Dienstag, 22. September 2015

Heimat ist ein Gefühl, . . .

ein Gefühl des Zuhause-Seins, ein Gefühl der Geborgenheit, der Traditionen,
der geistigen und kulturellen Umwelt.
Heimat ist da, wo mein Herz ist, wo meine Seele sich wohlfühlt. Wo ich geboren
wurde. Heimat ist die Sprache, mit der ich aufgewachsen bin.
Heimat ist da, wo ich geliebt werde, wo man Liebe und Zuwendung erfährt.
Mit Heimat ist so vieles verbunden. Heimat ist nicht nur ein Wort.
Es ist die Liebe zu den Dingen, die ich mit meiner Heimat verbinde.
Heimat ist Vertrautheit, Familie. Das sind die Kirchenglocken.
Heimat sind Werte, Kindheitserinnerungen und Lieder, die ich als Kind gesungen
habe. Viele Menschen, die im Ausland leben, sehnen sich nach ihrer Heimat.
Dorthin, wo sie ihre Kindheit verbracht haben. Sie fühlen sich in ihrer neuen
Heimat oft nicht zuhause fühlen sich als Fremde in einem fremden Land.

  
 

Wieder andere Menschen, die derzeit in dieses Land, in meine Heimat kommen,
werden sich hier auch fremd fühlen. Sie sprechen die Sprache nicht.
Sie leben nach anderen Werten, kommen aus einer anderen, mir völlig fremden
Kultur. Sie kommen aus einem anderen sozialen Umfeld, pflegen andere
Traditionen. Wie lange wird es dauern, bis sie sich hier einleben ?
Werden sie sich überhaupt einleben ?
Werden sie sich hier jemals zuhause fühlen ?
Oder werden sie sich immer als Fremde in diesem, für sie fremden Land fühlen ?
Wie schön wäre es, wenn es überhaupt keine Grenzen mehr gäbe, wenn alle
Menschen die gleiche Sprache sprächen. Wenn alle die gleichen Rechte hätten
und alle nach denselben Werten lebten !
Wenn alle Menschen, die alle unter einem Himmel leben, dieselbe Sonne und
denselben Mond sehen, auch nur den einen Gott hätten! Wie schön wäre es, wenn
alle Menschen genug zu essen und zu trinken hätten ! Wenn der Wohlstand dieser
Welt gleichmäßiger verteilt wäre ! Dann könnten alle Menschen in Frieden leben.
Ein jeder in seiner Heimat.  Es gäbe keine Mauern und keine Grenzen mehr.
Waffen, mit denen man sein Heimatland verteidigen müsste, würden nicht mehr
benötigt. Was für eine Vorstellung – was für ein Traum !
Doch es wird wohl auf alle Zeit ein Traum bleiben.
Denn so lange Machthaber Kriege gegen ihr eigenes Volk und andere Völker
führen, solange die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht,
solange die Ursachen nicht ausgeräumt werden, solange werden Menschen auch
auf der Flucht in ein besseres Leben sein.
Und so lange wird es auf dieser Welt auch keinen Frieden geben.
 
 
 
Und wenn Millionen von Menschen einer anderen Kultur,
mit einer anderen Wertevorstellung, anderen Traditionen, einer anderen Sprache
in meine Heimat kommen, so werde auch ich mich vielleicht eines Tages als
Fremde im eigenen Land fühlen. Ich werde mich vielleicht nicht mehr geborgen
fühlen, werde dieses Gefühl des Zuhause-Seins, das Heimat-Gefühl vielleicht
gänzlich verlieren.  Es ist kein gutes Gefühl, wenn einem die Heimat, das
Heimatland fremd wird.  Und das ist etwas ganz anderes, als Fremdenfeindlichkeit
oder gegen das Fremde zu sein. Es ist eher ein trauriges Gefühl.  Ein Gefühl etwas zu
verlieren, das mir sehr ans Herz gewachsen ist, mit dem ich eng verbunden und
verwurzelt bin.  Festzustellen, dass in diesem Land nichts mehr so ist und nie wieder
so ein wird, wie es einmal war, löst eine tiefe Wehmut in mir aus.  Ob eine andere
Kultur, andere Traditionen, eine andere Sprache, die ich nicht verstehen kann,
eine andere Religion, andere Wertevorstellungen,  mein Leben bereichern werden ?
Das Wissen darum vielleicht schon, aber ob das in der Lebenspraxis auch so sein
wird ?
Ich weiß es nicht - befürchte eigentlich eher Konflikte.
Keinen persönlichen Konflikt, aber Konflikte in diesem Land schon.
Doch ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.
 
