Freitag, 20. Mai 2016

Wenn einer eine Reise tut ....

dann kann er was erzählen. Nur will es heute keiner mehr hören. Früher, also
ganz früher, zu Zeiten Columbus, Marco Polo, James Cook, Alexander von
Humboldt u. a., als es noch ein spannendes und großes Abenteuer war, die Welt
zu bereisen, da gab es natürlich auch allerhand zu erzählen. Wenn diese
Menschen eine Reise unternahmen, dann waren das noch Reisen in unentdeckte
Welten. In Gegenden, die vorher noch nie ein Mensch betreten hatte. Und was
gab es zu dieser Zeit alles zu entdecken !
Was muss das für ein Abenteuer gewesen sein, sich in ferne, völlig fremde und
exotische Länder zu wagen, denen man erst einmal einen Namen geben musste !
Wie spannend muss es gewesen sein, völlig neue Tier- und Pflanzenwelten zu
erkunden, Ureinwohnern zu begegnen, von denen man nicht wusste, dass sie über-
haupt existierten. Es muss absolut faszinierend gewesen sein, sich plötzlich völlig
fremden Kulturen gegenüberzusehen sowie andere Bräuche, Sitten und Rituale
kennenzulernen. Was für eine Umstellung muss es gewesen sein, sich in einem
ungewohnten Klima aufzuhalten, sich eventuellen Krankheiten oder anderen unbe-
kannten Gefahren ausgesetzt zu sehen !
Was für einen Mut haben diese Männer bewiesen, solch gewagte Reisen zu unter-
nehmen ! Wenn diese Weltentdecker eine Reise unternommen haben, dann hatten
sie in der Tat viel zu erzählen.
Wie gerne hätte ich ihnen zugehört !

Young Island ist eine kleine Privatinsel in direkter Nähe zur Insel St. Vincent, die man mit einem
kleinen Ruderboot erreichen kann. Die Hängematte gibt es dort übrigens heute noch :o).

*

Heute dagegen, in einer Zeit des Massen-Tourismus und organisierter Pauschalreisen,
gibt es tatsächlich kaum noch etwas Spannendes oder Außergewöhnliches zu erzählen.
Es sei denn, man hat schlechte Erfahrungen mit seinem Reiseveranstalter oder dem
gebuchten Hotel vor Ort gemacht und möchte sich darüber beschweren. Heute sind
Reisen durch die Welt schon zu einer Selbstverständlichkeit geworden.  Was sollte es
also noch Neues und Interessantes zu berichten geben?
Heute unternimmt man solche Reisen selbst und sammelt eigene Eindrücke.
Man muss sich also gar nicht erst anhören, was andere von ihren Reisen zu erzählen
haben, geschweige denn, deren Fotos anschauen. Und wenn tatsächlich mal jemand
aus seinem Urlaub erzählt, dann doch meistens davon,  wie gut oder wie schlecht
das Wetter und das Essen waren.
Und mal ehrlich, wen interessiert das schon ?
 
Vor fast genau 40 Jahren bin ich in diesem kleinen Boot von der Insel St. Vincent aus
rüber nach Young Island gerudert - allerdings nicht ganz alleine ;o)
Lang, lang ist's her !

*
Und diejenigen, die selbst nicht verreisen können oder wollen, haben die Möglich-
keit, sich jederzeit entweder im Internet - oder im Fernsehen, Fotos resp. Filme
aus allen Teilen der Welt anzuschauen - vorausgesetzt, es interessiert sie überhaupt.
 Und sie können sich damit trösten, dass Reisen heutzutage weder Erholung noch
ein Vergnügen ist.

~*~
 
Die obigen Fotos sind 1977 auf Young Island entstanden.
Die Handlung des 1965 erschienenen Romans "Don't stop the Carnival" von
Herman Wouk, einem amerikanischen Schriftsteller soll sich angeblich auf Young
Island abgespielt haben. Nachdem ich das Leben auf den Inseln kennengelernt
habe, ist das durchaus möglich. (Eine leichte, unterhaltsame Urlaubs-Lektüre
- wie ich finde.)

