Montag, 13. September 2021

Die Lorelei

 

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme,
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe
Er schaut nur hinauf in die Höh'.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lorelei getan.

Heinrich Heine

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 Es war Clemens von Brentano, der die Frauengestalt Loreley erfand,
indem er 1801 die Ballade  „Lore Lay“ schrieb. In 26 Strophen erzählt
er von der unglücklichen Jungfrau, die den Männern den Kopf verdreht.
Dieses Gedicht der Rheinromantik inspirierte einige Dichter, darunter
Achim von Arnim und 1824 eben auch Heinrich Heine mit seiner Lorelei und:
„Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin“.
Seine Verse wurden von Friedrich Silcher zu einer Melodie verfasst
und so entstand nicht nur eins der bekanntesten deutschen Volkslieder,
es machte Lorelei auch über die Grenzen hinaus berühmt.
Am Ende von Brentanos Ballade stürzt sich die unglückliche Lorelei
vom Felsen herab in den Rhein.

 

Gemälde von Philipp von Foltz (1805 – 1877)
Foto: Wikimedia

~*~

Brentano und Heine sind zwei wunderbare Dichter und Romantiker !

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Foto oben: wikimedia

3 Kommentare:

  1. Eine romantisch melancholische Stimmung, die die Dichter einstmals in der Lage waren hinauf zu beschwören. Fast ein wenig dick aufgetragen möchte ich sagen.
    Wenn da hoch oben ein halbnackiges Frauenzimmer wie auf dem Gemälde sitzt und melancholische Arien von sich gibt, soll so ein verwirrter Schiffer schon mal seinen Kahn auf Grund setzen ;-). Mir kommt bei den ersten Zeilen die Augsburger Puppenkiste in den Sinn. Der ewig traurige Seeelefant hat sie gesungen. Das war herzzerreißend. Und bei dem Foto denke ich an mein "gutes"Geschirr". Es heißt Rheingau, barocke Form, Landschaft und Burgen am Rhein als Motiv. Komplett für 10 Personen, das gehörte sich damals so. Ich schau gleich mal, ob der Lorelei-Felsen auch dabei ist.
    LG Christiane, die für heute einen Ohrwurm hat und dauernd an unglückliche Jungfern und Seeelefanten denken muss

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  2. Danke für deine Zeilen, liebe Christiane.
    In jedem Fall hatten die damaligen Dichter viel Fantasie. Der Rhein bedeutet für mich Heimat und ist ein Teil meiner Kindheit, weil ich in unmittelbarer Nähe des Flusses aufgewachsen bin. Mir fällt gerade eine kleine Anekdote ein. Meine Freundin und ich verbrachten vor gefühlten hundert Jahren (ich muss zwanzig gewesen sein) einen Urlaub in Pisa. Dort liefen wir am Arno entlang. Ein Autofahrer lehnte sich während der Fahrt aus dem Fenster und rief uns so etwas wie che bella oder bellissimo zu (typisch Italiener also) dabei drehte er sich während der Fahrt nach uns um, bis er voll auf den Vordermann knallte, als dieser an einer Kreuzung anhalten musste. Wir hatten unseren Spaß und der arme Kerl seinen Schaden. So abwegig ist das mit der Lorelei also gar nicht. Männer! Sag ich da nur.

    Den traurigen Seeelefant kenne ich leider nicht, auch das Rheingau-Porzellan nicht. Meine Mutter hatte das komplette „Burgenland“-Geschirr. Nun steht es da rum und wird nicht mehr gebraucht. Zum Wegwerfen allerdings auch wieder zu schade.
    Ich hatte neulich ständig die „Liebesnacht“ im Ohr und habe sie fleißig vor mich hin gesungen. Immerhin kein Heavy Metal ;o))

    Hab einen angenehmen Tag, liebe Christiane, und lass es dir gut gehen ! Liebe Grüße von
    Laura, die sich gleich mit „Freuden“ der Bügelwäsche annehmen wird, aber nur, weil es heute mal wieder regnet. :o((

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  3. Sorry, liebe Christiane, es war natürlich Florenz - aber in Pisa waren wir auch.

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