Samstag, 21. Januar 2023

Ein Gespräch

 


Im letzten Sommer habe ich ungewollt ein Gespräch zweier Nachbarinnen verfolgen können,
die sich in der Nähe unseres Gartens unterhielten, während ich auf der Terrasse die Seele
baumeln ließ. Ich weiß wirklich nicht, warum mir dieses Gespräch, von dem ich nur
Wortfetzen mitbekam, gerade jetzt in den Sinn kommt. Vielleicht liegt es daran, dass ich in
den letzten Tagen ziemlich viel über Bildung, Ausbildung, Studium und in dem Zusammen-
hang über Intelligenz nachgedacht habe.
Ein studierter Mensch muss nicht unbedingt intelligent sein und ein intelligenter Mensch nicht
unbedingt studiert haben. D.h. aus meiner Sicht verfügt ein studierter oder ausgebildeter
Mensch über gute Fachkenntnisse auf seinem speziellen Gebiet, nicht aber unbedingt auf
anderen Gebieten oder über eine gute Allgemeinbildung. Auch muss er nicht zwangsläufig
intelligent sein. Eine Hausfrau mit mittelmäßiger Bildung oder Ausbildung dagegen kann
recht intelligent sein, auch ohne Studium. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Intelligenz
u.a. auch vererbt wird. Zu welchen Anteilen vom Vater oder von der Mutter, darüber ist
man sich allerdings nicht einig.
Ein Thema für sich.
 
Aber zurück zu diesem Gespräch. Die eine Nachbarin, etwa 70 Jahre alt, geschieden mit drei
 erwachsenen Kindern, hat, wie sie immer wieder gerne betont, studiert. Die andere Nachbarin,
etwa 80 Jahre alt, verheiratet, ist Hausfrau und hat nicht studiert. Sie ist aber, das konnte ich
während einiger Gespräche mit ihr schnell feststellen, sehr intelligent und verfügt obendrein
über eine gute Allgemeinbildung. Soweit ich einfaches Gemüt, ohne Studium, mit einer ganz
normalen Ausbildung und einem Minimum an Allgemeinbildung, das überhaupt beurteilen
kann. Allerdings bin ich extrem neugierig und ständig auf der Suche nach Antworten auf die
unzähligen Fragen, die mich beschäftigen.

Ich konnte dem Gespräch der beiden Damen entnehmen, dass es sich um Inseln im Mittelmeer
handelte. Der älteren der beiden Damen schien der Name einer Mittelmeerinsel, deren Name
mit „K“ beginnen sollte, nicht einzufallen. Also fragte sie die Studierte:
Wie heißt diese französische Insel im Mittelmeer mit "K" noch gleich“?
Worauf die Studierte antwortete: „Kreta“.
Die Ältere schien einen Moment verdutzt zu sein, dann sagte sie erstaunt: „Aber das ist doch
eine griechische Insel“.
„Nein", behauptet die Studierte, "Kreta ist eine französische Insel".
 
Ich musste innerlich schon schmunzeln, weil die Ältere natürlich Korsika meinte, aber das fiel
ihr partout nicht ein. Also sagte sie nur: „Na ja, ist ja auch egal“.
 
Wahrscheinlich wollte sie die Studierte nicht mit deren Unwissenheit kompromittieren.
Das empfand ich als sehr nette Geste. Die Studierte jedoch lebt jetzt wohl weiter in dem
Glauben, dass Kreta eine französische Mittelmeerinsel ist.
 
Das sind kleine Anekdoten im Leben, die mich manchmal an Karikaturen erinnern und
schmunzeln lassen. Das Schöne ist, davon gibt es so viele - auch aus dem Verwandten und
Familienkreis, dass ich mit diesen kleinen Episoden inzwischen ein ganzes Buch füllen könnte.
Da ich eh gerne schreibe, sollte ich vielleicht sogar mal darüber nachdenken.

~*~

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Bild: Pixabay
 

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