Mittwoch, 12. August 2015

Meeresblicke

Das Meer hat schon immer eine große Faszination auf mich ausgeübt.
Ich war fünfzehn Jahre, als ich zum ersten Mal - mit der Erlaubnis
meiner Eltern - ans Meer reisen durfte.
Es war ein unglaublicher und unvergesslicher Augenblick und Anblick.
Wenn man aus der Enge einer Stadt kommt und sich dann plötzlich diese unendliche Weite
vor einem auftut, ist man erst einmal voller sprachlosem Staunen und absolut fasziniert.
Dieser nicht endenden wollende Horizont !
Diese enormen Wassermassen - einfach umwerfend !

(Barbados - meine "alte Heimat" - auch im Paradies ziehen schon mal Wolken auf ;o)
 
Damals, vor über 50 Jahren, sind meine Cousine und ich mit einer Gruppe Mädchen im Zug nach Norddeich gefahren, um uns von dort mit der Fähre nach Norderney schippern zu lassen.
Eine Fähre im eigentlichen Sinne war es gar nicht, eher so ein mittelgroßer Fischkutter, der in
den Wellen bei einem recht ordentlichen Seegang, ganz schön hin- und her - bzw. rauf- und
runter schaukelte. Der Wind war sehr heftig, fast stürmisch, so dass wir auf Deck durch die Gischt
trotz unserer damals hochmodischen(?!;o), dunkelblauen Nylonmäntel, ziemlich durchnässt wurden.
Der Anblick jedoch, der mich erwartete, als ich aus dem Zug stieg, war einfach überwältigend
und übertraf alle Vorstellungen, die ich mir jemals von einem Meer gemacht hatte.
Ich weiß noch, dass ich eine ganze Weile dastand und mich an diesem
faszinierenden Naturschauspiel gar nicht sattsehen konnte.
 
 
Seit diesem ersten Aufenthalt am Meer hat sich an der Faszination "Meer" für mich nichts
geändert. Ich liebe das Meer. Ich liebe es, am Strand zu sitzen, in die Brandung zu schauen,
zu sehen, wie die Wellen unermüdlich ans Ufer brechen. Ich liebe dieses niemals endende
Rauschen des Meeres, seine Farbe, den Salzgeruch, die Muscheln, die ans Ufer gespült werden.
Ich liebe es, wenn die Sonne die Wellen glitzern lässt und der Mond sich
in der Nacht in den Wellen spiegelt.
Ich liebe diese endlose Weite, dieses Gefühl von Freiheit, den der Blick in den Horizont,
dort, wo sich Meer und Himmel treffen, auslöst.
Seitdem führten mich meine Reisen immer wieder ans Meer.
In jüngeren Jahren zog es mich im Sommer immer öfter an die holländische Küste,
die Nord- und Ostsee, später an die Atlantikküste, den Indischen Ozean sowie ans Mittelmeer
und auf die Inseln im karibischen Meer.
 
So sehr ich das Meer auch liebe, so groß ist mein Respekt vor dieser Kraft, vor der Energie,
der Urgewalt und der zerstörerischen Heimtücke, die in den Tiefen des Meeres lauert.
Die Sehnsucht nach den Weiten des Meeres aber, hat mich nie wieder losgelassen.
 

 
 
Erst mit einer Reise ins karibische Meer wurde meine Sehnsucht gestillt.
Dort geschah etwas, was mir noch nie zuvor an einem anderen Ort passiert ist.
Ich habe mich gleich nach der Ankunft auf dieser Insel zu Hause gefühlt,
obwohl es schon dunkel war, als das Flugzeug dort landete.
Außer der tropischen Luft, die mich empfing, dem nächtlichen Konzert der Grillen,
den Kokospalmen am Straßenrand, den Abermillionen Sternen am pechschwarzen Himmel,
konnte ich in der Dunkelheit auf der Fahrt zum Hotel nicht viel wahrnehmen.
Es war eher ein Gefühl.  - Ein Gefühl tief in meiner Seele -
es war das Gefühl angekommen zu sein.
 
Nie wäre mir damals auch nur eine Sekunde in den Sinn gekommen
dass ich eines Tages auf dieser Insel leben und diese Insel
zu meiner neuen Heimat werden würde.
 
 
 
Doch der Traum vom Leben in diesem Insel-Paradies ging nur sechs Monate später
tatsächlich in Erfüllung.
 
Was für ein Glück !
 
*
 
Traurig ist dagegen, dass die Meere inzwischen so zugemüllt werden und
dieser von Menschen produzierte Müll den vielen Meeresbewohnern
immer mehr Lebensraum wegnimmt!
Sollte es nicht wirklich an der Zeit sein, endlich umzudenken ?
Den Konsum einzuschränken und die Profitgier
nicht länger in den Vordergrund zu stellen ?
Die Folgen für die Natur, die Tierwelt und die Menschheit
werden immer schlimmer und
schließlich werden sie nicht mehr aufzuhalten sein.
Die ersten Anzeichen sind ja bereits
überdeutlich zu spüren.
 
(Da schwimmt kein Mensch, sondern eine einsame Boje ;o)
 
 Vorüber die Flut.
Noch braust es fern.
Wild Wasser und oben
Stern an Stern.

Wer sah es wohl,
O selig Land,
Wie dich die Welle
Überwand.

Noch braust es fern.
Der Nachtwind bringt
Erinnerung und eine Welle
Verlief im Sand
 
Rainer Maria Rilke
 
~*~
 
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 
 

2 Kommentare:

  1. Ach, liebe Laura, wie herrlich ... deine Gedanken und Bilder, ich liebe sie.

    Mir geht es auch immer so, wenn ich nach langer Zeit das Meer wieder sehen darf. Sofort kommen mir die Tränen, ich kann sie einfach nicht zurückhalten, so überwältigend sind die Gefühle in mir, die der Anblick dieses gigantischen Naturwunders auslöst. In der Karibik war ich leider noch nicht, aber ich kann mir vorstellen, wie traumhaft es dort sein muss.

    Ein lieber Gruß
    Andrea

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  2. Ach, liebe Andrea, jetzt sind mir - ob du es glaubst oder nicht - die Tränen gekommen. Deine Worte sind immer so anrührend und einfühlsam, dass ich jedes Mal froh bin, wenn es einem anderen Mensch genauso geht wie mir. Das passiert mir sogar manchmal, wenn ich einem lieben Mensch im Wald begegne, den ich lange nicht gesehen habe und mich darüber freue. Es ist mir jedes Mal so peinlich, wenn mir dann die Tränen in die Augen steigen.

    Nachdem ich die Insel verlassen und erst 10 Jahre später noch einmal dorthin geflogen bin, ging es mir auch genau wie Dir. Beim Blick aus dem Kabinenfenster des Flugzeuges, die Insel unter mir aus dem Meer auftauchen zu sehen, war einfach wieder so überwältigend, dass mir die Tränen in die Augen stiegen und mein Herz ganz wild klopfte. Gegen Gefühle ist man halt machtlos.

    Ich freue mich, dass Du die kleine Einschränkung >in der Karibik war ich n o c h nicht< gewählt hast, denn was nicht ist, kann ja noch werden. Und es gibt immer ein erstes Ma. Das Leben ist voller wunderbarer und schöner Überraschungen. Und man trifft im Leben auch immer wieder auf ganz wunderbare Menschen ;o)).

    Danke, dass Du mal wieder hier warst. Ich freue mich sehr darüber und wünsche Dir von Herzen ein gutes
    und angenehmes Wochenende !
    Liebe Grüße schickt Dir
    Laura

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Danke für Deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit für ein paar nette Worte nimmst.

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