all inclusive, die Nordsee war ihnen zu teuer. Wenn wir Bedenken wegen der Heizkosten äußern machen die sich lustig über uns. Man hat schließlich Fernwärme ... womit wird da geheizt? Einen Brennstoff namens "Fern" kenne ich noch gar nicht. Ich will mich nicht aufregen. Wir probieren, unseren eigenen heizintensiven Dampfer sparsam über die Runden zu bringen. Die Rollläden sind dran, von dem was sie gekostet haben hätten wir sicher eine komfortable Reise unternehmen können. Jetzt versuchen wir uns an den Heizungseinstellungen sind aber mittlerweile auf die Empfehlung der Heizungsmonteure zurückgekommen, die Anlage in ihrem Automatikmodus zu belassen. Das System ist sorgfältig abgestimmt mit einem Abgleich zwischen den Heizkörpern, dem Außenthermostaten und der Einstellung an der Anlage selbst. Eingriffe bringen Ergebnisse die man so nicht erwartet hätte. Der Vorteil hier sind die kleinen Räume, wenn man die Türen geschlossen hält, wird es muggelig warm.

    Zwischen Ess- und Wohnzimmer haben wir jetzt einen Vorhang (aus dem Fundus). Tiefrot changierend wirkt er wie ein Theatervorhang und macht Lust auf Weihnachten. Hilft tatsächlich, die Wärme im Wohnzimmer zu halten. Ursprünglich, lange vor unserer Zeit, war da mal eine Doppeltür, die Türblätter haben wir auf dem Dachboden gefunden. Leider fehlt die Zarge. Kann man kaufen - aber es braucht einen Tischler, das in den Ursprungszustand zurück zu versetzen und die Türen müssten neu lackiert werden. Erstmal sehen, wieviel vom Ersparten nach der ersten Gaspreisabrechnung unter den gegebenen Umständen übrigbleibt.

    Auf Politiker sollte man sich nicht verlassen. Das sind Menschen aus der Schicht, die sich in das Geschehen unter ihnen nicht einfühlen können. Was tun, um einen Wandel in Gang zu bringen? Worte im stillen Stübchen allein genügen nicht, sie müssen bei der breiten Masse auch auf fruchtbaren Boden fallen. Und um demonstrierend auf die Barrikaden zu gehen bin ich einfach zu alt und zu gebrechlich. Früher haben wir gedacht, mit Protestliedern zur Gitarre die Welt verändern zu können. "hat doch auch was gebracht" meinte mein Cousin neulich. Finde ich nicht ...
    LG Christiane
    die überlegt, ob es besser ist, sich mit ignoranten Leuten zu treffen als mit gar keinen

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    1. Vielen Dank, liebe Christiane, für deinen ausführlichen Kommentar. Ich frage mich manchmal, ob so manche Bürger überhaupt eine Ahnung davon haben, was gerade im Land vor sich geht. Vielleicht heizen die meisten über „Fernwärme" ;o)))“. Man kann es wirklich nicht glauben. Auch wir mussten im Sommer Monteure in Anspruch nehmen, weil nicht nur am großen Terrassenfenster eine neue Scheibe eingesetzt werden musste, da die alte „blind“ wurde, wir haben der dieser Gelegenheit auch gleich neue Rollläden anbringen lassen. Daher kenne ich mich mit den Preisen aus. Aber es ist wirklich sinnvoll. Heizungsmonteure waren auch da und haben die Therme entsprechend eingestellt, um etwas mehr Gas zu sparen. Schaun wir mal, ob es was bringt. Wir haben das Glück, dass die Sonne, wenn sie tiefer steht, direkt gegen die großen Terrassenfenster scheint, sodass das Wohnzimmer schon dadurch erwärmt wird – und es soll ja wieder etwas wärmer werden. Im Januar und Februar wird das anders aussehen.
      Ein Vorhang aus dickerem Stoff kann tatsächlich Kälte abfangen. Türen wären natürlich besser – vielleicht im nächsten Jahr. Weihnachten ! Im Supermarkt wird selbstverständlich schon Weihnachtsgebäck angeboten. Egal, ich freue mich wieder sehr auf die Adventszeit – auch wenn es ein wenig kälter und dunkler wird. Man kann es sich trotzdem kuschelig und gemütlich machen.
      Politiker haben schon lange kein Interesse an der breiten Masse, sie begnügen sich damit, Vorschriften zu erteilen. Sie sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt, sowohl im Land, als auch in Brüssel. Meetings, Treffen und Sitzungen ! Und was kommt dabei raus? Gewschwurbel !
      Nee, auf die Straße würde ich auch nicht mehr gehen wollen und dennoch bin ich der Ansicht, dass auch ein einzelner Mensch etwas bewirken kann, wenn er seine Gedanken aufschreibt und veröffentlicht. Für Menschen, die das lesen, ist es vielleicht eine Anregung wenigstens einmal darüber nachzudenken. Obwohl, und den Eindruck habe ich, verdrängen viele Menschen negative Ereignisse – wie diejenigen, die sich mit einem Urlaub vom derzeitigen Geschehen ablenken wollen. Ich denke, es ist besser, sich mit negativen Geschehnissen oder Erlebnissen auseinanderzusetzen, was gesünder ist, als sie zu verdrängen. Natürlich muss man auch mal abschalten. Mir gelingt das am besten im Garten oder bei einem Spaziergang mit den Knuddels.
      Heute und in den kommenden Tagen sieht es nach schönem Herbstwetter aus. Genießen wir diese Tage und lassen es uns gut gehen, liebe Christiane !
      In diesem Sinne liebe Grüße für dich von
      Laura, die sich schon vor sehr langer Zeit von ignoranten oder arroganten Menschen verabschiedet hat, weil sie nur kostbare Lebenszeit stehlen. Seitdem geht es mir wesentlich besser :o))).

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Danke für Deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit für ein paar nette Worte nimmst.

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