oder das Ende der fetten Jahre. Man könnte auch mal wieder ein berühmtes
Zitat zum Besten geben:
»Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben«.
Es ist wie so oft im Leben, man ändert seine Ansicht erst, wenn man selbst betroffen ist.
Wenn es z.B. an die eigene Geldbörse geht oder wenn es plötzlich heißt, länger arbeiten zu
müssen oder gar die Arbeit zu verlieren. Der Beispiele gibt es viele. Und da es immer mehr
Bürger im Land betrifft, werden natürlich auch immer mehr Bürger hellwach. Viele, die
heute erkennen, dass es mit dem Land immer weiter bergab geht, sind allerdings auch völlig
überrascht. Das konnte doch keiner ahnen! Das konnte doch niemand vorhersehen! Ja, es
hat sich gut schlummern lassen unter Muttis Fittichen. Es ließ sich so sorglos in den Tag
hinein leben, so schön bequem, weil die Mutti sich um alles kümmerte. Sie wollte uns
nicht mit irgendwelchen Kleinigkeiten belasten oder Unannehmlichkeiten zumuten. Also
legten wir uns wieder hin. „Ihr kennt mich“, pflegte sie zu sagen. Das schaffte Vertrauen.
Also ließen wir Mutti machen. Hach, diese sechzehn Jahre waren so herrlich problemlos!
Niemand musste sich Sorgen machen. Wir durften das Leben in diesem Land, in dem man
gut und gerne leben konnte, in vollen Zügen genießen, ohne uns einen Kopf um irgendetwas
zu machen.
Selbst als Mutti die Grenzen öffnete, und viele Fachkräfte ins Land holte, die später einmal
unsere Renten bezahlen sollten, wäre kaum jemand auf die Idee gekommen, dass das zu
einem ziemlichen Problem werden könnte. Mutti ließ ja verlauten. »Wir schaffen das«. Also
legten wir uns wieder zurück und ließen uns weiter einlullen. Jedenfalls die meisten von uns.
Mutti zu kritisieren, wäre eh zwecklos gewesen, denn alles, was sie tat, war ja alternativlos.
Also ließen wir Mutti weitermachen. Sie tat das alles selbstverständlich zu unserem Wohl
und um Schaden vom Land und uns Bürgern abzuwenden. Schließlich hat sie darauf einen
Eid abgelegt. So gingen sechzehn Jahre ins Land, in dem Friede, Freude, Eierkuchen
herrschte.
Zu bemerken wäre allerdings, dass sich in dieser Zeit so einiges im Land verändert hat. Das
Stadtbild zum Beispiel, wo es jetzt Überwachungskameras und Messer- sowie Waffenverbots-
zonen gibt. Das alles haben wir Mutti zu verdanken. Sie ist halt besorgt um uns Bürger. Auch
Besuche in einem Schwimmbad oder auf einem Weihnachtsmarkt sind nicht mehr das, was
sie einmal waren. In Freibädern kann man den Tag jetzt unter dem Schutz von Sicherheitsbe-
amten genießen und rund um Weihnachtsmärkte, von denen einige in »Wintermarkt« umbe-
nannt wurden, werden jetzt diese schützenden Poller aufgestellt, die von den Bürgern liebe-
voll nach Mutti benannt wurden. Eine große Ehre für sie. Sie hat überhaupt sehr viele Orden
bekommen und Ehrendoktortitel. Ja, Mutti ist eine Koryphäe. Wo sie auftritt, wird sie immer
noch umschwärmt und man applaudiert ihr, wenn sie ihre Lesungen hält oder in Talkshows
auftritt. Dann zeigt sie immer ihr freundliches Gesicht.
Doch mittlerweile fühlen sich viele Bürger und vor allem Bürgerinnen nicht mehr so sicher in
diesem Land, aber was soll’s? Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nun mal nicht, das
wird uns immer wieder eingeredet. Damit müssen wir halt jetzt leben.
Bürger, die es wagten, selbstständig zu denken und das Handeln der Mutti öffentlich zu hinter-
fragen und Bedenken zu äußern, waren plötzlich die Unanständigen, die Bösen. Sie hatten
Mutti mit solchen Äußerungen ziemlich verärgert. Und da man nicht sicher war, ob dafür sogar
eine Strafe drohte oder man »gecancelt« wurde, verhielten sich die meisten Bürger lieber ruhig.
Andere, die trotzdem ihre Meinung kundtaten, wurden auf einmal gnadenlos den »Rechten« zu-
geordnet. Und so nahm das Geraune im Land allmählich zu. Zuerst leise, dann immer lauter.
