selbst wenn ich beschäftigt bin, ob beim Kochen, beim Gärtnern, beim
Wolkengucken, beim Autofahren oder wenn ich die Wäsche zum Trocknen aufhänge,
tauchen sie plötzlich aus dem Nichts auf und stimmen mich traurig –
die Gedanken an meinen Bruder.
Manchmal sind es Erinnerungen an die Kindheit
oder es sind Gespräche,
Worte die wachgerufen werden. Oft ist es aber die traurige Gewissheit, ihn
nie
wiederzusehen, nie wieder mit ihm
telefonieren zu können, die mich so traurig
stimmt. Es sind nur Momente, in
denen sein Bild plötzlich vor mir auftaucht,
Momente, in denen ich seine Stimme
noch höre, seine Worte, mit denen wir uns am
Telefon verabschiedeten – ohne zu
ahnen, dass es seine letzten Worte sein würden.
Wie schnell und plötzlich so ein
Menschenleben doch enden kann. Mitten im Leben,
so plötzlich aus dem Leben gerissen
zu werden – ohne Ankündigung – ohne
Vorahnung. Er glaubte an ein Leben
nach dem Tod, weil er der Meinung war,
dass unser Geist - unsere Seele aus
Energie besteht und Energie nicht zerstört,
sondern nur umgewandelt werden
kann. Vielleicht hat ihm dieser Gedanke in der
Stunde seines Todes geholfen, das
Verlassen der irdischen Welt ein wenig
zu erleichtern.
Manchmal denke ich, dass er
vielleicht noch leben würde, wäre seine Freundin
nicht so früh verstorben. Ihr Tod
vor mehr als zwanzig Jahren hat ihn sehr
mitgenommen. Selbst den frühen Tod
eines geliebten Menschen, eines Menschen,
den wir für den Rest unseres Lebens
vermissen würden, haben wir beide
durchstehen und verkraften müssen.
Nun ist es an mir, seinen frühen
Tod zu verkraften, mit der Trauer umzugehen,
mit den Gedanken und der Erinnerung
leben zu müssen. Vermissen werde ich
ihn ganz sicher bis zum Ende meines
Lebens.
Seit seinem Tod frage ich mich
manchmal, wie es wohl ist, zu sterben.
Viele verdrängen solche Gedanken –
aber der Tod gehört nun mal zum Leben dazu.
Er wird uns alle eines Tages
ereilen. Wie gut, dass niemand weiß, wann das sein
wird.
Es sind ungewöhnlich trübe Gedanken an einem ungewöhnlich trüben, grauen,
verregneten Sommertag. Aber es sind nun mal meine Gedanken. Sie kommen.
Sie sind plötzlich da und ich stelle mich ihnen – verdränge sie nicht, denn es hilft,
sie aufzuschreiben.
*
Der Tod ist eine Selbstbesiegung - die,
wie alle Selbstüberwindung,
eine neue, leichtere Existenz verschafft.
Novalis
~*~
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Liebe Laura,
AntwortenLöschendas sind Gedanken, die uns alle besschäftigen. Viele haben so etwas auch
erlebt. Gerade in dieser Woche jährte sich der Todestag meiner Mutter und am
gleichen Tag der Geburtstag meines auch schon verstorbenen Bruders. Das sind Tage,an an denen mich solche trüben Gedanken auch überfallen.
Ich habe keine Angst vor dem Tod - nur ein langes Siechtum, davor habe ich Angst.
Einen angenehmen Abend wünscht Dir
Irmi
Danke für deine Worte, liebe Irmi,
Löschenes scheint, je älter wir werden, umso öfter setzen wir uns auch mit diesem Thema auseinander. Insbesondere, wenn wir einen lieben Menschen verloren haben, der uns sehr am Herzen lag und auch weiterhin liegt.
Nochmals danke und liebe Grüße für dich von
Laura
Was ist "danach", gibt es vielleicht ein wiedersehen?
AntwortenLöschenKeiner kann uns das sagen, es ist an uns irgendwas zu glauben.
Meinen verstorbenen Mann werde ich nie vergessen und er ist in Gedanken oft bei mir, so wie auch die Verstorbenen Frau von meinem neuen Lebensgefährten, vielleicht gibt es ja irgend wann ein wieder seien zu viert?
Einen schönen Sonntag wünscht
gabi
Wenn wir das wüssten, liebe Gabi, was danach ist, aber es ist sicher gut, dass wir es nicht wissen. Ich kenne einige Menschen, die glauben, dass es in irgendeiner Form weitergeht.
LöschenVielleicht gibt es ja tatsächlich irgendwann ein Wiedersehen - wie auch immer.
Danke auch dir für deine Zeilen.
Liebe Grüße und eine sonnige Restwoche
Laura
Liebe Laura,
AntwortenLöschendu bist noch mitten in der Trauerarbeit... lass diese Traurigkeit zu,
die Gedanken an unsere verstorbenen Lieben lassen sie weiterleben.
Schon komisch, ich glaube, den Gedanken an das Sterben hat jeder einmal.
Manche verdrängen sie (wie z.B. mein Mann), ich setze mich damit auseinander
und lasse meinen Gedanken ihren Lauf.
Oft denke ich auch daran, dass die Zukunft für mich immer kleiner und begrenzter wird
und wenn die Rede von bestimmten Jahreszahlen in der ferneren Zukunft ist, weiß ich, dass ich da nicht mehr dazugehören werde.
So, wie ich das Gefühl habe, dass sich unser Kontinent, unser Land langsam beginnt zu verändern, bin ich dankbar in einer wunderbaren Zeit aufgewachsen zu sein und gelebt zu haben. Das, was jetzt noch kommt, versuche ich täglich so gut es geht zu genießen.... und, ich versuche mittlerweile, mit niemandem der mir etwas bedeutet, im Streit auseinander zu gehen, denn: Isn´t it scarry knowing, that any time could be the last time, you talk to someone. Keep that in mind!
Diesen Spruch habe ich vor ein paar Jahren gelesen und der hat sich mir eingeprägt.
Lieben Gruß an dich,
Gabi
Danke, liebe Gabi, auch für deine Zeilen. Sie haben mir sehr gut getan.
LöschenIch halte es wie du - ich lasse meinen Gedanken auch gerne freien Lauf - nehme mir auch die Zeit dafür. Nach dem Tod eines lieben Menschen wird einem wieder bewusst, dass unser Leben endlich ist, und dass der vor uns liegende Weg immer kürzer wird.
Es ist so unvorstellbar, dass alles weitergeht, dass die Welt weiter existiert, man selbst aber irgendwann nicht mehr daran teilhaben wird.
Dass wir in einer wirklich wunderbaren, friedlichen Zeit gelebt haben, die es so nie wieder geben wird, dem stimme ich absolut zu. Dafür können wir wirklich dankbar sein und uns glücklich schätzen.
Den Spruch werde ich mir nun auch merken. Den sollte sich jeder zu Herzen nehmen !
Nochmals vielen Dank für deine Worte - sie tun gut !
Hab einen sonnigen Tag und eine gute Zeit und lass es dir weiterhin gut gehen !
Liebe Grüße
Laura