Mittwoch, 10. Oktober 2012

Melancholie



Wenn die fröhlich beschwingte Sommerzeit geht und die Wärme mitnimmt,
ist es, als würde sich eine gute Freundin verabschieden.
Gut zu wissen, dass sie im nächsten Jahr wiederkommt.
Dabei ist mir der kühlere Herbst, der uns meist stürmische, trübe, graue und
regnerischen Tage beschert, nicht weniger willkommen.
Auch die Freude an Spaziergängen mit den Hunden am See und
durch den Wald wird dadurch keineswegs getrübt.
Trotzdem verbringe ich jetzt wieder mehr Zeit im Haus.
Im Garten gibt es jetzt sowieso nicht mehr viel zu tun, außer ab und zu
das Laub vom Rasen, den Wegen und den Terrassen zu fegen
und Holzscheiten für den Kamin reinzuholen.
Vor allem nachmittags, nach getaner Hausarbeit, macht sich jetzt manchmal
eine leise Melancholie bemerkbar, die sich auch auf meine Gedanken auswirkt
und sich der Herbstzeit anpasst.
Ich werde ruhiger, still und kehre wieder mehr in mich zurück.
Oft sitze ich dann im Ohrensessel am Kamin und schaue aus dem Fenster.
Ich schaue zu, wenn der Regen auf die Terrasse prasselt und der Sturm die
Bäume verbiegt.
Dabei gehen meine Gedanken nicht nur auf eine Reise in die Vergangenheit,
nein, ich schicke sie ab und zu auch mal in die Zukunft.
Zukunft, das bedeutet – älter zu werden - alt zu werden -  alt zu sein.
Wie wird das wohl sein, alt zu sein'?
Wo fängt ‚alt sein' überhaupt an?
Ab wann ist man wirklich‚alt’?
„Man ist so alt, wie man sich fühlt.“ heißt es.
Wenn das so ist, dann kann ich ohne weiteres behaupten,
dass ich mich keinen Tag älter als 45, na ja, sagen wir mal lieber 50 fühle.
Jedenfalls gehöre ich der Generation 50plus an.
Okay, okay, - um ehrlich zu sein sind es schon 60plus.
Für ein Kind bin ich somit schon eine Oma oder Uroma;
für Neunzigjährige wahrscheinlich noch relativ jung.
Warum fällt es uns nur so schwer, uns zu unserem wahren Alter zu bekennen?
Und warum freuen wir uns so, wenn wir jünger geschätzt werden, als wir sind?

Manchmal frage ich mich auch, ob ich überhaupt ‚alt’ werde
und wie lange ich wohl noch auf diesem wunderbaren Planeten Erde verweilen darf.
Zumal einige meiner Freundinnen und Freunde diese Welt bereits verlassen haben.
Sie waren auch noch nicht ‚alt’.
Meine Freundin Marianne war erst 61, als sie starb und
zwei gute Freunde haben ‚nur’ ein Alter von 53 Jahren erreicht.
Die Welt aber bleibt nicht stehen, sie dreht sich weiter, immer weiter.
Mit einigen meiner Freunde habe ich mich schon mal über das Sterben
und den Tod unterhalten. Sie glauben fast alle an - nun sagen wir mal -
so eine Art Wiedergeburt, zwar nicht im herkömmlichen Sinne,
aber sie meinen, dass wir irgendwie, irgendwo in ein "anderes Leben"
übergehen.

Ich kann mich mit diesem Gedanken nicht so recht anfreunden, auch wenn
ich nichts für unmöglich halte. Alles ist möglich und nichts ist unmöglich.
Schon Goethe meinte, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt,
als unsere Schulweisheit uns träumen lässt.
Heute wissen wir bereits wesentlich mehr, als zu seinen Lebzeiten,
dennoch bleibt das Meiste in diesem Universum ein Rätsel.
Wissenschaftlich ist es so gut wie ausgeschlossen, dass es so etwas wie
eine Wiedergeburt gibt - aber Wissenschaftler sind auch nicht allwissend.

Was ist die Seele?
Wo kommt sie her? Wo geht sie hin?
Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren.
Eins steht allerdings fest -
wir alle werden diesen wunderbaren Planeten Erde eines Tages verlassen,
wie schon so viele vor uns – Grund genug also jeden Tag, den wir auf dieser
wundervollen Erde verweilen dürfen, zu genießen und dankbar zu sein.

Aber wer weiß, vielleicht sehen oder hören wir uns ja tatsächlich
alle eines Tages wieder und können dann fröhlich weiter bloggen.

