Auf der dunklen Seite jedoch lebte das Böse, der Hass, der Hochmut, die Habgier, der Geiz, der Neid, die Faulheit und die Rache. Hier herrschte eine eisige Kälte.
Und genau in der Mitte zwischen Licht und Schatten, befand sich ein langer Tunnel, der Tunnel der Zeit, von dem aber niemand wusste, wohin er führt.
Und obwohl die beiden Seiten unterschiedlicher nicht hätten sein können, so hatten sie doch etwas gemeinsam. Sie alle benötigten Energie, um leben zu können. Die, die auf der dunklen Seite lebten, brauchten davon natürlich viel mehr, als die, die eh' schon im Licht lebten.
Aber der Vorrat an Energie war auf beiden Seiten sehr begrenzt. Das wussten alle. Die, die im Licht lebten, waren genügsam. Sie strahlten selbst so viel gute Energie aus, dass es ringsum sie herum immer hell war und es genug Licht für alle gab.
Die Bösen jedoch, die im Dunklen lebten, benötigten sehr viel von dieser guten Energie. Ihre eigene Energie reichte bei weitem nicht aus, um genauso hell zu strahlen, wie die, die im Licht lebten. Doch sie wussten nicht, wie sie es anstellen sollten, an diese gute Energie zu gelangen. So überlegten sie, wie auch sie endlich im Licht und in der Wärme leben konnten. Und eines Tages beschlossen sie, sich auf den Weg ins Licht zu machen.
Zuerst traf der Hass auf die Liebe. Doch er konnte mit der Liebe nichts anfangen. Er wusste nicht einmal, was Liebe war und sein Hass wurde dadurch nur noch größer. Die Liebe jedoch wurde sehr traurig, denn ein solcher Hass war ihr noch nie begegnet. Dann traf der Hochmut auf der Lichtseite ein. Doch für die Demut hatte er nur ein müdes Lächeln übrig, was die Demut sehr traurig machte. Nun machte sich die Habgier auf den Weg. Und weil die Habgier weder Dankbarkeit noch Zufriedenheit verspüren konnte, ließ sie die beiden achtlos stehen, was die Dankbarkeit und die Zufriedenheit sehr traurig machte. Dann traf die Faulheit auf den Fleiß. Sie gähnte nur müde und legte sich gleich wieder hin, als sie sah, wie viel gute Energie sie benötigen würde und wie sehr sie sich anstrengen müsste, um im Licht leben zu können. Das wiederum machte den Fleiß sehr traurig. Nun trafen Geiz und Neid im Licht ein. Sie hatten es besonders eilig, an die gute Energie vom Glück zu gelangen, aber das Glück hatte sich bereits schleunigst auf und davon gemacht, auch wenn es jetzt sehr traurig war. Als Letzte traf die Rache ein und sah sich nach dem Frieden um. Der jedoch herrschte überall auf der Lichtseite. Die Rache konnte daher keinen Frieden finden, was sie erst so richtig wütend machte. Der Frieden jedoch war sehr traurig, weil die Rache sich nicht einmal bemüht hatte, ihn zu finden.
Da keiner von den Bösen das gefunden hatte, was er sich erhoffte, verzogen sie sich alle wieder mit ihrer schlechten Energie auf die Schattenseite zurück und lebten weiter in der Dunkelheit.
Auf der Lichtseite jedoch war eine große Traurigkeit über soviel Böses eingekehrt. Die, die auf der Lichtseite lebten, machten sich nun große Sorgen darum, wie es auf dem blauen Planeten weitergehen sollte. Immer wieder fragten sie sich, warum nicht alle glücklich und zufrieden in Dankbarkeit und Demut miteinander in der Wärme und im Licht leben konnten. Die Traurigkeit raubte ihnen viel, viel Energie, die allmählich zu schwinden drohte. Es ging schon viel Licht und viel Wärme verloren und es begann schon ein wenig dunkel zu werden. Doch dann trafen aus dem Tunnel der Zeit viele Unschuldige, die auch Kinder genannt wurden, auf der Lichtseite ein. Die Unschuldigen weinten, als sie die große Traurigkeit sahen und baten sie um ihre Hilfe: „Bitte Traurigkeit, du musst wieder gehen, wir brauchen doch das Licht und die Wärme auf unserem Planeten. Wir brauchen das Gute, die Liebe, den Frieden, die Demut und die Dankbarkeit, damit wir das Böse eines Tages überwinden können.“
Das konnte die Traurigkeit verstehen. Und bevor sie sich auf den langen Weg durch den Tunnel der Zeit machte, drehte sie sich noch einmal um: „Seht ihr das Licht dort hinten am Ende des Tunnels?“ Als alle nickten, fügte sie noch hinzu: „Da lebt die Hoffnung und so lange ihr dieses Licht seht, werdet ihr immer genug Energie haben, um euch für das Gute auf diesem Planeten einzusetzen“.
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