Freitag, 16. Februar 2018

Gottes Mühlen

mahlen langsam - aber sie mahlen fein.
 
 
Das sagte meine Großmutter manchmal zu mir, als ich noch ein Kind war.
Bis heute habe ich das nicht vergessen.
Nur damals habe ich die Bedeutung dieses Zitates überhaupt nicht
verstanden, sondern mir immer vorgestellt, dass es im Himmel über
den Wolken viele Mühlen gibt, die dem lieben Gott gehören und er
viele Engel um sich hat, die ihm helfen.
 
Als ich etwas älter war, habe ich meine Großmutter mal gefragt,
was das zu bedeuten hat mit den Mühlen Gottes.
 
So erfuhr ich, dass es die Mühlen im Himmel gar nicht wirklich gibt,
sondern es nur ein Spruch ist, der besagt, dass alles was man getan hat,
irgendwann gesühnt werden muss. Selbst wenn es nicht sofort entdeckt
wird. Bei den Mühlen muss es sich also um Gottes Gericht handeln,
vor dem es kein Entrinnen gibt. Und je nachdem was man angestellt hat,
erwartet uns Menschen früher oder später ein Urteilsspruch.
Gottes gerechtes Urteil.
 
In meinem Leben konnte ich oft beobachten, dass Menschen die anderen
Menschen seelisches Leid oder Schaden zugefügt haben, im Laufe ihres
Lebens tatsächlich auf die eine oder andere Art und Weise dafür "bestraft"
wurden. Das heißt, sie haben selbst Leid erfahren oder selbst Schaden auf
irgendeine Art genommen. 
Wahrscheinlich heißt es deshalb auch:
Jeder bekommt was er verdient.
Oder jeder bekommt eines Tages die Quittung oder Rechnung für den
seelischen Schaden den er/sie anderen zugefügt hat.
Eine gerechte Strafe.
Nur ob diese Menschen sich überhaupt bewusst waren, dass sie für etwas
büßen, das vielleicht Jahre zurückliegt, da bin ich mir nicht sicher.
Sie haben es wohl als ihr Schicksal angesehen und es als gegeben hinge-
nommen, ohne sich überhaupt Gedanken über ihre Situation zu machen.
Wird jeder Mensch tatsächlich eine gerechte Strafe für das erhalten,
was er/sie anderen Menschen angetan hat ?
Gibt es wirklich so eine Art ausgleichende Gerechtigkeit ?
Gottes Mühlen stehn oft lange still, aber Gott kann den Menschen
auch vergeben und manchmal beschert er sie auch über Nacht.
 
Andererseits gibt oder gab es Menschen, die Gutes getan und trotzdem
großes Leid erfahren haben. Wie passt das zusammen ?
Sie haben anderen Menschen geholfen, sind da gewesen, um ihnen
in einer schwierigen Situation beizustehen und haben trotzdem selbst
Schaden genommen oder gar mit dem eigenen Leben dafür bezahlt.
Wie kann das sein ? Ist das gerecht ?
Oder haben sie umgekehrt in der Vergangenheit selbst jemandem Leid
oder Schaden zugefügt ?
Sind es wirklich Gottes Mühlen die Gerechtigkeit walten lassen ?
Oder schaden wir Menschen uns durch unser unbedachtes und
ungerechtes Verhalten vielleicht selbst ?
Auf der anderen Seite heißt es aber, dass nur die Menschen die Leid
und Kummer erfahren haben, deren Seele gelitten hat, zu einem
glücklichen und zufriedenen Leben fähig sind.
Stimmt das ?
Spannende Fragen !
 Gibt es Antworten auf diese Fragen ?
Rätsel über Rätsel !
Werden sie je gelöst werden können ?
Oder ist am Ende doch jeder nur seines Glückes Schmied
und Gottes (Gericht)-Mühlen gibt es gar nicht ?
Je länger ich über die Menschen nachdenke,
desto seltsamer erscheinen sie mir.
Wahrscheinlich bin ich es, die seltsam ist.
Schließlich bestimmen unsere Gedanken unser Leben.
Dennoch bin ich überzeugt davon, dass jede Begegnung mit einem
anderen Mensch einen Sinn für das eigene Leben hat.
 Das erkennt man jedoch erst im Rückblick
auf das eigene Leben.
 
"Das Bewusstsein bestimmt das Sein" meint Hegel.
Marx dagegen ist der Auffassung, dass
"das Sein das Bewusstsein bestimmt".
Wessen Auffassung ist nun richtig ?
 
Was ist das SEIN ?
 
 
~*~
 
Wie dem auch sei, meine geliebte Großmutter wurde heute am 16. Febr.
vor einhundertdreiundzwanzig Jahren geboren.
Das ist wahrlich lange her. Ich bin mir sicher, sie würde sich über die
heutige Zeit und die heutigen Zustände in diesem Land sehr wundern
und sich hier ganz sicher nicht mehr wohlfühlen. Sie würde dieses Land,
ihre einstige Heimat gar nicht mehr wiedererkennen.
 
 
Ich denke heute noch gerne an sie und an alles, was sie mir mit
auf den Weg gegeben und für mich getan hat.
Sie bleibt unvergessen !
 
