Montag, 2. April 2012

Die Zeit und Freunde.


Zu meinem heutigen Geschreibsel hat mich eine Bloggerin mit ihrem Beitrag
„Die Narrenfalle“ inspiriert. So wie sie Leute kennt, die heißbegehrt und viel
beschäftigt sind, ständig mit dem Handy am Ohr herumlaufen und unter
Termindruck stehen, (solche Menschen kannte ich übrigens auch), sind mir
Menschen begegnet, die sich langweilen und nichts mit ihrer Zeit anzufangen
wissen. Das kann im Grunde genommen jeder halten, wie er mag.  Die einen
sind ständig auf der Flucht vor sich selbst; sie rennen los, ohne in ihrer Eile
zu wissen, wohin. Sie wollen nichts verpassen und müssen meistens dort sein,
„wo gerade was los ist“. Sie befinden sich sozusagen auf einem Irrweg. Wer
aber rast- und ziellos herumirrt, kommt nirgendwo an und wird irgendwann
erschöpft auf der Strecke bleiben.  Es sind Menschen, die ohne es zu merken,
am Wesentlichen vorbeihasten  - immer dem eigenen Chaos entgegen.
  
Die anderen sind diejenigen, die ihre kostbare Lebenszeit totschlagen, weil sie
ebenfalls nicht wissen, wohin. Auch sie befinden sich auf einem Irrweg, denn
sie drehen sich im Kreis. Sie wissen nichts mit ihrer Lebenszeit anzufangen
und langweilen sich »zu Tode«.
Diese Menschen haben oft die Angewohnheit, anderen Menschen die Zeit zu
stehlen, weil sie es mit sich selbst nicht aushalten. Wenn man sie zufällig trifft,
möchte man am liebsten die Straßenseite wechseln und so tun, als hätte man
sie nicht gesehen, denn sie reden und reden und reden, ohne Luft zu holen
und ohne etwas zu sagen oder nur übe sich selbst.
Ich habe Leute gekannt, die aus Langweile so lange herumtelefonieren, bis
sie ein Opfer gefunden haben, dem sie die Zeit stehlen können.
Als höflicher Mensch, der erzogen wurde andere Menschen zu respektieren,
ist es mir anfangs sehr schwergefallen, solchen Menschen aus dem Weg zu
gehen, bzw. nicht das Telefon abzunehmen, wenn deren Telefonnummer auf
dem Display erschien. Inzwischen schaffe ich das mühelos. Es war ein langer
Weg für mich, bis ich in der Lage war „nein“ sagen zu können. Aber irgend-
wann war mir meine eigene Lebens-Zeit einfach zu kostbar, um sie mir von
anderen stehlen zu lassen. Menschen, die ihre Lebens-Zeit mit Langeweile
totschlagen und meinen, sie könnten sich ihre Zeit auf Kosten meiner
Lebenszeit vertreiben, haben bei mir keine Chance mehr.

Es gibt aber auch Menschen, die auf der Stelle treten. Auch sie wissen
nicht wohin. Das sind Menschen, die in der Hoffnung Anerkennung und
Bewunderung zu finden, ständig und überall mit ihrem Wissen und Können
glänzen müssen. Sie fühlen sich so wohl in der Rolle von allen bewundert
zu werden, dass sie gerne für alle Zeit an dieser Stelle verharren. Sie
umgeben sich auch am liebsten mit Gleichgesinnten, denn sie bewundern
andere sehr für deren Wissen und Können und eifern ihnen gerne nach.
Frei nach dem Motto: Du bewunderst mich und ich bewundere dich. Sie
glauben, je mehr sie von anderen bewundert werden, um so erfüllter sei ihr
Leben.
Das Gegenteil ist der Fall, denn bleibt diese Anerkennung und Bewunderung
eines Tages aus, fallen sie in das tiefe Loch, das sie sich durch ihr eigenes
auf-der-Stelle-treten, selbst geschaffen haben.
Ich habe in meinem Leben nur einen einzigen Menschen gekannt, der nie
ein unüberlegtes Wort gesagt hätte und nie ein Wort zu viel. Alles, was er
sagte, war wohldurchdacht und er kam mit allem, was er sagte, immer
genau auf den Punkt. Selbst ein überflüssiges Wort war für ihn schon Zeit-
verschwendung.
Da ich mir meine Lebenszeit auch nicht mehr von anderen stehlen lassen
möchte, habe ich im Laufe der Jahre meinen Bekanntenkreis komplett
entrümpelt und mich immer  mehr zurückgezogen. Das mag sich vielleicht
brutal und egoistisch anhören, für mich aber war es eine gute Entscheidung.
Jetzt genieße ich die Stille, die Ruhe und den Frieden.
Mit anderen Worten - ich habe mich längst auf den Pfad der Langsamkeit
begeben und fühle mich dort äußerst wohl - auch wenn ich manchmal viel
zu tun habe. Man nimmt einfach mehr wahr, wenn man langsamer geht und
die Stille auf sich wirken lässt.

