Samstag, 24. September 2022

Spare in der Zeit

 dann hast du in der Not. Dieses Sprichwort hat meine Großmutter mir schon in ganz jungen
Jahren mit auf den Weg gegeben und ich habe diesen gut gemeinten Rat nie vergessen. Sie hat
diese sprichwörtliche Weisheit wohl auch meiner Mutter ans Herz gelegt, denn meine Eltern
haben vorgelebt, was ich mein ganzes Leben beherzigt habe. Nur etwas zu kaufen, oder
anzuschaffen, wenn ich es mir auch leisten kann.


Meine Mutter z.B. hat jeden Monat von ihrem Haushaltsgeld einen kleinen Betrag
für einen kurzen Urlaub gespart, den wir uns dennoch nicht jedes Jahr leisten konnten.
Wenn das Geld reichte, dann fuhren wir mit dem Zug mal in den Westerwald oder zu
meinem Großonkel auf dessen Bauernhof ins schöne Hessenland. Komfort war natürlich
nicht angesagt, und schon gar kein Sterne-Hotel, nein wir verbrachten die Ferien in einer
kleinen Pension, ohne Bad, nur mit einem Waschbecken in den einfachen Zimmern
oder aber im spärlich eingerichteten Bauernhof des Großonkels. Dafür konnten wir uns
aber einen Besuch im Freibad leisten. Dort gab es sogar mal ein Eis (1 Kugel für zehn
Pfennig) oder eine Limonade.
Ich habe absolut nichts vermisst und nur schöne Erinnerungen an diese unbeschwerte
und sorglose Ferienzeit. Woran ich mich in meiner Kindheit auch gerne erinnere, ist,
dass meine Eltern viel Zeit für uns hatten. Meine Mutter, die nicht berufstätig war, hatte
immer Zeit für uns, jeden Tag. Sonntags unternahmen wir zusammen einen Spaziergang.
Mal auf dieser und mal auf der anderen Rheinseite. Am späten Nachmittag gab es dann
zu Hause einen leckeren Kuchen, den Mutter bereits früh morgens gebacken hatte. Es
war ein einfaches, aber zufriedenes und für uns Kinder ein glückliches Leben in liebe-
voller Geborgenheit.

Heute dagegen ist es fast selbstverständlich, sich alles zu gönnen, zu kaufen und
anzuschaffen, auch wenn man es sich nicht leisten kann. Dafür gibt es ja eine Bank,
die das nötige Geld vorstreckt. Heutzutage möchte man viele Dinge besitzen, ein
Haus, ein Auto, eine tolle Wohnung, moderne Möbel, möglichst nur Markenkleidung,
den neusten Fernseher, das neuste Smartphone, die größte Stereoanlage und selbstver-
ständlich muss ein oder zweimal im Jahr auch eine Urlaubsreise in ferne Länder drin
sein. Auch der Besuch in einem feinen Restaurant, oder mal ein Konzert - und Theater-
besuch gehört dazu. Das muss heutzutage alles sein, wenn auch vieles davon auf Pump
finanziert wird. Und obwohl beide Elternteile berufstätig sind, reicht das Geld oft trotz-
dem nicht, zumal die heutigen Kinder gewisse Ansprüche stellen. Schließlich soll es
ihnen an nichts mangeln. Zwölf bis dreizehnjährige Kinder erhalten heutzutage zwanzig
bis zweiundzwanzig Euro und mehr im Monat. WOW ! 
So richtig problematisch könnte es jedoch werden, wenn ein Elternteil den Job verliert
und arbeitslos wird. Wie soll man dann bei den angehäuften Schulden den Wohlstand
halten können und über die Runden kommen?
 
Nicht nur, dass kaum Zeit für die Kinder und deren Erziehung bleibt, die sind mit ihren
Smartphones schon ausreichend beschäftigt, nein, jetzt kommen auch noch schlaflose
Nächte, Sorgen und Problem hinzu. Was, wenn beide Elternteile arbeitslos sind? Heute,
in Zeiten von künstlicher Intelligenz sind viele Arbeitsplätze nicht mehr unbedingt sicher.
Die Inflationsrate steigt. Das Geld verliert an Wert. Alles wird teurer. Wie soll das alles
bezahlt werden und wovon, wenn am Monatsende nichts übrigbleibt? Probleme und Geld-
sorgen können erdrücken. Es kann krank machen, wenn man nicht weiß, wie es weiter-
gehen soll - und verzichten möchte auch kaum jemand. Jetzt bei den gestiegenen Energie-
kosten, geht ein Aufschrei durchs Land. Eine Zwickmühle tut sich auf, aus der es keinen
Ausweg mehr zu geben scheint und dafür wird die Regierung verantwortlich gemacht.
Nie würde man auf die Idee kommen, sich vielleicht finanziell übernommen zu haben.
Wer allerdings mit wenig zufrieden ist und auf vieles verzichten kann, muss auch nicht
so hart arbeiten und wer nicht so hart arbeitet, hat auch mehr Zeit für sich und seine
Kinder. Nichts bereuen Eltern in ihren späteren Lebensjahren mehr, als sich keine Zeit
für ihre Kinder genommen zu haben.
 
Der Rat meiner lieben und wertgeschätzten Großmutter, "Spare in der Zeit, dann hast
du in der Not" ist wirklich Gold wert. Eine finanzielle Rücklage trägt nicht nur zu einem
relativ sorgenfreien Leben bei, sondern auch zu einem zufriedenen. Voraussetzung ist
natürlich, ein vernünftig bezahlter Job. Wer kein regelmäßiges Einkommen hat, kann
natürlich auch nichts sparen. Das sollte jedoch kein Problem sein, denn derzeit werden in
unserem Land 1,9 Millionen offene Stellen angeboten, da ist sicher für jeden der
2.5 Millionen Arbeitslosen und ca. 4 Millionen Hartz-IV-Empfänger etwas dabei und falls
nicht, ist auch das kein Problem, denn jedes Jobcenter bietet Ausbildung, Weiterbildung
und Umschulung an. Man muss nur wollen. Stattdessen schmeißen immer mehr junge
Angestellte zwischen 25 und 35 Jahre ihre Jobs hin. Es lebt sich wohl sorgenfreier mit der
Hilfe vom Sozialamt. Andere verlassen das Land und wandern aus. Es droht eine wahre
Kündigungswelle der Generation "Y".
Die Unternehmen sind alarmiert, denn da könnte sich eine weitere Krise anbahnen.
Nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für die Sozialkassen.
 
~*~

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Foto: Pixabay

1 Kommentar:

  1. Den Spruch kenn ich auch noch. Heutzutage müssen viele Menschen erstmal etwas haben, was sie zurücklegen können. Bei uns zuhause war finanziell auch nicht viel zu holen. Wir waren zufrieden. Wahrscheinlicher zufriedener als heute mancher, der sich alles leisten kann. Und man war dankbar wenn sich ein lang gehegter Wunsch erfüllt hat. Heute haben die Leute ein über entwickeltes Anspruchsdenken. "Alles für einen und mehr für mich". Da gibt es auch einen schönen Spruch:" geben ist seliger als nehmen". Hab ich früher auch oft gehört :-)
    LG Christiane

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