o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit !
Wenn ich an das Weihnachtsfest denke, insbesondere an den Heiligen Abend, dann ist
das immer mit Erinnerungen an die Weihnachtszeit in meiner Kindheit verbunden.
Als Kind erlebt man die Weihnachtszeit wirklich als eine fröhliche, unbeschwerte,
unbekümmerte und selige Zeit.
Eine Zeit voller freudiger Erwartung auf das Fest, auf den Heiligen Abend,
auf den Tannenbaum, die Kerzen, die Weihnachtslieder und natürlich auf die Geschenke.
Die schönsten Erinnerungen an Weihnachten habe ich an die Heiligen Abende
mit meinen Eltern, meinem Bruder und meiner Großmutter.
Immer wieder taucht das Bild vor meinen Augen auf, als wir uns am
Heiligen Abend, sobald die Dämmerung einsetzte, auf den Weg zum Elternhaus
gemacht haben, nachdem wir den ganzen Tag bei der Großmutter verbracht hatten.
Immer schneite es an diesem Abend. Dicke Flocken rieselten vom Himmel auf uns herab,
während wir an der Hand unserer Großmutter, durch den Schnee nach Hause stapften.
Um diese Zeit war es meist schon dunkel. Die Straße wurde nur durch ein paar wenige
Straßenlaternen erhellt, in deren Lichterschein der Schnee glitzerte.
Und es war still ringsherum, ganz still. Weder Autos waren jetzt noch unterwegs,
noch waren weit und breit andere Menschen auf der Straße zu sehen.
Nur in der Ferne waren Kirchenglocken zu hören.
Ein seltsamer, wundersamer Zauber lag um uns herum während auch wir schweigend
durch den Schnee stapften. Es war so ein friedvoller, stiller Zauber, den ich auch heute
noch nicht in Worte fassen kann.
Besonders gerne habe ich als Kind schon in die hell erleuchteten Fenster der wenigen Häuser,
an denen wir vorbeikamen, geschaut. Meist konnte ich einen Tannenbaum mit brennenden Kerzen,
mit silbern Kugeln und Lametta sehen. Ich stellte mir dann immer vor, wie die Familien, wie Vater,
Mutter und die Kinder beim festlichen Essen saßen, oder gemeinsam Weihnachtslieder sangen,
oder dass vielleicht gerade die Bescherung stattfand. Ich habe mir dann vorgestellt, wie sich alle
freuten und fröhlich waren, wie sie gemeinsam "Stille Nacht, heilige Nacht" oder
"O, du fröhliche, oh du selige, gnadenbringenden Weihnachtszeit" sangen.
Durch die Fensterscheiben sahen die Stuben alle sehr heimelig, warm und behaglich aus.
In diesem Moment freute ich mich immer ganz besonders auf unser Zuhause,
auf die Eltern, die Stube mit dem warmen Ofen, den festlich geschmückten Tannenbaum,
die Kerzen und die Wunderkerzen. Auf die liebevollen Geschenke und die bunten Teller mit
Nüssen, Zimtsternen, Lebkuchen, die Schokokränze mit den kleinen, bunten Perlchen darauf.
Heute denke ich oft, dass ich schon in meiner frühen Kindheit solche Glücksmomente
ganz bewusst erlebte, und dass sich das später durch mein ganzen Leben so fortgesetzt hat.
Diese vielen, kleinen freudigen Momente im Leben, die so glücklich machen, ganz bewusst
und intensiv zu genießen, um sie für immer in meiner Seele festzuhalten.
Als Kind ahnt man ja nicht, dass sich am Heiligen Abend hinter jedem einzelnen
der vielen Weihnachtsfenster auch weniger fröhliche Schicksale abspielen können.
Dass das Leben auch viele grausame, leidvolle und dramatische Momente und Zeiten
bereithält, in denen Menschen völlig verzweifelt und hilflos sind.
Als Kind hat man keine Vorstellung davon, dass es Menschen gibt, die Weihnachten
alleine und sehr einsam sind, vielleicht sogar krank und ohne Hoffnung.
Dass hinter den Weihnachtsfenstern Familien leben, die sich keinen Festtagsbraten
oder Geschenke für ihre Kinder leisten können.
Der Krieg war schließlich erst ein paar Jahren vorbei und das Land musste wieder
aufgebaut werden. All das weiß man als Kind nicht. Auch nicht, dass nun nach dem
Krieg endlich Frieden herrschte.
Frieden ist für ein Kind, das keinen Krieg kennen gelernt hat, völlig normal.
Erst im Laufe der Jahre als heranwachsender Mensch nimmt man wahr, dass Kriege
auf dieser Welt dazugehören und dass Frieden eben nicht selbstverständlich ist.
Man lernt, wie nahe Freud und Leid bei einander liegen können und
dass es gute, böse und sehr schlechte Menschen auf dieser Welt gibt.
Aber gerade weil man als Kind von all dem Bösen auf dieser Welt, vom Übel,
vom Unheil, von Kriegen und Katastrophen, von der Ungerechtigkeit, vom Hunger
und Leid und von der Armut vieler Menschen auf dieser Welt, nichts ahnt,
ist Weihnachten ein so unbeschwertes und fröhliches Fest.
Daher bin ich so dankbar für die Erinnerungen an die fröhliche,
und unbekümmerte Weihnachtszeit meiner Kindheit.
Heute ist Weihnachten für mich ein Kindertraum.
Wie sehr sich die Zeiten doch immer wieder ändern - in jeglicher Hinsicht.
Auch wenn die heutige Weihnachtszeit alles andere als 'fröhlich' ist,
so trifft der Text aus dem Jahre 1816 trotzdem irgendwie auch heute zu:
O du fröhliche, o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit!
Welt ging verloren ......
gnadenbringende Weihnachtszeit!
Welt ging verloren ......
Weihnachten ist immer auch mit Hoffnung verbunden.
Es muss erst dunkel werden, bevor man das Licht sieht.
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Hallo Laura. Sehr schön deine Kindsheiterinnerungen. Genau früher war alles anders aber sehr schön so habe ich es auch in Erinnerung. Wo meine Kinder noch klein waren fand ich es genauso schön. Heute ist mein Enkelchen 11. Monate und ich freue mich über ihn so sehr. Schönen 3. Advent und noch ne schöne Weihnachtszeit. Liebe GRÜße Jana.
AntwortenLöschenHallo Jana, vielen Dank für Deinen lieben Besuch und die netten Worte.
AntwortenLöschenFrüher war Weihnachten gemütlicher als heute. Heutzutage ist das alles eher in Hektik und Einkaufsstress ausgeartet. Schade - oder?
Dir wünsche ich jedenfalls von Herzen noch viele, viele schöne und gemütliche Weihnachtsfeiertage mit deiner Familie und der kleinen Enkelin.
Alles Liebe für Euch und ganz herzliche Grüße schickt dir
Laura