Konträr zu einigen meiner letzten Posts, über die Daseinsfreude und das kleine Glück,
betrachte ich das Leben in diesem Post aus einem ganz anderen Blickwinkel. Eine etwas
schwere Kost und nicht jedermanns Sache. Zudem gibt es auch noch viel zu lesen, was
ebenfalls nicht jedermanns Sache ist und nicht jeden interessiert. Es sind ja auch nur
meine unmaßgeblichen Gedanken.
Albert Camus fragte sich z. B. ob es das Leben überhaupt wert ist, gelebt zu werden
und verbindet diese Frage, wie auch Nietzsche oder Schopenhauer, mit der Frage nach
dem Sinn des Lebens. Diese Philosophen setzen sich nach der Erkenntnis, dass das
Leben keinen tieferen Sinn hat, mit der Sinnlosigkeit des Lebens auseinander. Diese
Erkenntnis bezeichnet Albert Camus als "absurdes Erwachen".
Das ist einerseits erstaunlich. Andererseits, bei näherer Betrachtung ist die Frage, nach
dem Sinn des Lebens durchaus berechtigt. Wer hat sich diese Frage nicht schon mal
gestellt? Ich habe anhand seiner These mal wieder meine eigenen kleinen, grauen Ge-
hirnzellen in Gang gesetzt, auch wenn nicht viel dabei rausgekommen ist. Ich denke
halt nur gerne und versuche Dinge und Themen, die mich interessieren, zu hinterfragen.
Die großen Philosophen haben mich jedoch schon immer sehr interessiert.
Wie viele andere Menschen, haben mein Bruder, der leider vor neun Jahren verstorben ist,
und ich früher recht oft über den Sinn des Lebens diskutiert. Immer wieder, wenn wir uns
das Leben anderer Menschen vor Augen hielten, auch das unserer Eltern, wurde uns bewusst,
dass deren Leben mehr oder weniger nach einem bestimmten Schema ablief. Die Menschen
stehen morgens auf, gehen einer Arbeit nach, kommen abends nach Hause, essen zu Abend,
lesen vielleicht noch ein paar Seiten in einem Buch oder schauen sich eine Fernsehsendung
an. Danach legen sie sich schlafen. Und das Tag für Tag. Da kann man sich schon mal fragen,
welchen Sinn das hat. Wozu das alles? Natürlich um Geld zu verdienen. Das Leben verursacht
schließlich Kosten. Warum tun Menschen sich diesen Stress, diese Hektik Tag für Tag an?
Vielleicht wollen sie beruflich weiterkommen, mehr Geld verdienen und machen daher auch
noch Überstunden. Sie wollen sich etwas leisten, vielleicht eine Familie gründen oder für
ein Häuschen mit Garten sparen, für eine Urlaubsreise usw. Mit dieser täglichen Routine ver-
bringen die meisten Menschen den größten Teil ihres Lebens und wenn sie endlich alles er-
reicht haben und im Alter endlich mehr Ruhe in ihr Leben einkehrt, sterben sie und müssen
alles zurücklassen. Wenn man dann noch bedenkt, welches Leid, welchen Kummer, welche
Sorgen und Krankheiten sowie Kriege und Katastropen ein Mensch im Laufe seines Lebens
oft ertragen muss, dann kann sich die Frage nach dem Sinn des Lebens durchaus stellen.
Als mein Bruder mich ganz konkret vor die Frage stellte, was der Sinn des Lebens für
mich sei, gab ich ihm die knappe Antwort: „Es gibt keinen Sinn im Leben eines Menschen.
Der Mensch kann seinem Leben nur selbst einen Sinn geben“. Und das ist das Eigenartige.
Die meisten Menschen sind der Meinung, dass alles, das Universum, die Erde, die Natur,
die Tiere, das gesamte Leben, doch einen Sinn haben müsse. Warum sonst, sollte das alles
existieren, wenn es keinen Sinn hätte und keinem Zweck diene? Sie suchen diesen Sinn
im Leben immer wieder und können doch nicht mit Bestimmtheit sagen, was der Sinn des
Lebens denn sei.
Tatsächlich ist es so, dass sich für mich, je älter ich werde, die Suche nach dem Sinn des
Lebens letztendlich tatsächlich als Absurdität herausstellt. Viele Menschen glauben einen
Sinn im Leben durch ihre Erfahrungen oder ihren Erkenntgewinn zu sehen. Doch welchen
tieferen Sinn und welchen Zweck sollte das Leben für diese Menschen haben?
