Dienstag, 25. August 2015

Der schönste Tag im Leben

einer Frau ist wohl ihr Hochzeitstag.
Ich durfte diesen Tag gleich zweimal erleben.
Selbstverständlich war ich beide Male ganz fest davon überzeugt, dass der an diesem
»schönsten Tag« geschlossene »Bund fürs Leben«, auch ein Leben lang halten würde.
Ich glaubte fest daran, dass dieses Hochgefühl an diesem Hochzeitstag ein Leben
lang andauern würde und als Romantikerin habe ich, wie wahrscheinlich fast jede Frau,
natürlich von einer Hochzeit »Ganz in Weiß« geträumt.
Doch dieser Traum hat sich bei meiner ersten Trauung in Berlin nicht erfüllt, da sie »nur«
auf dem Standesamt stattfand.
Im berühmten »verflixten 7. Jahr« war es dann vorbei mit der Hochgefühls-Zeit und
den mehr oder weniger glücklichen Jahren einer Ehe. Der Alltag und das, was sich im
Laufe der Zeit so als Eheleben abzeichnete, entsprach so gar nicht meiner Vorstellung
von einem glücklichen Leben zu zweit.
Da halfen auch die umfangreichen kulturellen Angebote, die große Anzahl allermög-
lichen Restaurants, das Berliner Nachtleben mit seinen Theatern, Kinos, Discos,
Clubs und Bars nicht, ein wenig Abwechslung in unser Leben zu bringen. Es war die
Ehe selbst, die nicht mehr das war, was ich mir von einer Ehe erhofft hatte. Und so
steuerte ich, ohne mir dessen bewusst zu sein, Jahr für Jahr auf das Ende meiner Ehe
 zu, ohne den Mut aufzubringen, einen Schlussstrich darunterzusetzen. Das Schicksal
übernahm es schließlich, diese Ehe zu beenden.
  
Das jedoch konnte ich damals an diesem »schönsten Tag« nicht ahnen. Wie hätte ich
damals auch ahnen können, dass sich selbst mein Traum von einer kirchlichen Trauung
»Ganz in Weiß« in genau sieben Jahren und einem Tag - in einer Entfernung von genau
7.705,07 km Luftlinie noch erfüllen sollte und dass Ehemann Nr. 1, Ehemann Nr. 2
sogar kennenlernen würde ? Wie das Leben so spielt !
 
 
 
 Barbados im Dezember 1976
Auch diese 2. Eheschließung sollte für immer und ewig sein.
Davon war ich auch an diesem »schönsten Tag im Leben einer Frau« ganz fest über-
zeugt. Es war ein glücklicher Tag, ein sehr glücklicher, dieser 2. schönste Tag in
meinem Leben, den wir mit vielen Freunden bis in die frühen Morgenstunden ausge-
lassen feierten. Es war ein traumhafter Tag, der sieben Jahre später wieder in diesem
»verflixten 7. Jahr«, in einem Albtraum enden sollte. Denn das Schicksal hatte auch
dieses Mal wieder anderes mit mir vor ! Hätte ich das ahnen sollen - können - müssen?
Das Leben schreibt das Drehbuch und führt Regie - ich war »nur« eine der
Hauptdarstellerin !
 
 Dass beide »Hochzeitstage« nicht zu den glücklichsten und schönsten Tage in meinem
Leben zählen würden, sollte ich allerdings erst viele Jahre später feststellen. Zu der Zeit,
als ich geheiratet habe, war ich - so empfinde ich das im Nachhinein, eben noch viel
zu jung, um zu wissen, was wahre Liebe wirklich bedeutet. Später wurde mir auch klar,
dass ich beide Male nicht aus Liebe geheiratet hatte, sondern weil ich verliebt war.
Und das ist ein ganz gewaltiger Unterschied. Heute würde ich »Verliebtsein« eher mit
einer Krankheit vergleichen. Man hat diese berühmte rosarote Brille auf der Nase. Man
fühlt sich wie im Wolkenkuckucksheim. Man hat Schmetterlinge im Bauch, so ein
Kribbeln. Man ist naiv, geblendet und malt sich alles in den schönsten Farben aus. Die
Hormone spielen verrückt. Man durchlebt ein Gefühlschaos. Ein wahres Wechselbad
der Gefühle bricht über uns herein, das einem den Verstand zu rauben scheint, bis man
nicht mehr Herr/Frau seiner Sinne ist und dem Trugschluss unterliegt, dass das, was
man da gerade empfindet und durchlebt, wahre Liebe sein muss. Man träumt von
einem Leben zu zweit, in dem man auf der berühmten Wolke 7, zusammen bis ans
Ende aller Tage dahinschwebt.
 Was für ein Irrglaube !
 
