In einem alten, moosbedeckten Wald, wo die Bäume flüsterten und der Wind Geschichten trug, lebte eine Eule namens Elara. Sie war alt, weise und hatte viele Winter kommen und gehen sehen. Doch in letzter Zeit war ihr Herz schwer. Die Sterne schienen blasser, die Tiere unruhiger, und selbst der Fluss, der einst fröhlich plätscherte, murmelte nun düstere Lieder.
Elara spürte, dass sich etwas ändern würde. Etwas Großes. Etwas Unaufhaltsames.
Also flog sie eines Nachts über die Baumwipfel hinweg, bis sie das Dorf am Waldrand erreichte. Dort lebte eine junge Frau namens Mira, die bekannt war für ihre Gabe, in die Zukunft zu blicken. Elara landete auf ihrem Fensterbrett und sprach mit einer Stimme, die wie Herbstlaub klang:
„Mira, ich bin gekommen, um zu sehen, was kommt. Der Wald ist krank vor Sorge.“
Mira nickte still, holte ihre Glaskugel hervor und legte ihre Hände sanft darauf. Die Kugel begann zu leuchten, und Bilder erschienen darin – flüchtig, wie Nebel im Morgenlicht.
„Ich sehe eine Zeit,“ sagte Mira leise, „in der die Wälder schweigen. Die Vögel fliegen nicht mehr, weil der Himmel zu laut ist. Die Flüsse tragen Plastik statt Leben. Die Menschen haben vergessen, dass sie Teil des Ganzen sind.“
Elara schloss ihre Augen. Ein Zittern ging durch ihr Gefieder.
„Aber,“ fuhr Mira fort, „ich sehe auch Hoffnung. Ich sehe Kinder, die Bäume pflanzen, nicht weil man es ihnen sagt, sondern weil sie es fühlen. Ich sehe Menschen, die wieder zuhören – dem Wind, dem Wasser, den Tieren. Die Zukunft ist kein Stein, Elara. Sie ist ein Samen. Und jeder kann entscheiden, ob er ihn nährt oder verdorren lässt.“
Die Kugel erlosch. Stille.
Elara öffnete ihre Augen. „Dann werde ich weiterfliegen. Weiter erzählen. Weiter erinnern.“
Und so kehrte sie zurück in den Wald, nicht mit Antworten, sondern mit einer Aufgabe: die Geschichten des Waldes zu bewahren, bis die Menschen wieder bereit sind, zuzuhören.
~*~
Wenn du durch den Wald gehst, lausche nicht nur den Vögeln –
lausche den Wurzeln, die sich unter deinen Füßen strecken.
Sie sagen: Wachse langsam. Halte dich fest.
Und wenn der Sturm kommt, tanze nicht dagegen –
sondern mit ihm.
~*~
Das Wetter:
~*~
Noch ein Haiku:
Die Blätter welken.




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