Der Mensch verbringt die meiste Zeit seines Lebens mit Arbeit. Jedenfalls gehen die
meisten Menschen auf dieser Welt irgendeiner Arbeit nach, um überhaupt zu überleben.
Sie sparen, sammeln, häufen Konsumgüter an, bauen sich etwas auf – und dann sterben sie
und müssen alles, wofür sie ihr Leben lang geschuftet haben und herumgejagt sind, zurück-
lassen. Und sie wissen das. Selbst der größte Reichtum kann sie nicht vor dem Tod, der
jeden Mensch früher oder später ereilt, bewahren. Das ist doch absurd - oder?
Schon während ihrer Lebzeiten erkennen Menschen die Routine (Ausnahmen bestätigen
die Regel), in der sie gefangen sind. Das berühmte "Hamsterrad" oder ähnlich wie »The
same procudure as every day«. Viele trösten sich mit der Hoffnung auf ein besseres Morgen.
Mit dieser Hoffnung, der Erfüllung ihrer Wünsche und dem Ziel auf ein besseres Leben
morgen ein Stück näherzukommen, versäumen sie jedoch das Leben heute. Andere brechen
aus diesem Hamsterrad aus und hoffen ihr Glück auf eine andere Weise zu finden.
Viele glauben an eine höhere Macht, die ihrem Leben einen Sinn verleihen soll. Sie suchen
nach einer Antwort auf die Frage, welchen Zweck ihr Leben hat, welchem Zwecke das
Universum, das Daseins auf diesem Planenten dient. Sie sehnen sich nach Ordnung, nach
Klarheit, nach einem Sinn in dieser chaotischen Welt, die diesem Wunsch nicht entspricht.
Und weil es darauf keine klare Antwort gibt, flüchten sich viele Menschen in eine Religion
oder sie erliegen der Illusion, dass das irdische Leben doch einen Sinn haben muss, von dem
sie hoffen, diesen eines Tages zu erkennen.
Mit dieser Hoffnung verschieben sie ihr heutiges Leben allerdings nur auf den nächsten,
auf den übernächsten Tag usw., bis sie sich ob dieser Routine plötzlich der Leere und Sinn-
losigkeit bewusst werden und erkennen, dass das Leben tatsächlich keinen tieferen Sinn hat.
Das ist der Moment des absurden Erwachens. Erst nach diesem Erwachen tritt so etwas
wie eine geistige Befreiung, fast eine Erlösung, eine „Sinn-volle“ Freiheit ein, indem man
erkennt, dass man selbst seinem Leben einen Sinn geben muss. Erst diese Erkenntnis führt
letztendlich dazu, das Leben so anzunehmen, wie es sich anbietet, also sein Schicksal zu be-
jahen und zu akzeptieren. Camus zieht hierzu die Figur des Sisyphos aus der griechischen
Mythologie heran. Sisyphos, ein Mensch, der trotz der Sinnlosigkeit seiner Aufgabe, näm-
lich den Felsbrocken immer wieder den Berg hinaufzurollen, obwohl er weiß, dass dieser
immer wieder zurückrollt, sein Schicksal bejaht. Mit anderen Worten, der Mensch sollte
versuchen, trotz aller Widrigkeiten und der Sinnlosigkeit seines täglichen Abmühens, das
Leben annehmen, wie es kommt, und das Beste aus seinem Leben machen. Vielen
Menschen gelingt das, andere jammern und klagen über ihr Schicksal.
Tatsächlich sollte ein Mensch sein Leben trotz des täglichen mühevollen Abstrampelns so
angenehm wie möglich gestalten und das Leben mit allen „Sinnen“ genießen. Dafür muss
man allerdings schon selbst sorgen. Kein anderer Mensch wird das übernehmen. Erst wenn
man erkannt hat, dass es keinen tieferen Sinn im Leben gibt, sondern man selbst für sein
Leben, seine Zufriedenheit, sein Handeln und damit für sein Lebensglück verantwortlich
ist, kann man sich eines erfüllten Lebens erfreuen und mit der richtigen Einstellung zum
Leben, sogar ein bisschen glücklich sein in dieser komplexen, verrückten Welt.