Die 70er, 80er und selbst die 90er Jahre - was waren das noch für Zeiten ! Damals
war die Welt - so scheint es mir heute - noch einigermaßen in Ordnung.  Doch die
Welt von damals ist schon lange nicht mehr die Welt von heute -  auch in der
Karibik nicht !
(Erst neulich las ich im Blog einer karibischen Insulanerin, die sich über die
Zustände auf ihrer Insel beklagte, den Satz: There is no more love in the world).
Den Eindruck habe ich auch, denn heute ist man tatsächlich in keinem Land der
Welt mehr sicher, auch wenn Gefahren und Risiken natürlich schon immer und
überall lauerten. Heutzutage jedoch ist diese Welt viel gefährlicher geworden,
extrem gefährlich sogar.
Manchmal kommt es mir so vor, als würde die Menschheit derzeit komplett durch-
drehen und die Verdummung immer weiter zunehmen.
Manchmal habe ich sogar das Gefühl, als könne es irgendwann zu einem großen
Knall kommen.
Ein noch schlimmeres Gefühl ist allerdings mein Eindruck, dass niemand etwas
dagegen unternimmt, dass alle dem Chaos tatenlos zusehen. Zusehen, wie diese
Welt mehr und  mehr aus den Fugen gerät. Wie Werte und Moral verloren gehen
und die Verrohung immer weiter zunimmt.
Wollen die, die das Sagen haben, nichts dagegen tun - oder wissen sie nicht, was
sie tun sollen ?  Mir scheint, es läuft gerade alles derart schnell aus dem Ruder,
dass tatsächlich niemand weiß, wie dem ganzen fatalen Geschehen auf diesem
Erdball noch Einhalt geboten werden kann.

Also alles einfach so weiterlaufen lassen ? Das kann es ja wohl auch nicht sein !
Es kann einem wirklich angst und bange werden - in diesen dunklen Zeiten !

Daher findet Urlaub für mich schon seit ein paar Jahren nur noch im Garten
und in der näheren Umgebung, einschließlich der Niederlande statt.  Das ist
(noch) Erholung und Entspannung pur - alles andere, vor allem diese Massen-
abfertigung an den Flughäfen wäre nur Stress und keine Entspannung mehr.
Auch die Staus auf den Autobahnen sind ein Graus, den ich mir nicht antun muss.


Es gibt hier so schöne, idyllische und einsame Fleckchen zu entdecken,
ohne dafür in die Ferne schweifen zu müssen.
Keine Menschen, kein Lärm - nur Stille und Natur.
Erholung pur eben !

~*~

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3 Kommentare:

  1. Dazu fällt mir folgender Spruch ein: Warum in die ferne schweifen, wenn das gute liegt so nah

    ... und es ist zutreffend, oftmals kennen wir unser eigenen heimat nicht, waren aber ansonsten schon fast überall in der Welt. Schöner ist es dort auch nicht unbedingt nur anders

    lg gabi

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  2. Liebe Laura,
    ich habe alles mit großem Interesse gelesen.
    Es stimmt, früher war manches anders und geruhsamer.
    Aber wir leben nun einmal in einer schnelllebigen Welt.
    Damit müsen wir uns abfinden.
    Einen schönen Start ins Wochenende wünscht
    Irmi

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  3. Danke, liebe Irmi, für Deine Meinung.
    Ja, diese Welt ist schnelllebig geworden. Aber müssen wir uns wirklich damit abfinden? Mir verstrebt es sehr, mich mit etwas abzufinden, wovon ich nicht überzeugt bin. Vielleicht sollten wir vielmehr die Frage stellen, wer diese Schnelllebigkeit verursacht.
    Viele Menschen sind heute krank. Sie leiden unter Stress und Hektik. Viele haben seelische Probleme, Depressionen oder erleiden einen Burnout. Sie sind dem Zeitdruck, unter den wir Menschen uns selbst setzen, nicht gewachsen. Sie hetzten und jagen durchs Leben, als sei der Teufel persönlich hinter ihnen her.
    Nein, ich denke man sollte sich nicht damit abfinden, sondern gleich mehrere Gänge zurückschalten und wenn das jeder tun würde, käme auch wieder mehr Ruhe und Entspannung in unser aller Leben. Es liegt an den Menschen selbst, ob sie sich an der Hektik und dem Stress beteiligen. Einfach alles zu akzeptieren und sich mit allem Übel abzufinden, ist auf Dauer sicherlich keine gute Lösung.
    Auch ich wünsche dir ein schönes, geruhsames und stressfreies Wochenende und sende liebe Grüße zu dir.
    Laura, die sich strikt weigert, sich von der Schnelllebigkeit mitreißen zu lassen.
    Mach's gut, liebe Irmi !

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Danke für Deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit für ein paar nette Worte nimmst.

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