Tot sind nur die, die vergessen sind !
 
~*~
 

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4 Kommentare:

  1. Liebe Laura,
    vorab: nein, du bist nicht seltsam, natürlich nicht. Deine Gedanken zur Gerechtigkeit im Leben gesühnt durch Gott hast du nun in verschiedenen Facetten dargelegt. Ich denke, dass es diese Art der Gerechtigkeit gar nicht gibt. Gott urteilt und richtet anders.
    Jedes Leid, was man erfährt kann einen Menschen schleifen. Wenn man das Leben von allen Seiten (den guten und auch den schweren) erfahren hat, wird der seelische und geistige Horizont erweitert, man erfährt und erlebt das SEIN anders, intensiver und auch mitfühlender meine ich. Biologisch ist unser SEIN gesehen eigentlich nur der Evolution unterworfen. Der Mensch unterscheidet sich da von den Tieren. Allerdings fühlen Tiere auch Trauer, Schmerzen und kennen auch, je nach Art, Treue. Aber das ist ein anderes wissenschaftliches Feld.
    Also haben Hegel und Marx beide recht. Du hast es m.E. in die richtige Reihenfolge gebracht.
    Liebe Grüße zum Wochenende
    Ingrid

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  2. Vielen Dank, liebe Ingrid, für die Zeit die du dir genommen hast, mir deine Ansichten mitzuteilen.
    Dass die Erfahrungen im Leben, den seelischen und geistigen Horizont erweitern, da stimme ich dir ausdrücklich zu. Intensiv und bewusst gelebt habe ich, wenn ich jetzt mal von mir ausgehe, allerdings auch in jungen Jahren schon. Bewusst zu leben, im Hier und Jetzt, ist ja nicht zuletzt der Achtsamkeit geschuldet.
    Was nun Hegels und Marx‘s Thesen bezüglich des SEINs betrifft, hast du ein gutes Beispiel beim Unterschied zu den Tieren angedeutet.
    Die Tiere existieren, sie fristen ihr DA-SEIN. Allerdings sind sie sich ihrer selbst nicht bewusst. Und genau darin liegt der Unterschied zu uns Menschen. Deshalb tendiere ich eher zur Hegel These, die besagt, dass es unser Bewusstsein
    ist, welches das SEIN bestimmt.
    Andererseits kann man Marx ebenfalls zustimmen, wenn er sagt, dass das (gesellschaftliche) SEIN unser Bewusstsein bestimmt. Nur müssen wir uns ja zuvor erst einmal über unser SEIN bewusst sein. Das gesellschaftliche SEIN rückt daher m.E. erst an die zweite Stelle, weil es eigentlich bedeuten würde, dass unser DA-SEIN und somit unser Bewusstsein durch die Gesellschaft manipuliert wird.
    Hegel dagegen geht wahrscheinlich vom individuellen SEIN aus. Vom SELBST-SEIN aus.
    Ein zu komplexes Thema für den Blog. Daher danke ich dir sehr, dass du überhaupt auf meine Gedanken eingegangen bist.
    Das Thema Gottes Mühlen ist müßig, weil man wirklich nur Vermutungen anstellen kann. Und dennoch bin ich der Meinung, dass alles (s)einen Sinn hat und zwar den Sinn, den jeder Mensch seinem eigenen Leben zuschreibt.

    Hab' ein angenehmes Wochenende, liebe Inge, und sei herzlich gegrüßt
    von Laura, die sich sehr über deinen Besuch und Kommentar gefreut hat.

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  3. Ich möchte noch einmal auf deinen Kommentar erweitert eingehen, liebe Laura.
    Das gesellschaftliche SEIN oder NICHTSEIN hat eigentlich hiermit nichts zu tun.
    Wir beide wissen doch, das ges. Sein nicht immer das ist, was es besagen sollte. Oft steht auch nur ein Schein dahinter.
    Was der Unterschied zwischen den Tieren und dem Menschen ausmacht, bin ich gern bei dir.
    Ich wollte es nur sehr leicht verständlich ausdrücken.
    Nun zu Hegel und Marx:
    1. Schritt: Nur unser Bewusstsein kann uns über unser Sein klar werden.
    Deshalb habe ich die Folge gut befunden, wie du zu Hegel +Marx geschrieben
    hast.
    2. Schritt: Wenn das Wissen um das Sein uns bewusst ist, wird das Bewusstsein auch unser
    Sein beeinflussen, bzw. bestimmen.
    Ich hoffe, dass wir beide auf Kurs liegen und wünsche dir nochmals ein entspanntes und schönes Wochenende.
    Ganz liebe Grüße
    Ingrid


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  4. Wenn ich das ges. SEIN außer Acht lasse, dann ist es genauso, wie du es in Schritt 1 + 2 darstellst und ich es eigentlich auch gemeint - jedoch viel umständlicher ausgedrückt habe, liebe Ingrid.
    Wir liegen also beide auf Kurs.

    In diesem Sinne, nochmals danke und liebe Grüße von
    Lauras, die nun das Wochenende einläutet und mit den Hunden Gassi geht.
    Die Sonne scheint !

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Danke für Deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit für ein paar nette Worte nimmst.

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