Sonntag, 16. August 2015

Über den Wolken

  ist die Freiheit tatsächlich grenzenlos.
Der einzige Raum, der mir - neben dem Meer - immer das Gefühl von Frieden und
Freiheit vermittelt, ist der unendliche Raum über den Wolken.
 
 
 
 Dieses Dahingleiten, dieses Los-gelöst-Sein von der Erde, von der Enge, die ich dort
oft empfunden habe, ist ein ganz wunderbar befreiendes Gefühl.

In den heutigen unsicheren Zeiten von Terror, von Extrem-Unwettern, von Hackern,
die den Computer eines Flugzeuges angreifen können, von Piloten, die nach einer
durchzechten Nacht vielleicht immer noch Alkohol im Blut haben (was ich in Colombo/
Sri Lanka tatsächlich erlebt habe), ist mir die Freude am Fliegen vorerst vergangen.
 
Grenzenlose Freiheit - einfach nur schön !
 
Das Foto darüber zeigt den Vulkan 'Sinabung' auf Sumatra,
dessen Ausbruch im Oktober 2014 - 15 Todesopfer gefordert hat.
 
Ich selbst habe sogar einmal eine kleine Cessna 402 unter der Aufsicht eines ehemaligen
British Airways Piloten fliegen dürfen. Captain Mayo, der 23 Jahre für BA geflogen war,
hatte mit seiner Frau ebenfalls ein neues Zuhause auf der Insel gefunden.
Leider ist er vor 7 Jahren kurz vor Weihnachten verstorben. Er wurde 88 Jahre alt.
Er war einer von diesen Menschen, die mir immer in Erinnerung bleiben werden.
Nach der Trennung von meinem Mann fand ich eine Stelle in einer kleinen
Flugchartergesellschaft am Flughafen von Barbados.
Philip Mayo war dort Chefpilot und ich Flight Operation Manager.
Hört sich hochtrabend an, war aber eigentlich ein Job ohne große Anforderung,
außer der, dass ich das Flugalphabet (Alpha, Bravo, Charlie, Delta, Echo, Foxtrott,
Golf, Hotel - u.s.w.) auswendig lernen musste, die Funksprechanlage für den Funkkontakt
zu den einzelnen Flugzeugen bedienen konnte und die übrigen Piloten und Pilotinnen
für gebuchte Flüge auf die anderen Inseln einzuteilen hatte.
Das alles hat unglaublich viel Spaß gemacht, schon deshalb, weil bei vielen Flügen
die lustigsten, skurrilsten und abenteuerlichsten Dinge passiert sind.
Karibik eben - alles, was man dort erlebt, liest man hier nur in Büchern
oder sieht es in Spielfilmen.
 
Es war das reinste Vergnügen mit Captain Mayo zu arbeiten. Er war immer,
jeden Tag und zu jeder Stunde, die er im Büro des Hangars weilte, gut gelaunt.
Er war so ein Typ, der in Romanen aus der Kolonialzeit vorkommt,
so ein Ernest Hemingway-Typ, groß, graumeliertes, volles, meist zerzaustes Haar.
Er trug immer ein weißes Hemd mit ausgefransten Schulterklappen, das etwas schlaksig
in die Hose gesteckt war und wenn er nicht gerade flog, rauchte er dicke Zigarren.
Er war selten rasiert und hatte immer diesen schelmischen Blick, so ein
verschmitztes Lächeln um seine blauen Augen.
Er war ein herzensguter Mensch, immer zu Scherzen aufgelegt und er brachte mit
seinem typisch englischen Humor, jeden zum Lachen.
Er war einer von diesen ganz besonderen Menschen, denen man nicht alle
Tage begegnet.
Ich hatte das große Glück und Vergnügen, mit ihm arbeiten -
und eben auch fliegen zu dürfen.
 
Ruhe in Frieden lieber Phil - du bist einer dieser Menschen,
die mein Leben auf wunderbare Weise bereichert und
eine Spur in meinem Herzen hinterlassen haben.
Du warst ein Officier und ein Gentleman.
Noch heute habe ich dein verschmitztes Lächeln vor Augen
und ich sehe dich schmunzelnd eine Zigarre paffen.
 
~*~
 
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4 Kommentare:

  1. Wow, liebe Laura, das liest sich ja wie ein Auszug aus einem Roman. Dass du gern daran und an den Captain Mayo zurückdenkst, kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich kann ihn vor mir sehen ...

    Schön, dass du über solche wunderbaren Ereignisse aus deinem offensichtlich sehr bewegten Leben erzählst. Das ist total spannend und schön.

    Ein lieber Abendgruß
    Andrea

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  2. Danke, liebe Andrea, wie interessant, dass Du das schreibst, denn ich habe tatsächlich alles als Roman resp. als Manuskript niedergeschrieben. Leider nicht ganz bis zum Ende meiner Zeit auf der Insel und dabei sind es gerade die letzten beiden Jahre, die so aufregend, wildromantisch und unglaublich waren. So, dass ich manchmal selbst dachte, ich befinde mich gerade mitten in einem Traum, einem Film oder einem Roman.
    Ja, ein bewegtes Leben hatte ich wirklich. Genau deshalb bin ich auch so dankbar für alles was ich erleben durfte und für mein jetziges Leben in der Stille des Waldes und des Gartens.
    Das Schreiben war übrigens eine große Hilfe, all das Erlebte zu verarbeiten.
    Danke, ich freue mich sehr, dass es Dir Freude macht, diese kleinen Episoden zu lesen.
    Das geht mir umgekehrt genauso :o).
    Ich schicke Dir einen lieben Gruß und hoffe, Du hast eine gute Woche !
    Laura

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  3. Oh, dann hoffe ich ganz sehr, dass ich hier noch ganz viel davon werde lesen können, liebe Laura. Es sei denn, du bringst diesen Abschnitt deines Lebens doch noch als Roman heraus.

    Ja, das Schreiben tut einfach gut, gell? Ich liebe es auch und vergess dabei manchmal Zeit und Raum.

    Danke auch für deine wunderbaren Gedanken zu meinem letzten Eintrag. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich darüber gefreut habe ... :-)

    Ein lieber Gruß,
    Andrea

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    1. Schaun wir mal, liebe Andrea, was ich noch erzählen könnte. Nein, veröffentlichen werde ich diesen "Roman" wohl nicht, obwohl reichlich Stoff sogar für einen Film vorhanden wäre, der sogar reichlich Spannung bietet. Jeder, der das Manuskript las, ist der Meinung, dass es unbedingt verfilmt werden sollte.

      Beim Schreiben geht es mir wie Dir - die Zeit vergeht im Flug und man vergisst, wo man sich befindet, weil in Gedanken ganz woanders ;o)).

      Ich lese sehr, sehr gerne bei Dir - leider fehlt mir manchmal die Zeit, einen Kommentar zu hinterlassen, aber ich denke sehr oft an Dich. Dir müssten also ab und an die Ohren klingeln.
      Hab einen schönen Abend und lass es Dir gut gehen.
      Bis bald wieder - ganz liebe Grüße für Dich von
      Laura

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Danke für Deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit für ein paar nette Worte nimmst.

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