Mittwoch, 5. November 2025

Brief eines Schriftstellers

 Wer hat seinen Namen nicht schon einmal gehört oder gar eins seiner großartigen Werke
gelesen: »Schuld und Sühne«, »Die Gebrüder Karamasow«, »Der Idiot« u.a..
Fjodor Dostojewski, war wohl einer der bedeutendsten russischen Schriftsteller. Er wurde
im November 1821 in Moskau geboren und starb im Februar 1881 in Petersburg. Von
1838 bis 1843 besuchte er die Ingenieurschule der Petersburger Militärakademie und war
anschließend als Ingenieur im Departement für Festungsbau beschäftigt. Ab 1845 widmete
er sich ausschließlich seiner schriftstellerischen Tätigkeit. 1849 wurde er wegen seiner Teil-
nahme an einem revolutionären Zirkel verhaftet und zum Tode verurteilt. Kurz vor seiner
Erschießung wurde er jedoch zur Zwangsarbeit und anschließendem Militärdienst in
Sibirien verurteilt. 1859 kehrte er nach Petersburg zurück, wo er im Alter von 60 Jahre
verstarb.



Am 10. Mai 1838, als er in Petersburger auf der Militärakademie war, schrieb Dostojewski
seinem Vater folgenden Brief:

Mein lieber guter Vater! 
Können Sie denn wirklich denken, dass Ihr Sohn zu viel verlangt, wenn er Sie um eine Unterstützung angeht? Gott sei mein Zeuge, dass ich Sie weder aus Eigennutz, noch aus wirklicher äußersten Not irgendwie schädigen will. Wie bitter ist es mir, wenn ich meine Blutsverwandten um eine Gefälligkeit bitten muss, die sie so schwer bedrückt! Ich habe meinen eigenen Kopf und eigene Hände. Wäre ich frei und selbständig, so hätte ich von Ihnen auch nicht eine Kopeke verlangt; ich hätte mich selbst an die bitterste Not gewohnt. Ich würde mich schämen, auch nur ein Sterbenswörtchen von einer Unterstützung zu schreiben. Jetzt kann ich Sie nur mit Versprechungen für die Zukunft vertrösten; doch diese Zukunft ist nicht mehr fern, und Sie werden sich mit der Zeit selbst davon überzeugen.

Jetzt bitte ich Sie, lieber Papa, zu berücksichtigen, dass ich im wahren Sinne des Wortes diene. Ich muss mich, ob ich will oder nicht, nach den Gepflogenheiten meiner jetzigen Umgebung richten. Warum sollte ich auch eine Ausnahme bilden? Solche Ausnahmestellungen sind oft mit den größten Unannehmlichkeiten verbunden. Das werden Sie auch selbst verstehen, lieber Papa. Sie haben ja genug unter Menschen gelebt. Beachten Sie also bitte folgendes: das Lagerleben eines jeden Zöglings der Militärlehranstalten erfordert mindestens vierzig Rubel. (Ich schreibe dies, weil ich zu meinem Vater spreche.) In dieser Summe sind solche Bedürfnisse, wie Tee, Zucker usw., nicht inbegriffen. Denn dies alles muss ich auch ohnehin haben, und zwar nicht nur des Anstandes wegen, sondern aus wirklicher Not. Wenn man bei feuchter Witterung und Regen in einem leinenen Zelte liegen muss, oder bei solchem Wetter müde und durchfroren von einer Übung heimkommt, so kann man ohne Tee leicht krank werden, wie ich es schon im vorigen Jahre beim Manöver erlebt habe. Ich will aber Ihre Notlage berücksichtigen und gänzlich auf Tee verzichten; ich will Sie daher nur um das Allernotwendigste bitten: um sechzehn Rubel für zwei Paar einfacher Stiefel. Ferner: ich muss ja meine Sachen, wie Bücher, Schuhwerk, Schreibzeug und Papier usw., irgendwo verwahren. Ich brauche für diesen Zweck einen Koffer, denn im Lager gibt es keine anderen Bauten als Zelte. Unsere Betten sind mit Leintüchern bedeckte Strohbündel. Nun frage ich Sie, wie ich ohne Koffer alle meine Sachen verwahren soll? Sie müssen wissen, dass der Fiskus sich gar nicht darum kümmert, ob ich einen Koffer habe oder nicht. Denn die Examina sind bald zu Ende, und dann brauche ich ja keine Bücher; der Fiskus sorgt für meine Equipierung, folglich brauche ich auch keine Stiefel usw. Wie soll ich mir aber ohne Bücher die Zeit vertreiben? Die Stiefel, mit denen uns der Fiskus versorgt, sind so schlecht, dass drei Paar davon in der Stadt für kaum ein halbes Jahr reichen.

Von Ihrer letzten Sendung habe ich mir fünfzehn Rubel zurückgelegt. Sie sehen also selbst, lieber Papa, dass ich unbedingt noch fünfundzwanzig Rubel brauche. Anfang Juni verlassen wir das Lager. Wenn Sie also Ihrem Sohne in seiner bitteren Not beistehen wollen, so schicken Sie ihm dieses Geld zum 1. Juni. Ich wage nicht, auf meiner Bitte zu bestehen; ich verlange nicht zu viel, doch mein Dank wird grenzenlos sein.