Was einem in jungen Jahren fehlt, ist ganz einfach die Erfahrung. Denn diese
»Verliebt-Sein-Phase« ist natürlich nicht von Dauer. Irgendwann, spätestens wenn der
Alltag einkehrt, wird der Kopf auch wieder klar und man sieht die Welt um sich herum,
den Partner eingeschlossen, mit einem Mal wieder so, wie sie wirklich ist. Man fällt
aus dem Wolkenkuckucksheim auf dieser Wolke 7 zurück in die Realität. Man wacht
aus seinen rosaroten Brillen-Träumen auf und erkennt plötzlich, dass die Ehe eben
kein andauerndes Zuckerschlecken ist, das uns wie unter einer Dopamin und Serotonin
Überdosis, in einen ewigen Glückszustand versetzt. Erst jetzt beweist sich, ob man auf
Dauer zusammen glücklich werden kann. Denn wahre Liebe muss wachsen und das
braucht Zeit - in einer Zeit, in der niemand mehr Zeit hat - oder sich Zeit nimmt. Und
so trennen sich die meisten Paare auch schon nach wenigen Jahren wieder, weil sich
ihre Erwartungen nicht erfüllt haben.
 
Erst, wenn man vor der Ehe eine ganze Weile alleine gelebt hat und dem anderen
ein Freund sein kann, erst dann ist man auch für eine dauerhafte Bindung geeignet.
Denn nur eine echte, wahre Freundschaft hält bekanntlich ein ganzes Leben.
Und Freundschaft ist ein sehr wertvolles Geschenk, für das man dankbar sein sollte.
 
 
 
Auf keinen Fall sollte man eine Ehe eingehen, aus Angst vor dem Allein-Sein.
Man würde - nur um dem anderen zu gefallen und es dem anderen recht zu machen,
viel zu viel von sich selbst aufgeben und das macht auf Dauer nicht nur krank,
sondern auch unzufrieden und unglücklich.
Solche Ehen sind meistens von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil es sich
weder um Freundschaft noch um Liebe handelt, sondern nur um die Befriedigung
der eigenen Bedürfnisse.
 
Heute, aus der Erinnerung heraus betrachtet, möchte ich allerdings keinen Tag missen,
weder in der ersten noch in der zweiten Ehe.
Ich bereue nicht einen Tag, nicht eine Stunde, denn es gab in all den Jahren der beiden
Ehen auch so viele schöne, unvergessliche, wildromantische, aber eben auch tragische
und traurige Momente. Es waren gerade die Hochs und Tiefs in meinem Leben, die es
so lebenswert und reich gemacht haben und dafür bin ich unendlich dankbar.
 
~*~
 

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9 Kommentare:

  1. Damit hast Du vollkommen Recht. Ich hoffe, Du bist in Deiner jetzigen Beziehung glücklich und es passt alles.

    LG kathrin

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    1. Danke, liebe Kathrin, ja es passt alles, weil wir Freunde sind. Nur auf Dauer glücklich zu sein, ist eigentlich genau so unmöglich, wie auf Dauer unglücklich zu sein. Ich bin eher zufrieden und erlebe viel kleine Glücksmomente, viel Freude und genieße jeden Tag, den ich gesund erleben darf und das ist neben der Freundschaft auch ein großes Geschenk.
      Danke für Deine lieben Besuche. Ich freue mich, dass Dir mein Blog gefällt und schicke viele Grüße zu Dir.
      Laura

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  2. Hallo Laura,

    auch ich bin ein "gebranntes" Kind !!!
    Meine erste Ehe wurde auch auf ganz falschen Signalen und Gedankengängen gebaut.
    Im Grunde hab ich gedacht........mit 15 kennengelernt.........11Jahre zusammen, der ganze Freundeskreis heiratet.....wer weiß ob du noch jemanden abbekommst........und es geht dir doch gut und er ist auch ein netter also warum nicht.
    Tja........bei uns gabs damals auch keine Hochzeits in weiß sondern in einem beigen Hosenanzug weil wir in einem unsere Tochter tauften.
    26 Monate kam dann noch mein Sohn zur Welt. Ihn hätte es eigentlich was unsere Ehe betrifft, gar nicht mehr geben sollen aber ich bin soooo froh das es ihn gibt.
    Wir haben uns im 9. Ehejahr getrennt. Es war eine sehr unangenehme Scheidung mit Gerichtsverfahren wegen der Kinder etc pp.
    Ich habe 180km Abstand zwischen mich und meinen Ex-Mann gebracht damit wir alle mal zur Ruhe kommen konnten. Die haben wir bis heute nicht.
    Über Unterhalt und Belange der Kinder etc pp wird immer noch gestritten.
    Gott sei Dank ist meine Tochter mit ihren 19 Jahren jetzt in der Lage selber zu bestimmen ob und wie oft sie ihren Vater sieht. Reinreden kann er ihr eh nicht mehr.
    Die beiden haben ein ganz gutes Verhältnis.
    Mein Sohn hingegen ist glücklich hier. Mit mir, seinem Stiefvater und seinem neuen "zuhause" er will von seinem Vater kaum was wissen und auch das akzeptiere ich. Für meinen Ex ist es schwer aber leider doch selbstgemacht da muss er mal in sich gehen und die Schuld nicht beim Kind suchen. Entscheiden darf er ja schon seit dem 14. Lebensjahr wie oft er seinen Vater sehen will aber ich glaube wenn er nächstes Jahr ebenfalls volljährig wird hat sich das mit seinem Vater erledigt.

