Dienstag, 21. Juli 2015

Viel zu kurz......

ist die Zeit, in der sie blühen - die Majestäten des Waldes - die Fingerhüte.
Und viel zu schnell geht sie vorbei, ihre Lebenszeit, die Zeit, in der ich mich
an ihnen erfreuen kann.
 
 
Aber wie heißt es so schön ?
Sei nicht traurig, dass es vorbei ist. Freue dich, dass es gewesen ist.
So sollte man wohl das ganze Leben betrachten.
Was nützt es, das Vergangene zu bedauern, wenn man schöne Zeiten gelebt
und Augenblicke des Glücks genießen und bewusst erleben durfte.
Wenn ich an die Vergangenheit denke, ist es eigentlich gar nicht so wichtig, welche Bilder
vor meinem geistigen Augen auftauchen, sondern was ich fühle, wenn ich mich an
bestimmte Augenblicke im Leben erinnere.
 
 
 So, wie die Zeit der Blüte für diese Waldmajestäten abgelaufen ist, so läuft auch
die (Blüte) Zeit eines jeden Menschen ab. Bei manchen früher, bei manchen später.
Wenn ich die Rosen, manche Staudenblüten, die Blüten der Funkien und Hortensien
so verwelken sehe - zusehe, wie sie sich in Form und Farbe verändern,
dann frage ich mich manchmal, wie es wohl sein wird, wenn ich alt werde.
Ich meine richtig alt - falls ich überhaupt alt werden sollte.
"Richtig alt" fängt für mich so ab 80 Jahre an.
 
 
Manchmal wünsche ich mir, einfach weiterhin ganz unbeschwert alt zu werden.
Oder gar nicht an das "Altwerden" zu denken. Doch es gibt Tage, insbesondere wenn ich
alte Menschen sehe oder mit alten Menschen telefoniere, an denen mir solche Gedanken
in den Sinn kommen. Ich lasse sie auch zu, selbst wenn sie mir ein wenig unbehaglich sind,
weil ich finde, sie völlig zu verdrängen wäre bestimmt auch nicht gut,
weil das "Alter" ja unweigerlich auf mich zukommt.

 
Ich muss das Leben ja eh nehmen wie es kommt und vor dem Alter kann man nun mal
nicht weglaufen. Also bleibt eigentlich nur - das Beste auch aus dem "Altwerden" zu machen.
Und das ist eigentlich auch ganz einfach. Man sollte einfach nicht darüber nachdenken.
Wer weiß schon, was die Zukunft bringt ?
Es bringt auch nichts, viel über das Leben nachzudenken, oder möglichst viel zu tun,
oder zu erleben. Besonders schlimm ist das Gefühl, ständig der Zeit hinterherzujagen,
oder das Gefühl, keine Zeit zu haben. Da hilft es auch nicht, ständig auf die Uhr zu schauen.
Das Geheimnis ohne Hektik zu leben, liegt darin, sich ganz und gar dem Augenblick
hinzugeben, sich ganz und gar einer Sache zu widmen. In diesem augenblicklichen Tun
ganz und gar aufzugehen - ohne sich ablenken zu lassen.
Seine ganze Aufmerksamkeit dieser einen Sache zu widmen.
Völlig selbstvergessen Eins zu Sein mit dem, was man gerade tut.
DA-SEIN - ACHTSAM-SEIN - HIER und JETZT.
 
Das ist mir noch vor ein paar Jahren wesentlich besser gelungen.
Jetzt ertappe ich mich manchmal dabei, dass während ich aufräume, koche, oder die
Fenster putze, meine Gedanken ganz woanders sind. Dass ich abgelenkt werde.
Dass meine Gedanken plötzlich bei einem Telefongespräch sind, das ich einen
Tag zuvor geführt habe. Dass mich dieses Gespräch auch abends im Bett noch beschäftigt,
dass ich über das Gesagte nachdenke und mich das Grübeln darüber am Einschlafen hindert.
 
Wenn ich mich dagegen "nur" im Hier und Jetzt befinde, mich ausschließlich auf das
konzentriere, was ich gerade tue - und zwar völlig unbewusst und selbstvergessen,
dann können Gedanken über die Vergangenheit oder die Zukunft gar nicht aufkommen.
Dann können mir anstrengende Gespräche auch keinen Schlaf rauben.
Dann kann weder ein Bedauern über Vergangenes, noch können Sorgen und Ängste
über die Zukunft, meinen Tag trüben.
Erinnerungen an vergangene Zeiten können nur aufkommen, wenn ich sie bewusst
herbeiführe und zulasse. Genauso können Sorgen und Ängste nur entstehen,
wenn ich versuche, mir in diesen unsicheren Zeiten, die Zukunft vorzustellen
oder wenn ich mir ausmale, wie es wohl sein wird, richtig alt, eventuell hilflos und auf
andere Menschen angewiesen zu sein.
 