Mit meinen Freunden habe ich mich jedenfalls schon zu einer großen Party
im Jenseits verabredet – aber das hat hoffentlich noch ein paar Jahre Zeit.


Bis dahin – macht’s gut, ihr da oben - oder wo immer ihr auch gerade seid.
Ich denke an Euch - until we meet again!


Auf diesem wunderschönen Planeten Erde verweilen zu dürfen ist
keineswegs selbstverständlich,
denn nichts vergeht so schnell wie die Zeit.


Macht Euch einen schönen Tag und lasst es Euch mal so richtig gut gehen.

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Spruch für den Tag:
Menschen mit Phantasie langweilen sich nie.
Jakob Boßhardt
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7 Kommentare:

  1. Liebe Laura,
    wenn es möglich ist, das Leben jetzt, im hier und heute bereits als einen ständigen Wandel anzusehen, dann verliert der Tod seinen Schrecken. Alles ist nur ein Übergang, von einer Stufe zur nächsten. Tag und Nacht,die Jahreszeiten,Ebbe und Flut ... die Natur lebt es uns vor, nichts geht verloren.Es ist ein ständiger Kreislauf und auch wir sind darin eingebunden.
    In jedem Moment unseres Lebens verändert sich etwas in uns, nur nehmen wir es garnicht wahr.
    Lassen wir uns fallen und vertrauen darauf, dass alles gut und richtig ist, dann ist das Leben ein großes Fest
    Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag und sende herzliche Grüße an Dich
    Joona

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    1. Wie wunderbar Du das beschrieben hast, liebe Joona. Es ist auch nicht der Tod, den ich fürchte, sondern das Sterben als solches und es macht mich manchmal schon etwas traurig, wenn ich daran denke, diese wunderbare Welt eines Tages verlassen zu müssen, ob ich will oder nicht. Auf der anderen Seite denke ich, dass wir je älter wir werden und je schlechter es uns gesundheitlich geht, wir vielleicht froh sind, erlöst zu werden. Was für ein Thema ! Aber das bringt der Herbst wohl so mit sich.
      Völlig richtig, lassen wir alles einfach auf uns zukommen - so habe ich es eigentlich mein ganzes Leben lang gehalten und damit keine schlechte Erfahrung gemacht. Man muss nur seiner inneren Stimme vertrauen - , ein wenig Geduld haben und warten können, dann liegt man eigentlich immer richtig.
      Danke für Deine Zeilen. Ich freue mich immer sehr über einen solchen Gedankenaustausch. Ich lerne unendlich viel daraus.

      Dir nochmals gute Besserung. Ruhe und gute Pflege sind jetzt wichtig für Dich.

      Liebe Grüße
      Laura

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  2. Guten Morgen liebe Laura
    Die Welt verändert sich Tag für Tag und wir dürfen daran teilhaben. Was macht das Alter aus? Die Zahl der Jahre, die grauen Strähnen in den Haaren oder die Weisheit schon eine lange Zeit auf Mutter Erde zu sein.
    Ich bin Oma und Uroma, deshalb muß ich mich nicht alt fühlen, obwohl schon wieder eine Null kommt.
    Meine Enkeltöchter freuen sich immer, wenn sie was für festliche Anlässe brauchen in meinem Schrank zu schauen, denn noch habe ich ja ihre kleinen Größen. Sie sagen immer:gut das Du keine Omasachen trägst.

    Doch im Laufe der Zeit war auch oft der Abschied zu Gast, liebe Freunde, die jünger waren als ich mussten schon gehen und ich habe mich gefragt "Warum". Gibt es etwas danach, treffen wir all die lieben Menschen wieder um die wir jetzt trauern? Ich weiss es nicht.

    Wenn es so ist, freuen wir uns auf ein großes Fest mit viel Licht und Freude, an dem alle unsere Lieben dabei sind.

    Wer weiß schon wie lange wir auf Mutter Erde sein dürfen, geniessen wir jeden Tag aufs neue und erfreuen uns an ihre Schönheit und Vielfalt.