    Tja so spielt manchmal das Leben.
    Aber ich habe im 2. Anlauf Mr Right getroffen und ich bin verliebt wie am ersten Tag auch wenn es uns der Alltag hin und wieder etwas schwerer macht. Wir schaffen uns immer den Raum und die Zeit um uns zu genießen, uns als Menschen, uns als Paar.........und es klappt wunderbar. Inklusive Schmetterlinge im Bauch.

    Bin gespannt wie es weiter geht.

    Ganz liebe Grüße

    Anja und Anhang

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    1. Hallo Anja, jeder kann wohl eine Geschichte erzählen von den Erfahrungen, die er in einer Ehe gesammelt hat. Heute trennt man sich ja noch viel schneller, als früher. Früher waren die Frauen noch abhängig von ihren Männern, durften sogar nur mit deren Erlaubnis überhaupt arbeiten.
      Viele Frauen sind heute selbstständiger, können die Verantwortung für sich selbst übernehmen und handeln dann oft auch entsprechend.
      So können sie auch auf Mr. Right warten. Schön, dass er Dir begegnet ist. Ich wünsche Dir weiterhin viel Glück und dass es noch länge, lange andauert.
      Alles Liebe
      Laura

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  3. Liebe Laura,

    welch schönes Foto. Hach ... da bekomme ich gleich Gänsehaut. Ich glaube, du warst eine wunderschöne Braut. Viel kann man ja nicht erkennen von dir, aber ich kann es ahnen, denn mir reicht, was ich sehe.

    Schön ist so ein Resümee, gell? Ich hab eh das Gefühl, je mehr Jahre vergehen (um nicht schreiben zu müssen ... "je älter ich werde" ... lach), umso öfter wandern die Gedanken in die Vergangenheit und längst vergessen geglaubte Bilder erscheinen wieder deutlich vor dem geistigen Auge.

    Meine 1. Ehe wurde genau am 7. Hochzeitstag geschieden. Viel zu jung war ich damals ... gerade 20 geworden und total naiv. Aber auch hier sehe ich die Dinge, genau wie du ...

    Meine 2. Ehe ging ich mit meiner großen, wahren Liebe ein. Es war keine auf den ersten Blick, sondern eine, die - wie du auch beschreibst - sich erst gebildet hat, dann aber zu einem festen Band wurde, das unzerreißbar schien, hätte das Schicksal nicht eines Tages so grausam zugeschlagen ...

    Ich freu mich auf weitere Berichte von dir, liebe Laura.

    Ein lieber Gruß,
    Andrea

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    1. "Die Jungen leben für ihre Träume, die "Alten" von der Erinnerung". So heißt es, liebe Andrea, und so scheint es auch zu sein, obwohl man bei Dir ja noch nicht von "Alter" sprechen kann !
      Ich schwelge sehr gerne in Erinnerung, weil es ein so schönes Leben war und natürlich noch ist.

      Und wieder scheinen wir Gemeinsamkeiten zu haben - auch wenn meine 2. Ehe nicht auf diese grausame Weise beendet wurde wie Deine. Was ist denn nur geschehen ? Aber vielleicht möchtest Du auch nicht darüber reden. Das Schicksal kann wirklich oft ganz grausam zuschlagen und so ungerecht kann es sein !

      Danke und liebe Grüße für Dich
      Laura

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  4. Ich habe den schönsten Tag bisher noch nicht erlebt...Heute kann ich mit genügend Abstand sagen,es sollte sein...

    Liebe Grüsse
    Sabine

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  5. Was nicht ist, kann ja noch werden, liebe Sabine. Ich wünsche Dir so oder so, weiterhin viel Liebe in Deinem Leben.
    Einen schönen Tag und Liebe Grüße
    Laura

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    1. Ich will von mir aus gar nicht mehr heiraten...Habe damit schon vor Jahren abgeschlossen...

      Liebe Grüsse
      Sabine

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Danke für Deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit für ein paar nette Worte nimmst.

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