las ich den Post einer Bloggerin, der schlagartig die Erinnerung
an das Zimmer meiner
Großmutter wachrief, in dem ich schlief, wenn ich bei ihr
übernachten durfte:
Ich sehe dieses Zimmer noch genau vor
mir. Das große Doppelfenster mit den cremefarbenen
Spitzengardinen. Davor
ein rundes Rauchertischchen aus Nussbaumholz und daneben eine
Stehlampe mit
einem ziemlich großen Stoffschirm, dessen unterer Rand eine goldfarbene
Fransenbordüre zierte. Ein-
und ausschalten konnte man das Licht, in dem man an einer
ebenfalls
goldfarbenen Kordel zog. Direkt unter
dieser Lampe, auf einer Häkeldecke, befanden
sich der Rundfunkempfänger und ein
schwerer Kristallaschenbecher aus der Zeit, als mein
Großvater noch lebte.
(Die Clematis - so farbenfroh wie das Leben)
Sieben oder acht Jahre alt muss ich
gewesen sein, als ich das eine oder andere Mal
in diesem Zimmer übernachtete.
Morgens machte ich mich dann von dort aus auf den
Weg zur Schule, die nur ein
paar Straßen entfernt war.
(Meine geliebte Annabelle - so zerbrechlich,
wenn es regnet und stürmt und doch so standhaft !)
~*~
Wie diese Bloggerin, so lag auch ich
abends noch lange wach und starrte in der Dunkelheit
an die Zimmerdecke, um
zu beobachten, wie das Scheinwerferlicht der vorbeifahrenden
Autos, je nach dem aus
welcher Richtung sie kamen, mal von der rechten- und mal
von der
linken Seite aus, über die Wand und die Zimmerdecke huschte. Autos waren damals
noch
sehr selten. Ich kann mich daran erinnern, dass mein Bruder und ich an
Regentagen
manchmal am Fenster saßen und Strichlisten über die Anzahl und
Marken der vorbe-
fahrenden Autos führten –
nur so zum Spaß.
Auf diese Idee würden Kinder heute wohl nicht mehr kommen, und
wenn, dann würde es
dafür ganz sicher spezielle Apps oder Computersoftware
geben. Sie würden daddeln, statt
mit ordentlich angespitzten Buntstiften
Strichlisten führen. Überhaupt finde ich, dass Kinder
und Jugendliche ihre
Kindheit und Jugendzeit heute irgendwie „verdaddeln" und sich viel zu
wenig
an der frischen Luft bewegen.
(Ich mag diese Wege mit Licht und Schatten im Garten so sehr)
Ich habe gerne bei meiner Großmutter
übernachtet. Sie war eine gute Zuhörerin, Ratgeberin
und Seelentrösterin. Oft
bin ich mit meinen kleinen und scheinbar großen Problemen zu ihr
gegangen und
habe ihr mein Herz ausgeschüttet. Sie nahm sich immer Zeit und hatte immer
ein
offenes Ohr, auch, als mein erster Liebeskummer mir schrecklichen Seelenschmerz zufügte.
Ich fühlte mich behütet, beschützt und umsorgt. Abgesehen von diesen kleinen
und großen
Problemchen, die man als Kind so haben kann, war meine Kindheit eine
schöne,
unbeschwerte Zeit.
Erst sehr viel später wird einem so
richtig bewusst, wie unbeschwert diese Zeit wirklich war,
wie sorglos man als
Kind in den Tag hineinleben konnte. Wie unvoreingenommen man anderen
Kindern
gegenüber war, wie neugierig auf diese Welt, von deren Größe man absolut keine
Vorstellung hatte.
Wie respektvoll man sich Erwachsenen und vor allem Lehrern
gegenüber verhalten hatte.
Wie gutgläubig und offen man allem gegenüber noch
war. Wie viele Fragen einem als Kind
so durch den Kopf gingen, was man alles
wissen, sehen und lernen wollte. (Das ist bei mir bis
heute allerdings so
geblieben. Die Fragen nehmen kein Ende und gibt es eine Antwort, ergibt
sich
daraus gleich die nächste Frage).
„Glaube
nichts und niemandem, hinterfrage alles“,
hat mein Vater mir mit auf dem Weg gegeben.
Als Kind macht man sich keine
Vorstellung davon, dass es überhaupt einen Weg gibt,
der da vor einem liegt. Einen ganz eigenen Weg, den man als erwachsener Mensch ganz
alleine gehen muss, von dem man nicht
weiß, wie beschwerlich er sein kann, wohin er führt
und wie lange die Wegstrecke sein wird. Man kommt auch nicht wirklich
irgendwo an.
Erst im Alter, wenn man sich in der Zielgeraden befindet, stellt
man fest, dass jeder Weg
eines Tages ein Ende hat und welches das eigentliche
und unvermeidliche Ziel im Leben ist.
Wie hätte ich als Kind auch ahnen
können, dass mich mein Weg einmal um die halbe Welt
und wieder zurückführen
würde. Welchen Sinn sollte das ergeben? Rückblickend kann ich
heute sagen, ich bin
meinen Weg gegangen und alles, was ich bisher erlebt, gelebt, gelernt
und erfahren habe, hatte einen Sinn. Doch das erkennt man wirklich erst im
Nachhinein, viele,
viele Jahre später.
(So schön, wenn die Sonne scheint und Schatten auf den Rasen wirft-
es ist wie im Leben, denn was wäre ein Lebensweg ohne Licht und Schatten?)
~*~
Ich habe auch nie darauf gehört, was
andere gesagt, oder mir geraten haben, sondern
bin auf meinem Weg immer nur meiner
inneren Stimme gefolgt und es war und ist mir
auch heute noch völlig egal, was
andere von mir halten und über mich denken. Wenn
man bedenkt, dass die meisten Menschen eh nicht sagen, was sie wirklich denken,
sondern "nur" höflich und nett sein wollen, kann es einem wirklich egal sein.
Mit dieser Einstellung macht man
sich zwar nicht unbedingt beliebt – aber schon
Marie Ebner-Eschenbach ist zu
der Erkenntnis gelangt, dass uns nichts feiger und
gewissenloser macht, als der
Wunsch, von allen Menschen geliebt zu werden.
Und damit hat sie absolut recht !
Wichtig ist mir eigentlich nur die
Meinung meiner Freunde, auch wenn wir nicht immer
einer Meinung sind. Freunde
sind sowieso das Beste, was einem Menschen passieren kann.
Ein Leben ohne
Freunde kann ich mir gar nicht vorstellen. Freunde sind gerade in der
heutigen „kalten“ Zeit sehr wertvoll und ich bin wirklich sehr dankbar, Freunde
zu haben,
die mich schon fast fünfzig Jahre durch mein Leben begleiten.
(Was wäre ein Lebensweg ohne Freunde und Freude?)
Gemeinsam bei einem Glas Wein oder einer Tasse Kaffee in Erinnerungen zu schwelgen.
Über längst vergangene Zeiten zu plaudern und über kleine Episoden zu lachen,
zu fragen: Weißt
du noch, damals, als wir……..?
Das ist soooo schön – das ganze Leben
ist einfach schön,
genau wie die Erinnerungen daran.
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