Sonntag, 2. April 2017

Drei Generationen

im Foto festgehalten.
Leider weiß ich nicht mehr, wann das Foto aufgenommen wurde.
Es muss zu einer Zeit gewesen sein, als ich noch in Berlin oder bereits auf
der Insel lebte. Jedenfalls freue ich mich, dieses Foto mit meinem Vater,
meinem Bruder und seinem Sohn in der Schatztruhe gefunden zu haben.
 
 
Mein Neffe ist inzwischen selbst Vater von drei Kindern,
die nun einen ihrer Großväter verloren haben.
Dass mein Bruder nun nicht mehr unter uns weilt, ist immer noch
schwer zu begreifen, zumal er drei Jahre jünger war als ich.
Der Verlust schmerzt und meine Seele trauert um ihn.
Erinnerungen werden immer wieder wachgerufen, begleiten mich durch
manchen Tag, durch manche Stunde. Ich erlebe die Trauer und den Schmerz
ganz bewusst und versuche erst gar nicht mich abzulenken, um den Schmerz
zu unterdrücken. Ich möchte die Wehmut nicht verdrängen, denn sie gehört -
wie der Tod zum Leben dazu.
Man muss sich Zeit lassen, Abschied zu nehmen von uns nahestehenden und
geliebten Menschen. Trauer braucht Zeit. Doch mit der Zeit wird die Trauer
verblassen und die schönen Erinnerungen überwiegen.
In meiner Erinnerung werden sie, mein Bruder und meine Eltern, immer
weiterleben und mir nahe sein.
Die Zeit heilt tatsächlich Wunden. Was zurückbleibt, sind Narben, die uns
an den Verlust geliebter Menschen erinnern, die nicht mehr unter uns weilen.
 
 Es fällt immer noch schwer, den Gedanken zu ertragen,
dass er für immer gegangen ist. Ich muss so oft an ihn denken,
an unsere gemeinsamen Zeiten, unsere Kindheit, an unsere gegenseitigen
Besuche, unsere vielen Gespräche, an die endlosen Diskussionen und Telefonate.
Das alles ist nun nicht mehr.
Er war ein Einzelgänger, introvertiert und eher still - genau wie ich.
Wir mochten beide keine lauten, lärmenden und oberflächlichen Menschen.
Wir zogen stille und leise Menschen vor und lebten - je älter wir
wurden - beide sehr zurückgezogen.
Er liebte Bücher, Musik und die Malerei - wie ich - und er beschäftigte sich -
wie ich - mit Ahnenforschung.
Über diese Themen konnten wir uns regelmäßig begeistert austauschen.
Anders als ich - kochte er gerne und probierte immer mal wieder neue
Rezepte, und vor allem köstliche Saucen, zu den diversen Gerichten aus.
Er liebte das Reisen - wie ich - und war z.B. in Afrika, hat dort drei Monate in
Mozambique an einem großen Staudamm-Projekt gearbeitet oder er hat in Nepal,
Kathmandu erkundet. Er war in Ländern, in die ich ebenfalls gerne gereist wäre.
Er liebte den Frühling, die Sonne und die Wärme, das Erwachen der Natur,
genauso so sehr wie ich.
Nun wird er diese schöne Jahreszeit - wie alle anderen auch -,
all das, was er so sehr liebte, nie wieder erleben.
 
Oder vielleicht doch ?  Irgendwie ?  irgendwo ?
Zwischen Himmel und Erde ?
 
 
 
Heute denke ich ganz besonders intensiv an ihn und
werde zur Teestunde eine Kerze für ihn anzünden,
denn heute wäre sein achtundsechzigster Geburtstag gewesen.
 
Ich vermisse ihn so sehr !
 
~~
 
 Wohl denen, die an das Wiedersehen in einer andern Existenzform glauben !
Wir andern müssen uns mit der Erfahrung begnügen,
dass geliebte Tote uns gegenwärtiger und lebendiger sein können
als alle Lebenden.
Zu Zeiten, für Stunden nur, aber es sind unsre besten.
 
Hermann Hesse

*

So ist es !


 
~*~
 
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 
 


4 Kommentare:

  1. Er ist auch viel zu früh gegangen, liebe Laura. Wie gut ich deinen Schmerz nachvollziehen kann. Warum müssen ausgerechnet so wertvolle Menschen so früh sterben? Das habe ich mich auch immer wieder gefragt, als mein Mann so früh gestorben ist mit nur 52 Jahren.

    Dein Bruder sieht toll aus und erinnert mich ein wenig an den Crizzly-Adams aus "Der Mann in den Bergen", den mochte ich auch so sehr.

    Meinen Mann spüre ich oft in meiner Nähe. Und es passieren Dinge, die vermuten lassen, dass er dahinter steckt ...
    Ich bin sicher, auch du wirst es spüren, wenn dein Bruder in deiner Nähe ist.

