Sonntag, 1. September 2019

Der Sommer geht

 der Herbst kommt.
 Hui, der ist aber pünktlich in diesem Jahr. Auf den Tag genau - also dem
meteorologischen Beginn des Herbstes - hält er seinen Einzug. Trüb, grau,
etwas Nieselregen, gemäßigte Temperaturen sowie hier und da ein
schwacher Sonnenstrahl. Und prompt stellt sich dieses unvergleichliche
Herbstgefühl und mit ihm auch die Freude auf diese Jahreszeit ein.
 
Die Zeit der Veränderung in der Natur. Die Zeit des Verblühens und des
Blätterfallens in den ersten Stürmen. Das Blätterrascheln, wenn man durch
das herabgefallene Laub schlendert. Ich mag diese Zeit sehr, wenn die
Sonne sich hinter einer milchigen Wolkenschicht versteckt und die Tage
in diese melancholische Stimmung versinken.

 
Der Herbst, die Zeit der Ernte und Dankbarkeit. Diese farbenprächtige Zeit,
wenn sich die Natur noch einmal aufbäumt, bevor sie sich auf die Winterruhe
vorbereitet und die Tage wieder kürzer und die Nächte länger werden.
Was für eine schöne Zeit diese Jahreszeit doch ist !
 

 

Die letzten Rosen im sanften Sonnenlicht.

 
Ein selten gewordener Schmetterling auf Nahrungssuche, bevor auch der
Sommerflieder endgültig verblüht. Haselnüsse für die Eichhörnchen.
 
 
Hortensien blühen noch bis spät in den Herbst hinein.
Ihre Farben verblassen jedoch mit jedem Tag.
 

 
Es ist kühler geworden - angenehm und doch warm genug für die nun
anfallenden Arbeiten im Garten, der so allmählich auf die kalte Jahreszeit
vorbereitet und das viele Laub wieder vom Rasen, den Wegen und
den Terrassen gefegt werden muss.
Wie schnell ist die Zeit des Sommers doch vergangen !
 
 
Der Herbst zieht ein und mit ihm die Zeit der Vergänglichkeit,
die Zeit des Nachdenkens, die Zeit der Erinnerung an den Sommer,
der nun endgültig vorbei ist. Noch können ein paar schöne spät-
sommerliche Tage und ein goldener Oktober folgen, aber man
spürt und nimmt ihn überall wahr, den Herbstbeginn.
Der Herbst ist aber auch eine Zeit der Einsamkeit, in der man
sich zurückzieht, mehr in sich geht, innehält, sich besinnt und
vielleicht öfter als sonst über den Sinn des Lebens nachdenkt,
über das Altern und die Endlichkeit des Lebens.
 
Aber es ist auch die Zeit, in der es im Haus wieder so richtig kuschelig wird.
Ich freue mich darauf, wenn die ersten Herbststürme ums Haus fegen,
die Regentropfen gegen das Fenster und aufs Dach trommeln und
bald das erste Feuerchen im Kamin lodert.
 Auf die gemütlichen Teestunden, die Bücher die noch darauf warten
gelesen zu werden oder einfach nur durch das Fenster in den Garten
zu schauen, die Vögelchen zu beobachten und zuzuschauen, wie
die Blätter von den Bäumen segeln und die schweren, grauen Wolken
dahinziehen.
 
Im Herbst kommt mir immer auch dieses Rilke-Gedicht in den Sinn:
 
"Herbsttag" - Herr: es Zeit.
Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke (Paris 1902)
 
 
Oder dieses Gedicht von Hebbel:

 
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah,
die Luft ist still, als atmete man kaum
 und dennoch fallen raschelnd fern und nah
die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht die Feier der Natur,
dies ist die Lese, die sie selber hält,
 denn heute löst sich von den Zweigen nur,
was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
 
~*~
 
Genießen wir den Herbst mit all seiner Farbenpracht,
seinen Stimmungen, seiner Melancholie,
seinen Herbstträumen, seinen länger werdenden Schatten
im milden Sonnenlicht, seinem Morgentau,
seinen vielen Spinnweben, den in Nebel gehüllten Wald,
seinen Stürmen und dem ersten Raureif.
 
Mit dem Herbst beginnt eine wundervolle Zeit !
 
Hach, ich freue mich auf den Herbst und die
Spaziergänge mit den Knuddels durch das
raschelnde Laub im Wald.
 
~*~
 
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 


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