und dafür sind sie Montag für Montag auf die Straße gegangen, bis sie ihr Ziel erreicht
haben und die Berliner Mauer 1989 fiel. Wie groß war die Freude damals auf beiden
Seiten, sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland. Das Land war wieder vereint. Wie
lange vorher haben Politiker im Westen daraufhin gewirkt, bis es am 9. November
endlich so weit war und die Grenze geöffnet wurde. Von diesem Tag an konnten die
Bürger Ostdeutschlands wieder in Freiheit leben. Die Welt stand ihnen offen.
Sie wollten Freiheit, sie haben Freiheit und Demokratie bekommen !
Das ist mittlerweile über 30 Jahren her. Was ist inzwischen aus Ost und West
geworden ?
Vor einiger Zeit habe ich eine sehr interessante Dokumentation im TV gesehen:
»Russland,
Putin und wir Ostdeutsche«
und kurz darauf eine Talkshow, in der dieses Thema behandelt wurde. Mich hat
sowohl die Doku als auch die Talkshow bzw. die Ansichten der Gesprächsteil-
nehmer aus dem Osten unseres Landes ziemlich überrascht.
Es ging in erster Linie um den brutalen Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine.
Interessant war, dass die jüngere Generation diesen Angriff verurteilt und in Putin
den Aggressor sieht.
Ganz anders sieht das bei der älteren Generation aus, die mit dem Feindbild NATO
aufgewachsen ist und auch dem Westen gegenüber feindlich gesinnt ist. Die älteren
Menschen sind jahrelang durch die Nähe zu Russland geprägt worden. Sie haben
die russische Sprache gelernt und russische Literatur gelesen.
Dass viele ältere Menschen aber jetzt dazu neigen, Putin und seinen Krieg zu
verteidigen, hat mich völlig sprachlos gemacht. Sie geben auch hier dem Westen
die Schuld viel falsch gemacht zu haben, sodass Putin gar nicht hätte anders
handeln können, als diesen Krieg vom Zaun zu brechen. Zuerst glaubte ich mich
verhört zu haben, aber das war von den älteren Bürgern im Osten des Landes
absolut ernst gemeint.
Alles in allem hatte ich den Eindruck, dass die ältere Generation im Osten des
Landes ziemlich unzufrieden ist, sowohl mit der angeblichen Bevormundung des
Westens, als auch durch die »Medien« denen sie überhaupt nichts mehr glauben.
Sie fühlen sich mehr zu Russland hingezogen und als dessen Verbündete, statt
zum arroganten und ignoranten »Wessi«.
Ein Ostdeutscher äußerte sich sogar dahingehend, dass er Russland als einen
»Garant für Frieden« und als »Sympathieträger« sehe, weil er das so gelernt habe.
Um ehrlich zu sein, mich haben beide Sendungen ziemlich auf die Palme gebracht.
In der Vergangenheit habe ich bereits des Öfteren gehört, dass sich viel Menschen
im Osten des Landes als Menschen zweiter Klasse fühlen. Sie fühlen sich gekränkt
und missverstanden. Sie haben wohl erwartet, dass es ihnen sofort nach dem Mauer-
fall ebenso gut geht, wie den Westdeutschen. Die haben jedoch einige Jahrzehnte
gebraucht, um das Land nach dem 2, Weltkrieg wieder aufzubauen. Den heutigen
Wohlstand haben wir vor allem der harten Arbeit unserer Eltern und Großeltern zu
verdanken. Auch damals gab es nach dem Ende des Krieges massenhaft Arbeitslose,
eben weil das Land zerstört war. Der Wohlstand für die Menschen im Westen ist
auch nicht über Nacht vom Himmel gefallen.
Wenn ein Teil der älteren Generation im Osten des Landes nun Russland verteidigt,
dann empfinde ich das als extrem undankbar dem Westen gegenüber. Schließlich
haben wir mit unseren Steuergeldern dazu beigetragen, dass es im Osten wieder
aufwärts geht. Viele westdeutsche Firmen haben im Osten investiert und somit
Arbeitsplätze geschaffen.
Jetzt haben sie die Freiheit, für die sie so gekämpft haben. Sie können in der
ganzen Welt herumreisen, was sie ja auch in großem Umfang tun und sind dennoch
nicht zufrieden. Sie fahren statt Trabbi und Wartburg jetzt Mercedes und VW und
statt in Ostblockländern zu urlauben, reisen sie heutzutage in die Karibik oder mit
Kreuzfahrtschiffen über die Meere. Sie leben in Freiheit und können ihre Meinung
frei äußern, was vorher nicht möglich war. Sie können überall »Westware« kaufen
und müssen »Westfernsehen« nicht mehr heimlich anschauen. Und sie sind trotz-
dem nicht zufrieden. Was haben sie denn erwartet ?
10 Jahre warten.
*
Also mich enttäuschen die Aussagen einiger dieser älteren Menschen im Osten
unseres Landes sehr. Besonders unangenehm ist mir die Gesprächsteilnehmerin
Antje Hermenau in der Talkshow aufgefallen. Puh, die redet, ohne Luft zu holen
und meist nichts Gutes. Sie kritisierte empört den abgrundtiefen Hass, der Putin
aus dem Westen entgegengebracht wird und sie will das russische Gas zurück usw.
Das Gezeter dieser Frau, die als Politikberaterin tätig ist, war genauso schwer zu
ertragen, wie ihre gegen den Westen gerichtete Hetze.
Jedenfalls verstehe ich jetzt wesentlich besser, warum gerade im Osten so viele
Querdenker und Verschwörungstheoretiker unterwegs sind.
Schade eigentlich, dass so viele Menschen, die für FREIHEIT, FRIEDEN und
insbesondere für DEMOKRATIE demonstriert haben, nun nicht zu schätzen
wissen, dass sie all das jetzt leben können.
Wenn sie die Diktatur immer noch bevorzugen, möchte man ihnen raten, doch
nach Russland umzusiedeln. Dort dürfen sie dann ihre Meinung wieder genau
wie in der ehemaligen DDR nicht ungestraft äußern.
Sahra Wagenknecht, die in Jena geboren wurde, ist ja auch der Meinung, dass
der Westen einen Wirtschaftskrieg gegen Russland - also gegen Putin führt.
Damit verurteilt sie ebenfalls die verhängten Sanktionen. Für diese Aussage hat
sie bei mir jede Menge Sympathiepunkte eingebüßt, was ihr wahrscheinlich
völlig egal ist.. ;o)).
Aber um das derzeitige chaotische Geschehen im Land, in Europa und in der
Welt besser ertragen zu können, dürfen wir ja zukünftig bald alle kiffen, denn
unser Superminister Lauterbach will Cannabis für den Privatgebrauch
legalisieren, wenn auch (leider) nur in kleinen Mengen ;o))).
Das zeigt einmal mehr, dass wir sonst keinerlei Probleme im Land haben.
Mit einem Joint sieht die Welt gleich viel rosiger aus und die Politiker nehmen
wir dann nur noch als Schauspieler wahr !
Vive la Allemagne !
Was für ein verrücktes Land wir doch geworden sind - im wahrsten Sinne des
Wortes. Ich denke, so mancher ehemaliger alter Politiker würde sich im Grab
umdrehen, wenn er das jetzt alles erleben könnte.
Und was für verrückte Zeiten ! Man kann kaum glauben, was sich derzeit nicht
nur im Land, sondern auf dem gesamten Globus abspielt.
Wie lange kann ein solches Chaos noch gutgehen?
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Demokratische Freiheit ist auch in stürmischen Zeiten der beste Kompass.
Richard von Weizsäcker
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Fotos: Pixabay