einer Frau ist wohl ihr Hochzeitstag.
Ich durfte diesen Tag gleich zwei Mal erleben.
Selbstverständlich war ich beide Male ganz fest davon überzeugt, dass der an diesem
"schönsten Tag" geschlossene "Bund fürs Leben", auch ein Leben lang halten würde.
Ich glaubte fest daran, dass dieses Hochgefühl an diesem Hochzeitstag ein Leben
lang andauern würde und als Romantikerin habe ich, wie wahrscheinlich fast jede Frau,
natürlich von einer Hochzeit "Ganz in Weiß" geträumt.
Doch dieser Traum hat sich bei meiner ersten Trauung in Berlin nicht erfüllt, da sie "nur"
auf dem Standesamt stattfand.
Im berühmten "verflixten 7. Jahr" war es dann vorbei mit der Hochgefühls-Zeit und
den mehr oder weniger glücklichen Jahren einer Ehe. Der Alltag und das, was sich im Laufe
der Zeit so als Eheleben abzeichnete, entsprach so gar nicht meiner Vorstellung von einem
glücklichen Leben zu zweit.
Da halfen auch die umfangreichen kulturellen Angebote, die große Anzahl allermöglichen
Restaurants, das Berliner Nachtleben mit seinen Theatern, Kinos, Discos, Clubs und
Bars nicht, ein wenig Abwechslung in unser Leben zu bringen. Es war die Ehe selbst,
die nicht mehr das war, was ich mir von einer Ehe erhofft hatte.
Und so steuerte ich ohne mir dessen bewusst zu sein, Jahr für Jahr auf das Ende
meiner Ehe zu, ohne den Mut aufzubringen, einen Schlussstrich darunter zu setzen.
Das Schicksal übernahm es schließlich diese Ehe zu beenden.
Das jedoch konnte ich damals an diesem "schönsten Tag" nicht ahnen.
Wie hätte ich damals auch ahnen können, dass sich selbst mein Traum von
einer kirchlichen Trauung "Ganz in Weiß" in genau sieben Jahren und einem Tag -
in einer Entfernung von genau 7.705,07 km Luftlinie noch erfüllen sollte und
dass Ehemann Nr. 1, Ehemann Nr. 2 sogar kennen lernen würde ?
Wie das Leben so spielt !
Barbados im Dezember 1976
Auch diese 2. Eheschließung sollte für immer und ewig sein.
Davon war ich auch an diesem "schönsten Tag im Leben einer Frau" ganz fest überzeugt.
Es war ein glücklicher Tag, ein sehr glücklicher, dieser 2. schönste Tag in meinem Leben,
den wir mit vielen Freunden bis in die frühen Morgenstunden ausgelassen feierten.
Es war ein traumhafter Tag, der sieben Jahre später wieder in diesem "verflixten 7. Jahr",
in einem Albtraum enden sollte.
Denn das Schicksal hatte auch dieses Mal wieder anderes mit mir vor !
Hätte ich das ahnen sollen - können - müssen ?
Das Leben schreibt das Drehbuch und führt Regie -
ich war "nur" eine der Hauptdarsteller !
Dass beide "Hochzeitstage" nicht zu den glücklichsten und schönsten Tage in meinem Leben
zählen würden, sollte ich allerdings erst viele Jahre später feststellen.
Zu der Zeit, als ich geheiratet habe, war ich - so empfinde ich das im Nachhinein, eben noch
viel zu jung, um zu wissen, was wahre Liebe wirklich bedeutet. Später wurde mir auch klar,
dass ich beide Male nicht aus Liebe geheiratet hatte, sondern weil ich verliebt war.
Und das ist ein ganz gewaltiger Unterschied.
Heute würde ich "Verliebtsein" eher mit einer Krankheit vergleichen.
Man hat diese berühmte rosarote Brille auf der Nase. Man fühlt sich wie im Wolkenkuckucksheim.
Man hat Schmetterlinge im Bauch, so ein Kribbeln. Man ist naiv, geblendet und malt sich alles in
den schönsten Farben aus. Die Hormone spielen verrückt. Man durchlebt ein Gefühlschaos.
Ein wahres Wechselbad der Gefühle bricht über uns herein, das einem den Verstand zu rauben
scheint, bis man nicht mehr Herr/Frau seiner Sinne ist und dem Trugschluss unterliegt,
dass das, was man da gerade empfindet und durchlebt, wahre Liebe sein muss.
Man träumt von einem Leben zu zweit, in dem man auf der berühmten Wolke 7, zusammen
bis ans Ende aller Tage dahinschwebt.
Was für ein Irrglaube !
Was einem in jungen Jahren fehlt, ist ganz einfach die Erfahrung.
Denn diese "Verliebt-Sein-Phase" ist natürlich nicht von Dauer.
Irgendwann, spätestens wenn der Alltag einkehrt, wird der Kopf auch wieder klar und
man sieht die Welt um sich herum, den Partner eingeschlossen, mit einem Mal wieder so,
wie sie wirklich ist. Man fällt aus dem Wolkenkuckucksheim auf dieser Wolke 7 zurück
in die Realität. Man wacht aus seinen rosaroten Brillen-Träumen auf und erkennt plötzlich,
dass die Ehe eben kein andauerndes Zuckerschlecken ist, das uns wie unter einer Dopamin
und Serotonin Überdosis, in einen ewigen Glückszustand versetzt.
Erst jetzt beweist sich, ob man auf Dauer zusammen glücklich werden kann.
Denn wahre Liebe muss wachsen und das braucht Zeit - in einer Zeit, in der niemand
mehr Zeit hat - oder sich Zeit nimmt. Und so trennen sich die meisten Paare auch schon
nach wenigen Jahren wieder, weil sich ihre Erwartungen nicht erfüllt haben.
Erst wenn man vor der Ehe eine ganze Weile alleine gelebt hat und dem anderen
ein Freund sein kann, erst dann ist man auch für eine dauerhafte Bindung geeignet.
Denn nur eine echte, wahre Freundschaft hält bekanntlich ein ganzes Leben.
Und Freundschaft ist ein sehr wertvolles Geschenk,
für das man sehr dankbar sein sollte.
Auf keinen Fall sollte man eine Ehe eingehen, aus Angst vor dem Allein-Sein.
Man würde - nur um dem anderen zu gefallen und es dem anderen recht zu machen,
viel zu viel von sich selbst aufgeben und das macht auf Dauer nicht nur krank,
sondern auch unzufrieden und unglücklich.
Solche Ehen sind meistens von Vornherein zum Scheitern verurteilt, weil es sich
weder um Freundschaft noch um Liebe handelt, sondern nur um die Befriedung
der eigenen Bedürfnisse.
Heute, aus der Erinnerung heraus betrachtet, möchte ich allerdings keinen Tag missen,
weder in der ersten noch in der zweiten Ehe.
Ich bereue nicht einen Tag, nicht eine Stunde, denn es gab in all den Jahren
der beiden Ehen auch so viele schöne, unvergessliche, wildromantische, aber eben auch
tragische und traurige Momente.
Es waren gerade die Hochs und Tiefs in meinem Leben, die es so lebenswert und
reich gemacht haben und dafür bin ich unendlich dankbar.
~*~
Wer gerne erfahren möchte, wie der im obigen Foto festgehaltene Hochzeitstag
verlief und dass es drei Tage zuvor noch so aussah, als würde die Hochzeit gar
nicht stattfinden, der sollte einfach mal wieder reinschauen ;o).
Aber hier lesen ja eh nur ganz wenige Besucher|innen mit :o)
J
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