Eins ist sicher, die Zeit bleibt nicht stehen. Sie verrinnt viel zu schnell und mit jedem Tag,
der vergeht, nähern wir uns dem Ende unseres DASEINS auf diesem Planet Erde.
Im DASEIN, im Bewusstsein, dass ich lebe und dass mein DASEIN eines Tages
ein Ende haben wird, möchte ich an diesem letzten Tag meines Lebens sagen können:
Es war schön auf dieser Erde. Ich hatte ein Leben mit vielen Höhen und einigen Tiefen.
Es war wie eine Fahrt auf der Achterbahn, es ging mal rauf und mal runter.
Aber es war ein schönes Leben, ja sogar ein recht unbeschwertes und sorgloses Leben.
Vielleicht liegt das daran, dass ich alles was ich getan und unternommen habe,
ob privat oder beruflich, mit voller Hingabe getan habe und allem was ich erlebt
und erfahren habe, meine ganze Aufmerksamkeit gewidmet habe.
 Und - vielleicht liegt es auch daran, dass ich mir das Kindliche - wenn auch unbewusst -
bewahrt habe.
Es war (und ist es immer noch) ein Leben, auf das ich mit großer Dankbarkeit
zurückblicke und ich bin zufrieden, dass es mir auch heute noch gut geht.
 
Es ist die Stille, die dazu beigetragen hat und immer noch dazu beiträgt.
Sie schenkt mir die innere Ruhe und Gelassenheit.
Diese innere Ruhe ist eine große Bereicherung,
die ich ohne die Rückzugsmöglichkeit in den Garten und in die Natur
- fernab des Lärms der Stadt und der Menschen -
nie gefunden hätte.
 
Einsamkeit kann auch eine Sehnsucht sein !
Manche sagen sogar:
Einsamkeit ist Luxus pur !
 
Da ist was Wahres dran !
 
Eine Sehnsucht wird allerdings immer bleiben.
Die Sehnsucht nach "meiner" Insel und der Leichtigkeit des Lebens dort,
auch wenn ich heute nicht mehr dort leben möchte. Zu viel hat sich geändert.
 
 
Genau hier, mit Blick auf den endlosen Horizont, in einem der oberen Apartments habe ich
nach meiner Scheidung einige Jahre "alleine" gelebt mit allem, was nach einer Trennung
dazu gehört. Mit Trauer und Leid, mit Hoffnung und Freude und später mit vielen
wundervollen, nie für möglich gehaltenen Glücksmomenten und neuen Erkenntnissen.
Und - mit den Anfängen und dem Ende einer neuen, großen Liebe.
Der großen Liebe meines Lebens in der glücklichstne Zeit meines Lebens.
Nie und nimmer werde ich diese Zeit vergessen und möchte das auch gar nicht.
Sie ist auch heute noch so gegenwärtig, wie ich sie damals gelebt habe.
Alleine dafür, dass ich diese Zeit erleben durfte, empfinde ich ganz, ganz tiefe Dankbarkeit -
trotz all der Trauer, die ich in späteren Jahren noch zu bewältigen hatte.
Gerade diese leidvolle Erfahrung hat ganz wesentlich zu meiner heutigen
Zufriedenheit beigetragen.
 Daher lasse ich die Erinnerungen an meine alte Heimat, die Insel, und an meine
große Liebe immer wieder ganz bewusst zu, ohne diesen Zeiten nachzutrauern.
Ich trauere um den Mensch, dessen Leben auch viel zu kurz war, mit dem ich so gerne
zusammen "alt geworden" wäre.
Dankbar bin ich, dass ich diese Liebe auf dieser Insel überhaupt erleben durfte,
denn auch diese Liebe hat einen großen Anteil an meiner heutigen inneren Ruhe
und Ausgeglichenheit.
 
Dream this little dream with me.
 
~*~
 
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 
 

2 Kommentare:

  1. Liebe Laura,

    hab jedes deiner Worte gelesen, finde mich in so vielen davon wieder und kann dir nur immer wieder zustimmen in deinen Gedankengängen. Sich noch mehr auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, ist der einzig richtige Weg.

    Wenn ich unterwegs bin ... durch den Wald wandere oder im See schwimme etc., dann fällt es mir am leichtesten. Dann kann ich wirklich alles um mich herum vergessen und nur diesen Moment genießen.
    Das sind die schönsten Augenblicke meines Lebens.
    Selstsamerweise fällt es mir dann auch am leichtesten, mich meinem Schatz so nah zu fühlen, als wär er noch bei mir. Ich bin einfach nur glücklich in diesem Moment. Ich brauch halt vorallem auch die Ruhe. Es ist so laut geworden in unserer Welt. Ich kann dem kaum noch entfliehen. Den Garten kann man nicht mehr genießen, weil es ringsherum lärmt. Nur in den späten Abendstunden ... und die genieße ich dann auch.

    Danke für den Einblick in dein Leben, liebe Laura. Das war sicher eine wundervolle Zeit, da auf der Insel. Ja, die Erinnerungen kann uns niemand nehmen ...

    Ein lieber Gruß
    Andrea

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  2. Ein wunderschöner Song zu einem schönen Beitrag...Ich denke auch öfter ans Alter und an die Zeit,wenn alles vorbei ist...

    Seit ich auf dem Land lebe habe ich einen ganz anderen Bezug zur Natur.Jetzt mit Emma nimmt man so viele Kleinigkeiten im Wald war und es macht einen glücklich...Ich brauche nicht viel und bin zufrieden mit dem was ich habe...

    Liebe Grüsse
    Sabine

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Danke für Deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit für ein paar nette Worte nimmst.

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