 
 
Am Tage da ich meinen Pass verlor, entdeckte ich mit achtundfünfzig Jahren,
dass man mit seiner Heimat mehr verliert als einen Fleck umgrenzter Erde.
Stefan Zweig
 
*
 
Ich kann dieses Gefühl gut nachvollziehen,
da es mir ganz genauso erging.
Man fühlt sich plötzlich unglaublich verloren,
nirgendwo hin gehörend,
heimatlos zu sein.
Heimat ist ein Gefühl - und wenn dieses Gefühl verlorengeht,
fühlt man sich dann noch zuhause ?
*

Was ist bloß los auf dieser Welt ?
Gestern hörte ich in den Nachrichten, dass sich in der Türkei weitere 500.000
Menschen auf den Weg nach Griechenland machen wollen.  Von dort aus werden sie
sich dann wahrscheinlich weiter nach Norden - sprich Deutschland oder Schweden
bewegen. Und sie werden langsam ungeduldig, fordern bereits Busse und
beschweren sich, dass sie so lange warten müssen.
Wie soll das bloß weitergehen ?
Und wie lange noch ?
Zurzeit sind "nur" die Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten auf der Flucht,
Menschen, die vor Armut und Hunger fliehen. Bald werden die Menschen folgen,
die aus klimatischen Gründen nicht länger in ihrer Heimat bleiben können -
die Klimaflüchtlinge.

Wie es scheint,
gehen wir einer Zeit des weltweiten Umbruchs entgegen.
Einer Zeit der Heimatlosen.
Ob es der Weg in eine bessere Welt ist,
wird die Zukunft zeigen.

~*~

Heimat kann man nicht vererben.
Sie ist im Kopf
Und sie ist in meiner Seele.
-Horst Bienek-

~*~

Die Klimaflüchtlinge kommen.
Das Leben der anderen ist armselig und kurz.         
Die reichen Staaten sollten sich auf eine andere, gewaltige Flüchtlingsbewegung
gefasst machen: die Klimaflüchtlinge.
Deren Abweisung dürfte noch schwieriger werden.
Die Grenze des Zumutbaren aber ist ein rechtliches und moralisches Dilemma.
Ein Gastbeitrag von Reinhard Merkel im Feuilleton der Frankfurter Allgemeine
 
 
 
~*~
 
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 
 


2 Kommentare:

  1. Liebe Laura,
    den ersten Abschnitt hast du schön geschrieben :) Was den zweiten betrifft, mach dir keine Sorgen! Soviele, wie es scheint, wird Deutschland nicht aufnehmen. Und sei offen für Neues! Reist du gerne? Nun kommen die Kulturen, die wir kennenlernen dürfen, zu uns. Zudem sind die Menschen, je südlicher desto fröhlicher. Das wäre doch mal was für das grieskrämige Deutschland, wo jeder über das Wetter schimpft ;)
    Sieh es positiv :)
    Viele Grüße
    Tatjana

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  2. Schön, dass du das so positiv sehen kannst, liebe Tatjana, ich bin und bleibe da eher sehr skeptisch.
    Falls es dich interessiert, ich habe am Ende dieses Pots noch ein Link zu einem sehr lesenswerten Artikel eingefügt.
    Danke für deine Gedanken und liebe Grüße für dich von
    Laura

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Danke für Deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit für ein paar nette Worte nimmst.

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