Schon deshalb, weil es mit Muttis Nachfolger, dem Genossen Olaf, auch nicht besser, sondern
sogar noch schlimmer wurde. Auf einmal sahen immer mehr Bürger den Scherbenhaufen, den
Mutti dem Land hinterlassen hatte und begannen ihren Unmut zu äußern. Doch Mutti hatte den Spitznamen »Teflon«, also wie die Pfanne, an der nichts anhaftet. Viele begannen sich zu fragen,
ob Mutti uns die ganze Zeit über an der Nase herumgeführt hatte. Nein, natürlich nicht, sie hat
es nur gut mit uns Bürgern gemeint, eben wie eine Mutti. Allerdings haben sich dann doch einige
Probleme im Laufe der sechzehn Jahre angehäuft. Das interessierte Mutti jedoch nicht. Sie hat
sie einfach ausgesessen. Sie wusste ja nicht einmal, was sie hätte anders machen sollen. Einen
Vorwurf für die jetzigen Zustände im Land kann man ihr also gar nicht machen. Sie ist der
festen Überzeugung, immer alles richtig und keine Fehler gemacht zu haben.
Doch jetzt kommt es ganz dicke. Denn mittlerweile hat wohl fast jeder Bürger im Land eine
Vorstellung davon, wie groß der Schaden tatsächlich ist. Im Land geht die Angst vor dem
Niedergang um. Die Wirtschaft erholt sich nicht. Von leeren Renten, Pensions- und Sozial-
kassen ist die Rede, von einem enormen Schuldenberg, von höheren Beiträgen und Steuern,
von längerer Arbeitszeit, von Jobverlusten, von Firmenpleiten und Insolvenzen, von kaputter Infrastruktur, fehlender Bildung, akutem Wohnungsmangel, überteuerten Mieten, zunehmender
Armut und verrotteter Bundeswehr, die nicht mehr in der Lage wäre, unser Land eventuell ver-
teidigen zu müssen. Na ja, und noch einige andere Probleme, die inzwischen allseits bekannt
sind und zum drastisch veränderten Stadtbild beitragen. Muttis Grünlinge, sorry Lieblinge
sind darüber besonders erfreut. Für sie kann es gar nicht bunt und vielfältig genug sein. Daher
sieht man jetzt auch immer öfter diese bunten Fahnen. Ja, es ist allerhand los auf unseren
Straßen.
Das alles haben wir Mutti und ihren treuen Anhängern zu verdanken, die unsere Steuergelder vorzugsweise in der ganzen Welt verteilen, statt sie für den Wohlstand der eigenen Bürger zu
verwenden und das Geld im eigenen Land zu investieren. Aber wir sind ja ein reiches Land
und haben viel Platz. Wir Bürger schränken uns daher gerne ein. Wir müssen halt lernen, mit
weniger von allem auszukommen und uns in Verzicht zu üben. Das soll ja bekanntlich glück-
lich machen. Wenn wir keine Arbeit mehr haben, haben wir dafür doch viel mehr Freizeit.
Man muss das einfach von der positiven Seite sehen. Versorgt werden wir ja trotzdem.
Allerdings wird die Armut massiv zunehmen. Waren wir einst eine Wirtschaftsmacht in der
Welt, worauf wir wirklich stolz sein konnten, so sind wir heute auf dem absteigenden Ast.
»Made in Germany« war einst ein Garant für deutsche Wertarbeit. Aber diese Zeiten sind
wohl für immer vorbei. So nach dem Motto, die Ersten werden die Letzten sein. Ja, es sieht
düster aus im Land und wenn ich an die kommenden Generationen denke, sehe ich nicht ein-
mal einen Funken Licht am Ende des Tunnels.
Wie auch immer, das dicke Ende wird unweigerlich auf dieses Land zukommen. Langsam
aber sicher. Ein Zurück gibt es nicht mehr! Wohin auch? Und vor allem, mit wem? Das
Tragische ist, es war alles mehr oder weniger absehbar und das seit ziemlich langer Zeit.
Es war die Zeit, in der Mutti uns in den Schlafmodus versetzt hat, in der die meisten Bürger
des Landes sich in einem Wohlfühlmodus der Geborgenheit und Behaglichkeit befanden, aus
dem wir jetzt unsanft geweckt wurden. Denn jetzt geht die Angst vor dem Niedergang um.
Mutti ist und bleibt die Beste!
Hoppla, was hat mich denn da geritten? Das hier ist doch keine Märchenstunde!
Sie war natürlich die reinste Katastrophe für dieses Land und Europa!
Oma Luise ist froh, dass sie einen Kamin hat. Falls der Strom ausfällt und es kein Gas
mehr gibt, dann ist wenigstens genug Holz vorhanden. Auch die Vorratskammer ist relativ
gut gefüllt. Zumal niemand genau weiß, wie der Winter wird. Vorsorge ist immer besser,
als nachher dumm aus der Wäsche gucken, meint Oma Luise.
~*~
Das Wetter:
Ist das Wetter gar nicht schön, musst du halt nicht rausgehen.
~*~
Ein Haiku
Herbstlaub fällt herab
auf des Waldes weichem Moos.
Zeit des Vergehens.
~*~
God bless Ukraine and Israel
~🍁🍂💛🌳~🍀~🌳💛🍂🍁~
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Haiku: Ursula Evelyn





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