Freunde und Menschen, die mir etwas bedeuten, die mir ans Herz
gewachsen sind, die Ecken und Kanten - und etwas zu sagen haben, von
denen ich lernen kann, die mich inspirieren, die meine Hilfe brauchen,
oder für die ich einfach nur da sein kann, können mich zu jeder Tages-
und Nachtzeit erreichen, denn sie sind mir so wichtig, dass ich ihnen
jederzeit gerne meine Zeit schenke.
Nur lasse ich mir von niemandem mehr meine Zeit stehlen.

Die Zeit und Freunde sind die kostbarsten und wertvollsten Geschenke in
unserem Leben. Für beides sollten wir sehr dankbar sein. Wir sollten mit
unserer Zeit und unseren Freuden bedachtsam und sorgsam umgehen, denn
weder die Zeit, noch unsere Freunde sind selbstverständlich.
Je älter ich werde, umso mehr weiß ich den Wert einer Freundschaft zu
schätzen und die Zeit, die mir geschenkt wurde, zu nutzen.
Wie traurig muss es sein, eines Tages festzustellen, dass man keine
Freunde hat, weil man sich für Freundschaften keine Zeit genommen hat.


Wünsche einen rund um die Uhr bedachtsamen Tag
Carpe Diem

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Spruch für den Tag:
Gönne dir einen Augenblick der Ruhe und du begreifst,
wie närrisch du herumgehastet bist

Laotse
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3 Kommentare:

  1. Guten Morgen liebe Laura
    Sehr treffend bemerkt Dein heutiger Eintrag im Blog.
    Ich denke in der Mitte seines Lebens erkennt der Mensch, was ihm wichtig ist. Das "nein" sagen mußte ich auch erst erlernen, doch mitlerweile gehört es dazu und ich kann damit umgehen.
    Entrümpeln der Bekannten und Freunde, ist ein wichtiger Schritt mit der Erkenntnis, welche Menschen uns im Leben wichtig ist, an die anderen sollten wir wirklich keine Zeit verschwenden, denn wahre Freunde erkennen wir erst im Laufe der Zeit.
    Wünsche Dir einen schönen Tag, liebe Grüße
    Angelika

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  2. Liebe Laura,
    du hast es genau auf den Punkt gebracht. Wir alle müssen erst lernen wie wichtig unsere Zeit ist und wofür wir sie verwenden möchten.

    Auch ich mußte erst nein sagen lernen, dadurch entrümpelte sich manches ganz von selbst,was blieb, war und ist mir wichtig.

    Herzliche Grüße Dagmar

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  3. Liebe Angelika, liebe Dagamr, danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, mein Geschreibsel zu kommentieren. Weniger ist eben oft mehr. Das trifft aus vieles zu.
    Habt einen schönen Tag und lasst es euch gut gehen.
    Liebe Grüße
    ~*Laura*~

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Danke für Deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit für ein paar nette Worte nimmst.

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