Sonntag, 2. August 2015

Andere Zeiten

Es waren andere Zeiten, als sie geboren wurde.
Kurz nach dem ersten Weltkrieg.
Zeiten, die man sich heute in unserem Land gar nicht mehr vorstellen kann.
Viele Menschen, die diese Zeit miterlebt haben, leben heute vielleicht gar nicht mehr.
So auch meine Mutter.
Sie wäre heute 95 Jahre alt geworden. Ein Alter, das nur wenige erreichen.
Aber wir Menschen werden tatsächlich immer älter. Viel älter, als die Menschen
vor dem 20. Jahrhundert.
 
 
Und in Zukunft werden die Menschen noch älter werden.
Sie werden sich dann vielleicht nicht mehr der besten Gesundheit erfreuen können,
aber auch das wird sich in noch weit entfernter Zukunft ändern.
Angeblich soll es irgendwann einmal menschliche Ersatzteile für kranke Organe
geben, die produziert und jederzeit ausgetauscht werden können.
So wie es heute schon künstliche Knie- und Hüftgelenke sowie verschiedene Prothesen
gibt, wird es in Zukunft künstliche Ersatzteile für den gesamten menschlichen Körper
geben.
Es entsteht also so nach und nach ein »künstlicher« Mensch, dessen Persönlichkeit,
also das, was ihn als Mensch ausmacht, ebenfalls irgendwann reproduziert werden
kann. Ich habe nicht den leisesten Hauch einer Ahnung, wie das funktionieren soll,
dazu reicht die Vorstellungskraft meines kleinen Hirns nicht aus. Doch in ferner
Zukunft sollen supersupersuperschnelle Rechner dazu wohl in der Lage sein.
Selbst wenn so ein »künstlicher« Mensch eines fernen Tages möglich sein sollte,
würden sich mir ein paar Frage stellen.
Es wären ja eigentlich keine Menschen im herkömmlichen Sinn mehr.
Werden diese Menschen dann wie Maschinen fremd bestimmt und gesteuert ?
Lässt man ihnen ihre eigene Entscheidungsfreiheit ?
Wie würden sie sich fortpflanzen ?
Was passiert mit den »Seelen« der Menschen ? Gibt es die Seele dann überhaupt
noch? Für mich hat das Ganze eher etwas von Frankenstein.
Fest scheint allerdings zu stehen, dass an dieser Zukunftsvision bereits gearbeitet wird.
Eins würde dann allerdings auch feststehen.
Die »künstlichen« Menschen wären  u n s t e r b l i c h !!!
 
 
 
 
Für meine Mutter wäre das absolut nicht vorstellbar gewesen,
dass heutzutage über zukünftige »künstliche« Menschen nachgedacht wird,
die irgendwann unsterblich sein könnten.
Das klingt zu sehr nach Science Fiction, als das eine solche Vision eines Tages
Realität werden könnte.
Und dennoch - Jules Verne war irgendwann für den Leser auch Science Fiction
sowie niemand Georges Orwells »1984« für möglich gehalten hat und das
findet ja bereits heute statt - und wird in naher Zukunft noch schlimmer werden.
 
Kinder, die in eine solche Welt hinein geboren werden, lernen nichts anderes
mehr kennen - sie wachsen damit auf. Für sie gehört das alles eines Tages dazu.
So wie iPhone, Smartphone, Computerspiele, eben die ganze digitale Welt.
Diese Welt wäre für mich als Kind auch Science Fiction gewesen.
Eins ist für mich aber sicher, diese zukünftige Welt wäre garantiert nicht mehr
meine Welt.
In einer solchen Science Fiction- Roboter- superschnellen Computerwelt -
womöglich ohne Herz und Seele möchte ich nicht leben.
Man stelle sich vor, ich wäre 328 Jahre alt geworden und plötzlich stellt jemand
fest, dass ich einen Hirnschaden habe, weil eine Schraube locker ist.
Und genau diese Schraube, die ich zur Unsterblichkeit benötigen würde,
wäre lagermäßig nicht vorrätig und könnte auf die Schnelle auch nicht
produziert werden, dann wäre es aus mit meiner Unsterblichkeit. Vielleicht würde
dann jemand auf Knopfdruck meinem »künstlichen« Leben ein Ende machen.
 Nein, in einer solchen »künstlichen, kalten, seelenlosen Welt würde ich nicht
leben wollen - allein die Vorstellung ist abschreckend. Aber darüber muss ich
mir ja keine Gedanken machen, denn das werde ich ja Gott sei Dank nicht
mehr erleben.
 
*
 
Die Rose trägt übrigens den Namen einer sehr bekannten Frau und Entdeckerin.
Marie Curie. Sie würde sich wahrscheinlich, könnte sie einen Blick in die
heutige Zeit werfen, sehr über die rapiden Fortschritte auf den unterschied-
lichsten Gebieten wundern.
Ob diese Forstschritte tatsächlich Fortschritte sind, und ob es die
Rose »Marie Curie« und all die anderen Rosen in diesen zukünftigen
»künstlichen« Zeiten noch geben wird, das wird die Zukunft zeigen müssen.
 
Damit die Romantik nicht ganz verlorengeht,
noch ein Foto der Nostalgie-Rose :o).
 
 
 
Heute jedenfalls gedenke ich meiner Mutter,
der ich sehr viel zu verdanken habe.
Sie hat mir so viel Herzenswärme mit auf meinen Weg gegeben und
mich nie daran gehindert, meinen ganz eigenen Weg zu gehen.
Vor allem hat sie mir Werte mit auf den Weg gegeben,
ohne deren Beachtung ich heute nicht wäre, was ich bin.
Danke Mutter,
ich vermisse Dich immer noch
und ich weiß, du würdest diese Rosen und den Garten,
den du leider nicht mehr sehen und erleben konntest,
genauso lieben wie ich.
 
~*~
 
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke für Deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit für ein paar nette Worte nimmst.

Aufgrund der neuen Datenschutzrichtlinien (DSGVO) bitte ich folgendes zu beachten:
Mit der Nutzung der Kommentarfunktion dieser Webseite, die von Google zur Verfügung gestellt wird, erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten auf dem Google- Server einverstanden.