    Mach Dir einen schönen und gemütlichen Tag und sei ♥ lichst gegrüßt
    Angelika

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  3. Nein, nein, liebe Angelika, ich beklage mich ja nicht über das Älterwerden. Eigentlich empfinde ich das Leben gerade jetzt als besonders lebenswert und genieße es schon deshalb so sehr, weil ich jetzt die Zeit habe, die Dinge zu tun, die mir besonders viel Freude bereiten. Das Alter als solches spielt dabei keine Rolle. "Nicht die Jahre zählen im Leben, sondern das Leben in den Jahren." (Phil Bosman) Und mein Leben war bisher so ausgefüllt und ist so reich, dass ich unendlich dankbar bin.
    Nur wird mir die Endlichkeit meines Lebens immer bewusster und darüber denke ich halt hin und wieder mal nach - wie das alles so sein wird, wenn ich alt bin und was da so auf mich zukommt.
    Jetzt aber Schluss mit diesem Thema - genießen wir diesen herrlichen Sonnentag und gehen raus in die Natur.
    Hab einen solch schönen Tag und genieße ihn.
    Liebe Grüße
    Laura

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  4. Ein großes Thema, liebe Laura. Ein Thema, das man kaum im Kommentarfeld und gerade eben mal im Vorübergehen abhandeln kann.
    Sicher ist's auch kein Trost, wenn ich sage, dass diese Gedanken über unsere Endlichkeit immer mal wieder - und auch öfter mit zunehmendem Alter - kommen. Es gibt Tage, da versetzen sie mich in helle Panik, und es hilft nur, schnell an etwas anderes zu denken, mich beschäftigen, etwas tun und schaffen, was bleibt (auch wenn es mich längst nicht mehr gibt). Irgendwie gibt mir das Halt und Kraft und Mut und irgendwie werden wir so auch ein kleines Stück eben doch nie tot sein.
    Und das gleiche wünsche ich auch dir.
    Oh, was für ein Thema.
    Verzeih mir, aber ich möchte es nicht vertiefen. Momentan nicht. Vor 2 Jahren nämlich kam Herr Waldflüstern als Wrack aus der Klinik (nach 2 unverschuldeten Unfällen) und diese schreckliche Zeit des Hoffen und Bangens und Fürchtens, die steckt in den Knochen. Gerade jetzt, wo es sich wieder jährt. Aber auch das Schreckliche hat sein Gutes: man wird demütig und lernt das Leben umso mehr schätzen. Und man findet auf einmal Kräfte, ungute Dinge zu ändern. Aber das ist nun am Thema völlig vorbei. Entschuldige, es geht mir momentan nur auch so extrem durch den Kopf.
    Herbstgrübeltage.

    Themawechsel: Ich freue mich auf dein Kaminzimmer!!!!!!!!!!! *smile*

    Lieber Gruß
    Sally

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  5. Nein, es ist eigentlich kein Thema für den Kommentarbereich, liebe Sally, daher ist es auch nur zu verständlich, dass Du es nicht vertiefen möchtest. Aber es waren nun mal meine Gedankken an diesem Tag. Ich danke Dir trotzdem sehr für Deine Zeilen, aber bitte fühle Dich dazu niemals verpflichtet.
    Es ist schlimm, was Du durchstehen musstest. Ganz schlimm und eine extreme Belastung. Da braucht man viel, viel Kraft und Stärke. Gut, dass Du diesem Schicksal auch noch etwas Gutes abgewinnen konntest.
    Schrecklich, gleich 2 Unfälle !! Hoffentlich hat sich Herr Waldflüstern wieder ganz davon erholen können - körperlich und seelisch - ach, das tut mir sehr leid. Ja, das braucht Zeit !

    Die Kaminstube wird wohl noch etwas warten müssen - zur Zeit bin ich ehrlich gesagt noch nicht in der richtigen Stimmung - aber das kommt schon noch.

    Ich wünsche Dir und Herrn Waldflüstern alles Liebe und Gute und viel Kraft.
    Ja, ja, die Herbstgrübeltage - wird Zeit, dass der Dezember mit all seiner Vorfreude auf Weihnachten kommt - aber das ist wohl noch ein bisschen zu früh . Kopf hoch, liebe Sally, alles wird gut!!!

    Liebe Grüße
    Laura







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  6. Liebe Laura,

    deine melancholischen Gedanken zum Leben, Sterben und dem Leben danach.... haben mich sehr berührt.
    Wir sollten das Leben feiern- jeden Tag, den wir auf unserem wunderschönen Planeten verbringen dürfen!

    Es ist nicht immer leicht, das Leben...... aber es ist es wert, jeden Tag bewusst und dankbar zu leben.
    So viele Höhen, Tiefen, schwere Zeiten, leichte Zeiten, Krankheiten, Trauer, Glück etc. wollen gelebt werden.
    Egal, was auch nach dem Leben kommt, ob es eine Wiedergeburt gibt oder nicht, wir müssen es nehmen, wie´s kommt,
    wir haben keine Wahl. Wir können aber jeden Tag mit allen Sinnen ganz bewusst leben und das Beste aus ihm machen!

    Liebe Grüße

    von Milka

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Danke für Deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit für ein paar nette Worte nimmst.

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