    Ein lieber Gruß
    Andrea

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  2. Danke, liebe Andrea, für deine liebevollen Worte.
    Ja, nur jemand der gleiches erlebt hat, kann den Schmerz nachvollziehen. Es tut mir so leid, dass du deinen Mann so früh verloren hast und euch dadurch eine gemeinsame Zukunft genommen wurde.
    Jetzt muss ich dir kurz erzählen, was vor ein paar Tagen passiert ist.
    Es war am frühen Abend, ich war gerade dabei den Esstisch zu decken, als eine gute Freundin anrief und wir über meinen Bruder sprachen. Während des Gesprächs, ich hatte mich inzwischen an den Tisch gesetzt, begann plötzlich die Glühbirne in der Lampe über dem Tisch zu flackern. Ich dachte mir nichts weiter dabei und sagte noch zu meiner Freundin: "Die Lampe beginnt gerade zu flackern. Ich schalte sie mal eben aus, bevor sie kaputtgeht." Danach setzten wir das Gespräch fort, ohne weiter auf diesen eigentlich seltsamen Vorfall einzugehen.
    Erst später erschien mir das wirklich seltsam, denn das ist weder vorher noch danach wieder passiert und die Glühbirne funktioniert auch jetzt noch.
    Ein bisschen merkwürdig erscheint mir das jetzt tatsächlich, nachdem ich deine Zeilen gelesen habe. Seltsam !
    Tja, es scheint wahrlich Dinge zwischen Himmel und Erde zu geben, die wir Menschen mit unserer plus minus 10% Hirnnutzung, nie verstehen werden.
    Aber vielleicht haben wir ja irgendwann selbst die Möglichkeit, das herauszufinden - wenn wir uns alle irgendwann in einer anderen "Welt" wiedersehen.

    Hab einen hoffentlich sonnigen und erholsamen Tag, pass immer gut auf dich auf und sei herzlich gegrüßt von
    Laura, die jetzt ihr Mittagspäuschen beendet und eine Runde mit den Knuddels dreht :o).

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    1. Danke, liebe Laura, dass du mir von diesem "Erlebnis" berichtet hast.
      Ja, solche Dinge sind es, die aus scheinbar unerklärlichen Gründen passieren ... und vielleicht doch ihren Ursprung haben. Wer weiß ... ?

      Mir passieren viele Dinge, die ich mir nur so erklären kann. Dinge, die mich ängstigen, verunsichern oder beunruhigen und sich doch - wie ein Wunder - auf einmal zum Guten wenden.
      Oder scheinbar zufällige Ereignisse oder Begegnungen, die wie für mich gemacht sind oder wie gerufen kommen.

      Momente, in denen ich mich beschützt fühle ...
      oder ein plötzlich aufreißender Himmel genau an dem Ort, wo wir wandern wollten, obwohl es die ganze Fahrt bis dahin wolkenverhangen war und in Strömen geregnet hat ... und wir im Nachhinein erfuhren, dass es auch wirklich nur an der einen Stelle schön war an diesem Tag.

      Sag doch selbst, soll ich da nicht daran glauben, dass jemand da oben seine Finger im Spiel hatte? ;-)

      Genieße diese unsichtbaren Begegnungen mit deinem Bruder, liebe Laura, sie werden zumindest für diesen Moment deinen Schmerz lindern.

      Ein lieber Abendgruß
      von einer Träumerin ;-)

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    2. Es liegt vielleicht an jedem einzelnen Mensch selbst, daran, ob er/sie eine "Antenne" für solche Wahrnehmungen hat und diese eben auch zu deuten weiß.
      Dass es Zeichen gibt, die uns etwas sagen oder uns warnen sollen, davon bin ich auch überzeugt. Aber auch diese Zeichen nehmen viele Menschen gar nicht wahr.
      Es gehört eben eine große Portion Sensibilität dazu und diese fehlt den meisten Menschen. Wohl dem, der damit ausgestattet ist ;o).

      Begegnungen mit Menschen haben einen großen Einfluss auf unser Leben.
      Allerdings muss man hier sehr vorsichtig sein, denn nicht jeder ist vertrauenswürdig. Menschen könnten, wenn wir es zulassen, unser leben in eine andere Richtung lenken und da ist oft Vorsicht angebracht.

      Bei dir bin ich allerdings fest davon überzeugt, dass du immer einen Beschützer in deiner Nähe hast. Ganz sicher sogar und daran musst du unbedingt glauben !

      Was wäre das Leben ohne Träume ? Und wie schön, wenn man noch träumen kann !
      Mach's gut, liebe Andrea, und hab einen angenehmen, hoffentlich sonnigen Tag !
      Liebe Grüße von
      Laura, die ebenfalls ganz gerne und oft träumt ;o)

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Danke für Deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit für ein paar nette Worte nimmst.

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