Im Grunde kann man ein Leben mit dem Urknall im Universum vergleichen. Alles, was
seither, also von Anfang an, da draußen im Weltall geschieht, ist eine Folge des Vorange-
gangenen. Alles ist in ständiger Bewegung und es herrscht ein Chaos, welches immer
wieder zu Katastrophen führen kann. Und das alles geschieht ohne Plan, ohne Ziel, ohne
Zweck und ergibt auch keinen Sinn. Und trotzdem stellen sich viele Menschen die Frage,
warum exitiert das Universum, zu welchem Zweck? So wie unser Leben vergänglich
ist, wird auch das Universum irgendwann ein Ende haben. Genau wie der Planet Erde in
Millarden von Jahren sein Ende erreicht. Dafür wird die Sonne sorgen, die sich so auf-
blähen wird, dass die Erde und andere Planeten verbrennen werden. Unser Planet wird
jedoch schon langer vorher nicht mehr bewohnbar sein. Und in 20 Milliarden Jahren, so
haben Forscher berechnet, wird auch das gesamte Universum, samt aller Sterne, Planeten
und Galaxien im Big Crunch sein Ende haben.
So ähnlich sehe ich das Leben. Allerdings mit dem Unterschied, dass der Mensch oft
bewusst einen Plan, ein Ziel oder einen bestimmten Zweck verfolgt, dessen Folgen er
dennoch nicht genau vorhersagen oder absehen kann. Schon gar nicht auf lange Sicht,
weil das Eine, das Andere ergibt und jedes Handeln, jedes Ereignis Konsequenzen zur
Folge hat, welche sich aus dem Vorangegangen ergeben. Seine Handeln löst eine Kette
von unvorsehbaren Reaktionen aus, was im besten Fall gut ausgehen und im Worst
Case in einem Chaos, in einer Katasstrophe enden kann.
Für manche Menschen scheint der Sinn des Lebens bewusst nur darin zu bestehen, das
Leben anderer Menschen zu erschweren, zu zerstören, zur Hölle zu machen, sogar
auszulöschen. Wie zerstörerische Asteroiden im Universum auf ihrem Kollionskurs,
sind diese Menschen das Böse, das Übel, das Teuflische, das Dämonische und eine
Gefahr für andere Menschen und im Worst Case für die gesamte Welt.
Selbst wenn ein Mensch aus einer guten Absicht heraus handelt, so kann sein Handeln
dennoch zu einem schlechten Ereignis oder Ergebnis führen. Das ist im Kleinen so, wie
auch im Großen. Oft kann das Handeln eines Menschen zu unabsehbare Folgen führen,
auf die ein einzelner Mensch in seinem eigenen Leben gar keinen Einfluss hat, sondern
äußeren Umständen oder dem Handeln anderer Menschen ausgesetzt ist. Das wieder-
um kann Konsequenzen für sein Leben haben, die sein eigenes Schicksal bestimmen.
Im Kleinen kommt mir in diesem Zusammenhang Loriot in den Sinn, mit seinem groß-
artigen Sketch »Das Bild hängt schief«. Egal, ob er bewusst oder reflexartig handelte, er
hatte ganz sicher keine böse Absicht, als er das »schief hängende Bild« geraderücken
wollte, dennoch endete sein Handeln im Chaos. Es waren die Folgen des Vorangegan-
genen, auf die er keinen Einfluss mehr nehmen konnte. Eins ergab das Andere. Alles,
was geschah, ergab weder einen Sinn, noch erfüllte dieser gesamte Ablauf einen Zweck.
Mit seinem simplen Vorhaben, das Bild geradezurücken, nahm das Schicksal seinen
Lauf, ohne dass er diesen Ablauf noch hätte ändern können. Und selbst, wenn er noch
etwas hätte ändern können, wer weiß, was dann passiert wäre.
Dieser uralte, großartige Loriot Sketch ist bei YouTube zu sehen und nur als kleines,
vergleichbares Beispiel gedacht.
~*~
Hier einige Camus Zitate:
„Du wirst nie glücklich werden, wenn du weiter danach forschst,
worin das Glück besteht. Du wirst niemals leben,
wenn du nach dem Sinn des Lebens suchst.“
*
„Das Herz in mir kann ich fühlen, und ich schließe daraus, dass es existiert.
Die Welt kann ich berühren, und auch daraus schließe ich, dass sie existiert.
Damit aber hört mein ganzes Wissen auf; alles andere ist Konstruktion".
*
„Um dein eigenes Leben, deine Rebellion, deine Freiheit
und so viel wie möglich zu fühlen, heißt,
so viel wie möglich zu leben.“
*
Wer wollte dem wiedersprechen?
Leider existieren die meisten Menschen nur.
Sie meinen zu leben, tun es aber nicht.
Deshalb:
CARPE DIEM!
Albert Camus (1913 - 1960) war ein französischer Schriftsteller, Philosoph
und Religionskritiker.
~*~
God bless Ukraine and Israel
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🌟Bilder mit KI erstellt by Lauras Home and Garden🌟
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