~*~

Mich berühren solche persönlichen Briefe aus einer völlig anderen Zeit, in der Söhne oder
Töchter ihre Eltern noch respektiert und geachtet haben. Es hat ihnen jedenfalls nicht ge-
schadet. Sicher war es eine andere, eine strengere Erziehung, als in den letzten Jahrzehnten
in diesem Land, welches nicht mehr mein Land, und trotzdem noch meine Heimat ist. Diese
antiautoritäre Erziehung haben viele Eltern mit gar keine Erziehung verwechselt. Eine
Mutter war nicht mehr Mutter, sondern Freundin. Diese Erziehung hat sich aus meiner Sicht
eher negativ auf diese Generationen ausgewirkt. Es ist heutzutage fast überall im Alltag fest-
zustellen, und drückt sich in mangelndem Pflichtbewusstsein, Verantwortungsbewusstsein,
Fleiß, Ordnungssinn, Respekt, mangelnder Rücksichtnahme, Höflichkeit, Disziplin, Ge-
wissenhaftigkeit, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Dankbarkeit und Demut aus. Es scheinen
Begriffe zu sein, mit denen viele Menschen nichts mehr anfangen können. Dabei sind es
gerade solche Werte, die für ein gutes, gesellschaftliches Zusammenleben notwendig sind.
Das war »früher« anders, ganz anders.

Anna Karenina auf dem Bahnhof, wie die KI sie sieht.

~*~
 
»Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, dass er glücklich ist.«
Fjodor Dostojewski

~*~

Biografien berühmter Persönlichkeiten haben mich schon immer sehr fasziniert. Es ist hoch-
interessant sich in das Leben dieser Menschen und in die jeweilige Zeit hineinzuversetzen.
Das Leben russischer Schriftsteller und deren Werke haben mich schon sehr früh begeistert.
Besonders Tolstois »Anna Karenina«, »Der Spieler«, »Krieg und Frieden« oder Tschechows
»Kirschgarten« u.a. Es sind wunderbare Romane für kuschelige Winterabende. Schon des-
halb, weil man in die zum Teil winterliche Landschaft dieses großen Landes eintauchen kann.

»Der Kirschgarten« - wie die KI ihn sieht.

~*~

Pasternack's Roman »Doktor Schiwago« war ebenfalls lesenswert. Den Film habe
ich, wenn ich mich recht erinnere, mindestens dreimal gesehen. Manche Filme
und Bücher bleiben einem ein Leben lang in Erinnerung.

~*~
 
Die Zeit vergeht, das gesprochene Wort aber bleibt.
Leo Tolstoi (* 1828 ; † 1910)
war ebenfalls ein bedeutender russischer Schriftsteller

~*~

Übrigens:
Apropos, »das war früher ganz anders«. Heute hält zum Beispiel die Generation »Z«
nicht sehr viel vom Arbeiten. Das scheint in besonderer Weise fürs Home-Office zu
gelten. Laut einer 20-Jährigen sei das typisch für ihre Generation. Sie z.B. schläft auch
mal während der Arbeitszeit, geht joggen oder einkaufen. Niemand merkt das, denn
sie loggt sich ein und die anderen nehmen an, sie arbeitet. Sie gibt zu, dass einige ihrer
Freunde genauso arbeiten bzw. nicht arbeiten. Ihre Arbeitszeit pro Woche beläuft sich
oft gerade mal fünf Stunden. Sie würde in Zukunft aber gerne viel Geld verdienen.
Na dann, viel Glück!
Wenn allerdings die KI deren Arbeit eines Tages übernimmt, bleibt dieser Generation
 wohl nichts anderes übrig, als der Gang in die Sozialkasse. Bleibt die Frage, wer soll
diese Kasse dann noch füllen?

Auch das noch:
Traurig aber wahr. Die ersten Weihnachtsmärkte werden abgesagt. Als Begründung
werden zu hohe Kosten für die Sicherheit genannt. Und so gehen unsere Traditionen
nach und nach verloren. Es waren gerade unsere Traditionen und unsere Kultur, die
das Leben in diesem Land so lebenswert machten. In ein paar Jahren wird davon
nicht mehr viel übrigbleiben. Is nix mit »Wir schaffen das«, wie unsere, (meine schon
gar nicht), selbstgefällige, ehemalige Herrscherin verkündete. Dafür haben wir jetzt
die Merkel-Poller rund um so manchen Weihnachtsmarkt und Messerverbote. So wie
sich das Stadtbild verändert, verändern sich eben auch die Weihnachtsmärkte, von
denen jetzt einige kleiner ausfallen und »Genussmarkt« genannt werden. Andere
werden in »Wintermarkt« umbenannt. Dafür darf in so manchen Straßen einiger Städte
die Ramadan-Beleuchtung bewundert werden. Für eine Weihnachtsbeleuchtung haben
einige Städte jetzt leider kein Geld mehr.
Ja, das Land hat sich drastisch verändert und ist auch religiöser geworden.
Nun denn!

~*~

Das Wetter:
Ist der Morgenhimmel knallig rot, meistens schlechtes Wetter droht.

~*~

Ein Haiku:
Abendhimmel rot,
Schatten ziehen langsam auf.
Stille kehrt nun ein.

© Ursula Evelyn

~*~
 God bless Ukraine and Israel
~🍁🍂💛🌳~🙏~🌳💛🍂🍁~
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🌟Bilder und Video-Clip mit KI erstellt by Lauras Home and Garden🌟

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